Samstag, 6. März 2010

Schneeblumen




Mit schweren Gebrumm brumselt Prummel, die lila Blumenelfe, durch den verschneiten Garten. Hier blüht noch gar nichts und die ersten Versuche ihrer beiden Mitelfen sind am empfindlichen Grünzeug gescheitert. Die Blätter lassen sich nicht aus den Schnee ziehen, sondern reißen einfach ab. Beim Aufrichten von zarten Schösslingen knicken die blöderweise ab und halten dann überhaupt nicht mehr. Und das Auspacken von Knospen ist keine Wachstumsbeschleunigungshilfe. In diesem verstockten Garten mit so luschigen Hippiepflanzen und feigen Frostkötteln müssen sie jetzt ganz andere Seiten aufziehen.


Die Mauseelfin hat schon das Richtige im nahen Schuppen entdeckt. Dort steht ein riesiger Weidenkorb voller bunter Blumen, die üppig blühen, egal wie kalt es hier noch im März ist. Und das Beste am Grünzeug ist, mit dem Draht im Stengel kann man sie dahin biegen, wo man die Blütenpracht braucht. Die erste blaue Dolde bringt sie gleich höchstpersönlich mit, damit Purzel und Pummel gleich sehen, welche Blüten sie jetzt holen sollen.



Den ersten Stengel haben die drei schnell gemeinsam im Schnee aufgepflanzt. Das putzt zwar schon ungemein, ist aber noch viel zu wenig blaue Blütenpracht für farbverliebte Blütenflügler. Prummel treibt die beiden zur Eile an: "Holt mehr phantastische Pimpblumen, ihr possierlichen Pippilotten! Wir brauchen hier noch viel mehr Blühwunder!"



"Hetz nicht so, du patzige Pusteblume," schimpft Purzel zurück, als sie die zweite Gartenpracht aufstellen. "Ich muss noch die Blüten ausrichten."



Doch Prummel hat keine Zeit, an jedem Blütenzweig rumzurackeln: "Da gibt es genug Blauzeug für einen ganzen Blumenwald." Denn Blumenelfen sind so klein, dass ihnen normale Gartenbeete schon wie eine Verhau aus Stämmen und Blättern vorkommt. "Ich will vor der Dunkelheit fertig werden."



Mit der pinseligen Prummelelfe braucht man heute nicht verhandeln. Also holt Purzel lieber schnell die nächste Prachtdolde. Sie ächzt unter dem Gewicht der schweren Blütenkelche am oberen Ende. Pummel sollte hier lieber mittragen, anstatt da unten rumzufuchteln, um sie einzuweisen...



Wenn die rosa Pantoffel-Pastinake gleich mit geholfen hätte, würde sie jetzt auch nicht drunter liegen! Beim ewigen hin-und her beim Einweisen ist Purzel der fette Stengel halt dann weggerutscht.



"Ich entschuldige mich nicht, du Pickelpunze," behauptet sie trotzig, als sie aufgebracht über Pummel schwebt. Die arbeitet sich mühsam unter den Blättern hervor und beschließt künftig lieber zum fliegenden Personal zu gehören.



Purzel nimmt es danach lieber leicht und fliegt - so oft es geht - einzelne abgerissene Blüten. Diese Riesen-Blühmonster sind auch so schwer. Aber wenn sie nicht schon ausgewachsen wären, würde es auch nichts mehr mit dem blauen Blütenmeer werden. Und Prummel wäre sicher sauer, wenn sie erst alle Blüten abstrippen würde, um sie dann einzeln zu transportieren.



Mit vereinten Kräften wächst der Blütenteppich auf der Schneefläche. Immer neue Blaustengel schleppen die drei Mauseelfen aus dem Schuppen, um sie dicht an dicht auf den kahlen Grund zu pflanzen.



Aufgeregt brummen sie zwischen den einzelnen Blühdolden und Prachtgehängen umher. Es gibt ja noch so viel zu tun. Obwohl Purzel es sich nicht verkneifen kann, unterwegs immer wieder einzelne Blüten und Knospen nachzurichten.


