Sonntag, 28. August 2011

Mädchenfußball



Der geölte Sauseblitz ist wieder unterwegs. Marie pest mit
dem Dreirad über die Betonfläche mitten im Grünen.
Raff Raff muss ganz schön wetzen, um da noch mitzuhalten.

Das Frotteetier ist überglücklich, dass die kleine Bärin
endlich mal wieder das Dreirad in einen sonnigen Garten
geschleppt hat und dann Raff Raff nachgetragen hat. So tollt
der rote Langhals jetzt kreuz und quer über die Piste und
achtet nicht immer so genau darauf, wo die Marie umherdüst.

"Achtung! Platz da!" ruft der flinke Brausepetz, als er
scharf bremsen muss, um dann mit einem kniffligen
Halsüberkopfschlenker einem unachtsamen Kuscheltier
auszuweichen.

"Raff Raff, du darfst mir doch nicht vor die drei Räder laufen,"
warnt die kleine Bärin die ungestüme Wildwechslerin.
"Ich habe zwar einen Schutzengel am Lenker, aber der reicht
nur für mich."

Da kann der Schutzengel nur zustimmen. Mehr als die
schnelle Marie geht nun wirklich nicht. Abgesehen davon,
dass auch einem Flügelhelfer bei diesem Herumrasen
immer ein wenig übel wird.

Also rennt Raff Raff dann lieber nur hinter Marie,
als die wieder im Sauseschritt losstürmt. Da muss
das Frotteetier jetzt aber viel besser aufpassen, um
bei dem ganzen Zickzack den Anschluß zu halten.

Marie hat ihren Schutzengel. Nelleke will zu
ihrer Freundin auf der Betonfläche und hat etwas
Besseres für wilde Dreiradfahrten: Nelleke hat
einen Schutzhelm.

Sie kann es gar nicht erwarten, zu dem wilden Gejuchze
hinten im Garten zu kommen. Dazwischen wird mit lautem
Squiiiiiiek gebremst, eine Raff Raff kurz zurechtgewiesen
und schon geht das Jubelgeschrei weiter.

Da kann eine kleine Bärin doch nicht auf
jeden Schritt achten!

Plötzlich ist da 'was im Weg und Nelleke hat Mühe
nicht zu stolpern. Mit dem Fuß kickt sie dabei das
Hindernis noch etwas weiter weg.

Eine kleine Kugel voller Stacheln rollt von der
hektischen Bärin davon.

Erschreckt reisst Nelleke die Arme hoch.
Sie hat einen kleinen Igel getreten!

Hoffentlich ist dem Piekstier nichts Schlimmes geschehen.
Aber was muss es denn auch mitten über den Steg laufen,
wenn eine eilige Bärin da lang wetzt?

Endlich öffnet sich die Kugel und ein ängstliches Gesicht
erscheint. Die Meisterkickerin beugt sich neugierig über
den nüddeligen Igel. Innen ist er ganz weich und frei von
den pieksigen Stacheln.

Da hat Nelleke eine großartige Idee! Die Stacheln helfen
doch nicht gegen schwere Schuhe. So ein Igel braucht doch
viel, viel mehr Schutz.

Also bekommt der kleine Igel jetzt ihren Schutzhelm.
Dann ist er endlich darunter sicher. Und das Rosa kann
man auch nicht so leicht übersehen. So ein Igel hat da
doch eher eine Tarnfarbe.

Jetzt kann Nelleke endlich zu weiter Sause-Marie stürmen.
Sie hat wieder ihre blaue Kappe aufgesetzt. Da muss der
Schutzengel am Dreirad eben wieder Überstunden machen.

Der Igel linst unter dem Helm hervor. Wenn die
wild tobenden Bärinnen wieder davongestoben sind,
müssen die kleinen Kullerkugeltiere nicht weiter
untertauchen.

Wenig später hat der Stachelträger die Schale umgedreht
und kippelt glucksend in der neuentdeckten Igelschaukel.

Nelleke hat keinen Blick zurück. Sie hat jetzt
schon genug Zeit verloren und muss doch
unbedingt zur Betonfläche hinten im Grün.

Dort saust eine Bärin auf ihrem Dreirad über die grauen Platten
und ein rotes Frotteetier - so schnell es kann - hinterdrein.

Ein kleiner Igel hat genug von der prallen Sonne auf
dem Steg. Er versucht auszusteigen, aber das ist bei
einer Wackel-Schaukel eine heikle Sache.

