Mittwoch, 12. Juni 2013

Alles Auslegungssache



Es ist ja eigentlich ein Winterspiel. Aber Alisa und Conroy finden es ziemlich ungerecht, dass es noch zwei lange Jahreszeiten im Karton verbringen soll, nur weil gerade Sommer ist.

Da haben sie die ganzen Puzzleteile gleichmäßig auf dem Betonboden verteilt, mit der bunten Seite nach oben gelegt und versuchen jetzt, sich ein großes Bild zu machen. Als Erstes legen sie den Rand und das Ganze wird immer länger. "Das ist wohl ein Bodenläufer," stellt die kleine Bärin fest. "Stimmt," nickt Conroy: "Es sind ganz viele Schlittschuhläufer zu sehen."

Sie sind schon weit gekommen mit den ganzen Tieren auf Kufen, die über einen zugefrorenen See gleiten. Dem Eisbär fehlt ein Hinterteil. Die drei laufenden Schweinchen sind noch etwas kopflos. Und das Lamm glitscht auf ein großes Loch zu. Alisa dreht noch mal das große Pappteil. Vielleicht fahren ja einige Mützenaffen besser auf dem Kopf ... doch nee! Das passt so immer noch nicht.

Sie bemerken Frau Fuchs erst, als sie versucht, ganz schnell an Ihnen vorbei ins Haus zu kommen. Leider gibt es keinen anderen Weg aus dem Garten, deshalb beschleunigt die rote Spitznase noch einmal hurtig ihren Schritt.

Doch die Dame hat Pech, denn kleine Petze sind leider immer sehr neugierig und haben plötzlich ganz viel Zeit.

"Hallo Frau Schlaufuchs, wo wir sie gerade sehen," stoppt sie Conroy. "Wir haben da noch eine Frage." Alisa nickt: "Wir wollten das nämlich immer schon mal wissen." Die Petzeline ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen: "Und da fragt am besten immer Klugtiere." Kleine Bären verhaspeln sich immer, wenn sie stattdessen  'Innelligentzbästje' sagen wollen.

Doch vorher deutet das Bärenmädchen freudig auf den stattlichen Schweif, als sie Frau Fuchs umkreist: "Ohh, du hast ja einen Fuchsschwanz! Kommt der ans Auto?" Ihr Schwanz ... nein, auf keinen Fall ... den braucht sie doch selber. Die Füchsin wirbelt herum, um es dem Frechdachs ins Gesicht zu sagen, doch die kleine Petzin ist schon wieder weg.

Aber das ist ja gar nicht die Frage. Die beiden Bären wundern sich schon länger über die Kopfbedeckung: "Fuchs, du hast das Huhn gestohlen? War denn Gans schon aus?" Das haben sie im Bärenkindergarten doch ganz anders gelernt: "Oder gehört das einem Hühnerhund, der jetzt einen Hutraub melden muss?"

"Das ist mein Hut, da ist gar nichts gestohlen!" schnappt die entsetzte Rothaut. Das ist doch unglaublich, wie diese kleinen Rotznasen alles verdrehen und sie durcheinanderbringen.

Doch kleine Petze wollen es einfach nur ganz genau wissen: "Wenn das ihr Hut ist, machen Sie doch mal ein Hutgesicht." Die herausgeputzte Dame wird gleich doch noch fuchsteufelswild. Sie hat einen Hühnerhut, ja! Denn Gans kann ihr gestohlen bleiben. Aber das beruht ja auch auf Gegenseitigkeit. Sie kennt auch keine Gans, die eine Füchsin zur besten Freundin will.

Das ist es doch wohl für heute gewesen ... oder stopp, Conroy beugt sich vor: "Das ist doch ein Schafspelz ... Gibt es einen Fuchs im Schafspelz? Was sagen denn die Wölfe dazu?" Das sind doch wohl alles auch Raubtiere. Und so ein Pelz wird im Sommer sicher schnell zur heißen Ware. "Eine Frage, ihr habt gesagt: eine Frage." flüstert die arme Füchsin. Das ist nur für kleine Bären einfach unmöglich, weil es doch immer interessanter wird: "Bekommt denn auch ein Schlaufuchs Gänsehaut und Hühneraugen oder nur einen Ganztier-Federhut?"

Überhaupt: wenn ein Fuchs mit leeren Pfoten aus dem Garten kommt, dann sind ihm die Früchte dort sicher viel zu hoch. Es müssen ja nicht immer ganz fabelhafte Trauben sein, es gibt ja auch Kirschen und Brombeeren. Geben diese kleinen Plagegeister denn überhaupt keine Ruhe: "Ach was, die sind einfach unreif und noch ganz sauer!" Conroy nickt bedeutsam Alisa zu: "Das sagen sie immer!"

"Wieäh örgbl mmh üürks?" Warum ist sie nur in diesen Fuchsbau gezogen?

"Ich muss dann mal," Frau Fuchs winkt hektisch mit der Pfote. "Ähh, keine Zeit mehr ..." Die neugierigen Fragebären bringen sie jedes Mal irgendwie durcheinander "... und für alle Fälle schon mal: Gute Nacht!" Na hoffentlich.

So ein roter Hasenfuß. "Aber wir doch nicht!" Die Bären sind entrüstet, dass gerade eine Schlaufüchsin sie mit Schlappohren verwechselt: Als wenn sich hier Fuchs und Hase ständig 'Gute Nacht' sagen würden. Es passiert schon was und außerdem ist es draußen gerade ganz hell und sie müssen noch lange nicht ins Bett. Sie haben auch vorher auch ganz viel zu tun ... sie haben ja nur eine Pause gemacht.

Die beiden widmen sich wieder der winterlichen Auslegeware. Sie müssen jetzt ganz kühl wichtige Entscheidungen fällen. Da fehlen doch immer noch einige Teile.


Fotos W.Hein

Alisa und Conroy sind originale Rica-Bären mit ganz eigenen Gedanken im kleinen Bärenkopf und Frau Fuchs sehnt sich immer häufiger nach Perm zurück. Von dort hat sie Natasha Kataeva nach Münster mitgenommen und dann zu uns auf den Weg geschickt.


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