
Es ist ein großer Sommer für kleine Nager. So etwas hat die kleine weiße Maus noch nie hier gesehen. Ein schwarzer Flügel steht mitten im Garten. Und er hat genau die richtige Größe für die kleinen Mausepfoten.












Zum Klavier habe ich ein besonderes Verhältnis. Meine Großeltern hätten damals so gern einen talentierten Enkel gehabt. Der war aber nicht musikalisch interessiert sondern höchstens nett. Also verstopfte irgendwann ein gut gemeintes Nussbaumpiano mein Kinderzimmer – Geschenke von Großeltern darf man als Kind doch nicht ablehnen. Und mein Opa kam danach jeden Freitag angereist, um als mein Klavierlehrer festzustellen, dass ich nicht genug geübt hatte. Am Donnerstag abend anzufangen reichte von Woche zu Woche halt immer weniger. Die innerfamiliäre Verstimmung wurde erst beim nachfolgenden Kaffee mit Kuchen notdürftig bis zur nächsten Woche gekittet. Den so prestigeträchtigen Flohwalzer durfte ich übrigens nie spielen, deshalb war mein Paradestück das "Lied der Meermädchen" aus "Oberon". Das hatte den Vorteil, dass immer nur eine Hand beschäftigt war. Aber irgendwann musste ich ja auch alles auswendig spielen. Denn Notenlesen kann ich immer noch nicht - die erste Klavierschule kam von meiner Tante, die zu ihrer Zeit mit zusätzlichen Bleistiftbuchstaben die schwarzen Kleckse auf den Linien lesbar gemacht hatte. Danach zog mein Großvater aus einem wilden Wertstofflager am Wegesrand eine Notensammlung von1906 hervor, die noch viel zu schade zum Wegwerfen war. Das modernste Stück, das ich je lernen durfte, war der Landserklassiker„Lilli Marleen“. So war es nur für meinen Großvater ein richtiger (Schlüssel-)Beinbruch, dass das Experiment nach einem vereisten Winter abgebrochen wurde. Später mussten dann die Kinder meiner Tante auf dem nächsten Tasteninstrument ihr Talent beweisen. Aber deshalb ist für mich ein Klavier wohl immer noch ein sehr spezielles Instrument, so dass kleine Mäuse eben von Schurkenorgeln träumen. Obwohl Silke bei dem Namen jedes Mal stutzt und es gegenüber dem niedlichen Ebay-Fund eines Holzflügels für Erzgebirgsengel etwas ungerecht findet.
Fotos: W.Hein