Das Unterholz ist schon sehr dicht. Frederik ist auf der Suche nach dem großen Abenteuer im Garten. Da ist das Dickicht fast schon blickdicht. Er kann zwar unerkannt durchs Grün streifen, aber dafür kann sich auch das Abenteuer gut verbergen.
Der Bär sollte sich einen höheren Überblick verschaffen. Von oben wird sich das Abenteuer nicht weiter verstecken können.
Er beginnt auf den nächsten Apfelbaum zu klettern. Er nutzt dabei jedes Astloch und jeden Knubbel um Halt zu finden.
Manchmal wird es ziemlich schwierig und Frederik muss sich mit allen vier Pfoten festhalten, um langsam nach oben zu rutschen. Wenn es so nicht mehr weitergeht, muss der Bär eine Pfote umsetzen. Aber mit den anderen drei krallt er sich noch mehr in die Rinde.
Als er die erste Astgabel erreicht, kann er einen kurzen Moment verschnaufen. Er guckt eifrig in die Runde, ob sich das Abenteuer auch schon in halber Höhe entdecken lässt.
Doch unten bleibt alles nur grün. Da muss er wohl bis in die Spitze steigen. Und dort ist plötzlich auch das gesuchte Abenteuer!
Oben im Geäst hat sich ein Luftballon verfangen. Den muss Frederik haben. Da klettert er immer schneller und mutiger.
Jetzt wird es kniffelig. Die Ballonschnur hat sich an einem dünnen Ast verfangen.
Wenn er sich hinten am Stamm gut festhält, kann er sicher auch auf den dürren Zweig steigen. So lange es nicht knackt, wird schon alles gutgehen.
Dann hat er den Ballon und kann wieder runtersteigen. Mit dem Abenteuer an der Schnur geht es abwärts viel schneller.
Unten angekommen ist Frederik richtig stolz. So einen schönen Ballon hat sicher noch niemand gefunden. Auf jeden Fall nicht in diesem Garten. Den muss er der wartenden Piratenente am Abend zeigen.
Doch so ein leuchtendes Abenteuer hat auch Nachteile.
Der rote Ballon schwebt immer über dem Bären und verkündet wie wanderndes Leuchtfeuer, wo Frederik gerade durchs Grün stapft. Wie soll er ein großer Unbekannter bleiben, wenn jeder von weitem schon den schwebenden Hinweiser sehen kann?
Es hilft nichts – er muss den Ballon wieder loswerden.
Er bindet dieses Verräterteil wieder an den nächsten Ast, damit das Rotlicht nicht wieder davonfliegen kann und weitere Unbekannte ins Unglück reißen kann.
Er wird der Piratenente kein Abenteuer vorzeigen können. Wenn er jetzt kein neues findet, kann er nur davon erzählen.
Doch er hat Glück. Hier haben wohl Vögel miteinander gebalgt, bis die Federn flogen. Da gibt es reiche Beute, die sich heimlich davontragen lässt.
Er wird immerhin ein paar Federn mitbringen können. Er kann die Geschichte ja etwas farbiger machen. Wie er die einem Indianerstamm abgenommen hat. Und dabei dem Marterpfahl entkommen ist.
Ein namenloser Hase blickt auch am Abend immer noch nervös über die eine und dann die andere Schulter. Wenn es plötzlich raschelt, ist das wohl doch nur ein Vogel, der unter den Büschen scharrt. Aber hase kann nie wissen, ob das nicht doch der unheimliche Unbekannte ist, der durchs Dickicht streicht.
Inzwischen ist Frederik wieder zurück. Freudig begrüßt er die Piratenente, die den ganzen Tag ausgeharrt hat. Sie hat ja auch niemanden gefunden, der ein Zugband bewegen wollte.
Der Bär hat einiges zu berichten. Wer viel erlebt und sich noch mehr dabei denkt, hat Stoff für gigantische Erzählungen. Vor allen Dingen, wenn eine Piratenente so geduldig zuhört.
Erst herzt der Bär das treue Rädertier, dann greift er das Zugseil. Denn erzählen kann er auch mit vollem Mund bei Honigbrot mit Milch. So viele Abenteuer passen in einen solchen Tag, dass es sicher längst tiefe Nacht wäre, wenn er alles vorab berichten müsste.
Doch erste Appetithappen gibt es doch schon vor dem Abendhonigbrot: "Du wirst unter die Decke kriechen, wenn ich dir sage, wie ich vor den wilden Indianern fliehen konnte. Und vorher musste ich ja den roten Riesenballon retten, der im Baum gestrandet war. Der war so prall, damit konnte ich sanft zu Boden schweben …"
Auch der namenlose Hase möchte sich nicht mehr fürchten. Soll doch jemand anders die Löffel aufstellen, um den großen Unbekannten zu finden.
In der Ferne sieht der Hase den Bären mit seiner Ente. Der hat die Suche offensichtlich auch aufgegeben. Allein ist so ein Garten noch mehr zum Fürchten. Er hoppelt schnell heim, bevor es dunkel wird.
Ein Bär zieht seine Rollente nach Hause. Er erzählt immer weiter von den hohen Bäumen, riesigen Ballons und all den anderen Aufregungen im Garten. Eine Ente kann nur staunend zuhören und sich wünschen, dass sie Beine statt Rädern hätte. Dann würde sie nichts halten und sie wäre mitten im Abenteuer …
Fotos: W.Hein
Der Anfang dieser Geschichte ist der Fund des roten Ballons. Nicht in unserem Garten – er wehte über die öffentlichen Straßen auf dem Rückweg vom Einkauf. Der Rumtreiber war schon einige Zeit unterwegs und hatte schon etwas Luft verloren. Damit hatte er die perfekte Bärengröße und schon gab es einen guten Grund, warum ein mutiger Bär auf große Gartenexpedition gehen konnte.
1 Kommentar:
Eine wunderbare Geschichte! Ich habe beide Teile mit großer Freude gelesen! So tolle Bilder habt ihr dazu wieder gemacht! Vielen vielen Dank!
Habt einen wunderschönen Tag!
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥
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