Herr Erdmann wundert sich, als es plötzlich neben ihm in dem liegengebliebenen Weihnachtsgrün raschelt und wuselt. Es scheint als ob die Zweige Beine bekommen und dann kommen sie heraus. Es werden mehr und mehr graue Spitznasen, bei sechs hört der Bär zu zählen.
Das Oberhaupt der Nagerbande scheint eine weiße Ratte zu sein, die sich lässig vor Herrn Erdmann aufbaut. "Gestatten Sie, wir sind eine Plage. Könnten Sie uns sagen, ob es hier reiche Beute, saftige Vorräte oder benagbare Schätze gibt? Kurz, etwas was unserer näheren Anteilnahme lohnt?"
Nun Herr Erdmann würde ja gern helfen, aber er kennt sich mit Plagen und ihren Bedürfnissen nicht so recht aus. Die Keksvorräte sind in den letzten Weihnachtstagen von den Bären schon selbst stark geschröpft worden, es sind eigentlich nur noch Krümel übrig. Der Weihnachtsschmuck ist nur glitzerndes Talmi und blinkender Tinneff. Und ob es sich lohnt, Ikeaschränke anzuknabbern? Die Tische sind jedenfalls nur furnierbeklebtes Papier. Also vielleicht sollte der Chef der Plagen ein wenig mehr ins Detail gehen. Was benötigt so eine Nagerplage?
Doch da sitzt der Bär schon allein im Grünen. Er hört nur noch flinkes Trippeln und gelegentliches Rascheln. Wer nicht helfen kann, ist kein Freund der Plagegeister. Da sind sie so schnell weg, wie sie vorher aufgetaucht sind. Aber weg ist bei einer Plage ja nie wirklich weg.
Fotos: W.Hein
Herr Erdmann ist ein Rica-Bär aus Seidenplüsch, der sich im Haus gerade umsieht. Da ist er eigentlich kein Experte für ein Ikea-Musterhaus. Die Ratten dagegen sollten wissen, wie Schwedenmöbel schmecken. Schließlich kommen sie selber vom Wühltisch des verrückten Möbelhauses.
Im neuen Versteck zwirbelt die weiße Ratte angeregt die Schnurrhaare. Dieser Herr Erdmann war eine Niete. Aber sie werden in diesem Haus schon noch jemanden finden, der sie zum hiesigen Nagerparadies führen kann. Und wenn sie dafür überall alles unterwandern müssen.
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