Samstag, 14. April 2012

Bär fehlt




Da steht ein Großpetz mit Tröte mitten im Garten. Gerade saß er noch in Münster auf einer Kuppelveranstaltung zur Bärenvermittlung und hat gehört, dass es viele Brüder und Schwestern hier geben soll. Kaum angekommen musste er doch noch eine Jacke überziehen, bevor er losstürmen konnte: "Geronimo, ich komme!"


Er setzt die Blechpuste an und spitzt die Lippen. Ein klagender Laut schwillt schnell an zum markerschütternden Trompeten. Der Bär holt noch mal tief Luft und schmettert eine weitere Fanfare ins dichte Grün. Aufgeschreckt stieben ein paar Meisen auf und im Unterholz rascheln fluchtartig die Amseln. Das Federvieh ist jetzt davon, jetzt können die Fellohren kommen. Er presst ein weiteres Mal das Mundstück auf die Schnauze und bläst mit dicken Backen so laut er kann bis der Ton schnappend überkippt.


Das Hornsignal sollte doch klar sein: 'Bär fehlt'. Er weiß, dass besonders die Jäger viele Lautmalerien kennen: 'Sau tot', 'Hase auch', 'Hirsch von rechts' oder 'Wildwechsel auf der B6' und 'mit dem Q7 frontal erlegt'. Ganz leise klingt das 'Fuchs und Hase gute Nacht'-Schlaflied. Aber seine schauriglaute Blechblasorgie kann doch wohl nur eines bedeuten: 'Bär fehlt'. Der große Braune blickt noch mal in die Runde, bevor er die Tatze hebt für ein weiteres Suchkonzert der schrägen Tröttöne.


"Bastian komm wieder rein." Der so gerufene Bär schaut sich noch mal in die Runde. Hier ist kein Schnitz Fell zu sehen und kein Mucks oder gar Brummen ist zu hören. Dann geht er jetzt eben ins Haus und wird dort wieder ins Horn stoßen. Das wird sicher ganz schön laut.


Bastian ist ein schon ziemlich stattlicher Rica-Bär, da musste schon ein wenig überlegt werden, ob überhaupt noch genug Platz in der Bärenrotte ist. Das Blechblasinstrument hat er schon von der 'Teddy Bär Total' mitgebracht und vielleicht hat es mit den schmetternden Hornisten der Kavallerie in den Westernfilmen zu tun, dass er eigentlich als 'Geronimo' zu uns gekommen ist. Dann wäre es ein Beutestück für einen unerschrockenen Apachenbären. Und in seinem Elternhaus in Detmold ist es jetzt etwas stiller geworden.

Fotos: W.Hein


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