Samstag, 24. September 2011

Langohren und Kuhjungen




"Alle Langohren zu mir!" 'Der mit dem Hasen maust' trippelt
ungeduldig von einem Hinterlauf auf den anderen. Sein Stamm
hat heute mal wieder ganz lange Mokassins an. Dabei hat doch
schon jeder seine Wasserpistole und könnte längst auf dem
Kriegspfad schleichen.


"Na endlich!" Die ersten Langohren und der naseweise Praktikant
tappen schlaftrunken in die Grassteppe. Der eifrige blaue Krieger
zetert: "Der frühe Vogel fängt den Wurm." 'Lila Lotte' hätte
lieber einen Milchkaffe mit Schokobrötchen. Das hat man nun
von den ganzen Federn im Fell. Jetzt soll sie wie so ein
fliegender Flattermann diese ekligen Mini-Schleimschlangen
picken ... Ihhgittegitt!


Wenn sich jetzt nun auch die anderen Langohren aus den
Federn in die Federn bequemen würden, müssten sie nur
noch die pelzigen Bleichgesichter suchen. Die werden dann
richtig nass gemacht und sie werden ein gellendes Kampfgeheul
anstimmen. Und dazwischen graben sie das Kriegsbeil aus oder
holen es besser aus dem Schuppen. 'Der den Hasen maust' hat
sich das alles ganz genau überlegt. Das meiste jedenfalls. Die
restlichen Kleinigkeiten könnte er endlich klären, wenn diese
müden Schlappohren auftauchen würden ...


Der alte Medizinmann neigt langsam den Kopf. Ein tiefer
Stoßseufzer bringt keine Erleichterung. Kaum halten die
jungen Hüpfer ein buntes Plastikding in den Pfoten, kann man
mit ihnen kein vernünftiges Wort reden: das Wort 'Frieden'
zum Beispiel finden die eifrigen Boten des nassen Todes
jetzt gerade sterbenslangweilig.


Der restliche Stamm ist dann auch auf die Pirsch gegangen.
Doch den hektischen blauen Nagetierhasen haben sie schon mal
vorausgeschickt. Er kann schon mal kundschaften, präriespähen
und spurenlesen. Sie wollen inzwischen dieses Kriechhackerteil
suchen. Hoffentlich braucht man dafür nicht erst einen
Kampfspaten, um es auszubuddeln.

Aber ohne so ein Hackebeil für sauber erklärte Kriege gibt es
wohl kein ordnungsgemäßes Abspritzen der Bleichbären. Und
dann darf man auch keine Gefangenen machen, die nach
so'nem 'Genfer Völkerballrecht' (was immer das ist) gepiesackt
werden, um die Geheimnisse zu verraten. Der namenlose
Hasenkrieger würde für das Piesacken ja eine von seinen
bunten Federn nehmen. Denn schließlich ist auch er an
den Fußsohlen so kitzlig ... Hihihiuaah. "Ist was?" fragt die
weiße Häsin. "Äh, neihihihihin ..."


Eigentlich hat der Nachbarjunge nur neugierig mal
vorbeischauen wollen. Plötzlich hat ihm jemand eine
Wasserwumme in die Hand gedrückt. Und jetzt fragt
er sich, wohin ein armes Schwein gehört? Langohr
oder ein pelziges Bleichgesicht?


Die Jungs werden diese Langohren in Grund und Boden nässen.
'Little Muck' und ' Old Madengesicht' haben schon im letzten Jahr
dem mausenden Hasen ihr Wasserzeichen eingespritzt. Max und
Benny können es gar daher nicht erwarten, sich jetzt die ersten
eigenen Sporen als Schnellschießer zu verdienen.


Max stupst den Benjamin in die Seite. "Wir werden diesen bunten
Hasenstamm schon die Ohren langziehen." Sein Bruder deutet auf
sein rotes Schießplastik: "Denen ziehe ich einen nassen Scheitel
zwischen die Löffel." Er hat schon die zweite Wasserladung im Tank.
Die erste Munition hat der Jungbär zum Üben auf Fluginsekten
und Asseln genutzt. Das meiste ist zwar an irgendwelchen Blättern
hängengeblieben und abgetropft. Aber ein Meisterschütze ist
'Benny the Kid' dennoch ... denn der Stamm der Federkarnickel
sind doch so viel größere, hüpfende Zielscheiben.


Plötzlich zeigt 'Little Muck' aufgeregt ins grüne Dickicht.
"Indianer!" Er hat die ersten Feinde gesichtet.


Es sind die ratlosen Langohren, die immer noch dieses
wahrscheinlich weggebuddelte Kriegsbeil suchen. Sie
muffeln mit ihren schwierigen Arbeitsbedingungen. Blöd,
dass man als ordnungsliebender Indianer nicht einfach
rumspritzen, martern und pfählen darf ... den Feinden
Glatzen frisieren für Skalps geht auch nicht ... Menno!
Nur 'Hase der seinen Namen nicht kennt' kichert die
ganze Zeit in sich hinein.


Die Hütejungen zücken die Colts und gehen für den
Angriff in Stellung. Die geballte Feuer- ... äh ... Wasserkraft
wird gleich auf die Federhüpfer niederprasseln.


Aber diese Naturvölker schlagen sich sofort in die Büsche ...


Die Hütejungs sind sprachlos, bevor der erste Schuss
gefallen ist, ist niemand mehr zu sehen.


"Hier ist auch niemand zu sehen!" Irgendwie haben sich 'Big Al'
und Rosalie im Garten verlaufen. Denn weder die Hutbande
noch eine wilde Hasenmeute kreuzen bisher ihren Weg.

"Meinst Du, sie finden uns noch?" Rosalie späht ins dichte
Grün und hofft auf ein Rascheln oder knackende Zweige.
So allein ist so ein Kuhjungenausflug noch ziemlich öde.

Fotos: W.Hein

Der Wilde Westen beginnt im eigenen Garten und eigentlich ist es nur der
Fototest nach der mehrstündigen Anprobe, bis alle Hasen und Bären mit
Federschnüren, Hüten, Fransenwesten und bunten Totems am Bande
ausgestattet waren.


2 Kommentare:

HaBseligkeiten hat gesagt…

....bei diesem wilden Westspektakel wär ich gern der zweite naseweise Praktikant gewesen ;)

......einfach nur genial!!

Grüße von Heidi

Unknown hat gesagt…

Oh, was ist das süß erzählt.

Gruß Carmen