Schon kippt die ganze Schose und ...

ein kleiner Stachelfreund sitzt wieder unter der rosa
Haube. Dann ist erst einmal Stille ... bevor ein zartes
Schaben beginnt. Der Helm beginnt zu ruckeln.

Mit leichtem Ächzen arbeitet sich jetzt der winzige Schutzgast
unter dem Rand hervor. Die kleinen kräftigen Füße kämpfen gegen
das ungewohnte Gewicht der Schale.

Endlich kann der Stacheligel mit leisem Schnaufen den Steg
kreuzen. Die Bärenmädchen sind lärmend beschäftigt und im
nächsten Unterholz warten leckere Insekten und süße Früchte.


Fotos: W.Hein

Marie und Nelleke sind Rica-Bären aus Detmold.
Raff Raff hat seinen Namen aus Kindermund.
Der Igel kommt aus Neuseeland von Heather Lyell.


7 Kommentare:

Jerry and Ben hat gesagt…

We loved the story! Thank you for posting it!

Anonym hat gesagt…

"Oooch, der kleine Iiiigel ist ja süüüß" kräht Ebba und würde ihn am Liebsten mal am Bauch kitzeln. "Denn am Bauch hat er ja keine Stacheln", weiß sie "Da ist er bestimmt ganz flauschig". Und unser Elvis strahlt, denn er ist ja auch ein Igel, wenn auch ein ganz anderer ;-)

Das war wieder eine herrliche Gutenachtgeschichte, sind sich alle Kuschelbären einig.

Viele Grüße von uns allen

Conni hat gesagt…

Vielen Dank für die schöne Geschichte!
Liebe Grüße
Conni

kleine-creative-Welt hat gesagt…

Marie ist ein richtig wilder Feger - aber süß sieht sie aus mit dem schönen Kleidchen und dem Helm - der kleine Igel ist zu niedlich - eine süße Geschichte, die wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert - herzliche Grüße - Ruth

lisanne hat gesagt…

ooochh, is das ein schööööner blog! und eure anderen blogs ebenfalls, freu mich schon auf mehr!
lg
fan lisanne

Guilitta hat gesagt…

Brummeline hat gesagt: "Die Nelleke hat das richtig, auch Bären müssen einen Schutzhelm tragen, sonst können Schutzengel auch nicht helfen! Und die Igelschaukel findet sie klasse, sie möchte eine Bärenschaukel!"

Ich war lange nicht da, hoffe aber nach und nach nachlesen zu können. verpassen möchte ich eure schönen geschichten nicht!

Gruß Guilitta

heinwerken hat gesagt…

@ alle
(es ist hoffentlich auch so in Ordnung)

Dies ist eine Geschichte, die aus dem Leben gegriffen ist und sich durch einen zufälligen Fund in einem Internet-Shop entwickelt hat. Eigentlich ist der Startpunkt der rosa Fahrradhelm für schnelle Mädchen. Der passte aber auch nur einer Nelleke, so dass Marie, dar Sausepetz weiter auf Schutzengel bauen muss. Dabei hat Nelleke ja sogar den ersten Flügelhelfer bekommen, als unsere Nachbarin zu Weihnachten uns einen geschenkt hat. (Ich hoffe, sie kann es mit einem lachenden Auge sehen, dass fast alle ihre Geschenke auch für Bären geeignet sind - da gehört auch die schiefe Ölkanne bei der großen Schlingersause dazu) Und weil ja irgendwann Marie in ein großes Rennen geraten wird, hat sie von Anna lieber doch einen eigenen Schutzengel bekommen.

Aber deshalb musste Nelleke jetzt mit dem Fahrradhelm zur Marie stürmen und dabei einen Igel treten. Und das ist ein echtes Erlebnis. So ein Igelkick habe ich auch aus Versehen auch schon gemacht. Als ich im dunklen Herbst beim Reinstürmen an der Haustür ein Hindernis spürte, dass ich mit dem Fuß in den Windfang beförderte, entpuppte sich das drinnen bei Licht besehen als eine lebende Stachelkugel. Die sogar noch schwangere Igeldame wurde dann sanfter weiter in den Garten befördert, damit sich der Schreck wenigstens gelohnt hatte. Und weil es doch keine zu schweren Schritte waren, ist später die ganze Igelfamilie durch den Garten getrollt. Das passiert also nicht nur stürmischen kleinen Bärinnen!

Und die Igelschaukel ist einfach beim Fotografieren entstanden. Aber das ist auch nicht ungewöhnlich, dass unterwegs die Geschichten noch einen Zusatzdreh bekommen und die schönste Planung sich mit ungewohnten Längen herumschlagen muss...

LG Wolfgang