Wie sollten die Elfen die ganze Arbeit, die so ein Blühwunder macht, nur schaffen können, wenn sie nicht fliegen könnten? Denn wenn sie nur so am Boden rumkrepeln müssten wie Zwerge oder Wichte, dann könnten sie gleich 'nen Spaten nehmen.


Endlich ist auch Prummel zufrieden. Elfen brauchen halt Blumen, viele Blumen. Und da müssen es die anderen Gartenbewohner dann eben auch ertragen, wenn alles bunt und üppig wird.


Obwohl, üppig? Üppig heißt doch: Nie genug. Oder immer mehr. Viel viel mehr! Da können die drei Blumenboten doch noch schnell ein paar zusätzliche Stecklinge verteilen.


Eine kleine Bärin steht mit großen Knopfaugen im Garten und hält lieber ganz doll ihr Kaninchen fest. Damit das Schlappohr nicht vor Schreck aus der Tasche fällt. Denn sie wollten doch nur einen Märzen-Schneehasen bauen und ... und ...



... und jetzt steht auf dem besten Rollfeld für Schneemannkugeln so blaues Blühzeug. Es scheint auch immer mehr zu werden, wenn die Blütenköpfe eifrig wackeln und rascheln. Dabei weht doch überhaupt kein Wind. Nicht der kleinste Hauch!



"Das ist wirklich unheimlich. Kaninchen." Lisa kennt natürlich schon Blumen: "Aber die waren noch nie hier! Und noch nie so plötzlich viele." Die Eisblumen der letzten Wochen sahen auf jeden Fall ganz anders aus als diese Schneeblumen.



"Hilfe Anna! Komm schnell, unser Garten ist verrückt geworden!" Lisa ruft ihre Schwester ganz laut, damit sie kommt. "Aaaannaaaa!" Noch lauter, denn Anna holen geht jetzt nicht. Wer weiß, was der Garten noch alles macht, wenn sie jetzt weg geht?



Auch Anna schüttelt den Kopf, als sie im Garten ankommt. Diese Blumen hat sie hier noch nie gesehen. Obwohl sie ihr irgendwie bekannt vorkommen ...



Vorsichtig wandern beide Bärinnen zwischen dem Wiesengesteck umher. Woher kommen diese Blaublüter und wieso gerade hier?


Denn Lisa und Anna können - wie alle Sterblichen - Elfen leider nicht sehen. Und so fällt der kleinen Bärin und ihrer großen Schwester das ständige Gezeter und Gezerre an der Instant-Blumenwiese natürlich auch nicht weiter auf.



Sehen können Bären die Elfen vielleicht nicht, aber was sie anrichten, sehen sie schon." Hab ich doch gleich gesagt, du priemelpöttige Petunie" "Psst!"


Fotos: W.Hein

Da es beim ersten Mal vielleicht etwas schnell ging: Die Blumenelfen Pummel, Prummel und Purzel kommen von Deborah Canham und genauer gesagt über einen Bärenshop in den Staaten. Da alle drei auf einmal gekommen sind, interessierte sich bei der Einreise der deutsche Zoll für das Paket. Und die Mauseelfen mussten noch ein paar Tage länger auf dem Amt warten, bis wir sie auslösen konnten. Der Zollbeamte hat sie extra in Augenschein genommen und für harmlos befunden. Da konnte er nicht ahnen, dass sie als Blumenfreunde eine ähnlich robuste Auffassung vom Umgang mit Pflanzen haben wie viele Gartenbauer und Landschaftsplaner, die quasi über Nacht fertige Gärten schaffen müssen ...



2 Kommentare:

SchneiderHein hat gesagt…

AH, dass macht ein Herr Hein während der Arbeitszeit - anstatt zu seinen Damen nach Hause zu kommen ... ;-)

heinwerken hat gesagt…

Das ist Arbeitszeit. Hier ackern nicht nur Elfen!