Samstag, 26. Oktober 2019

Die Windbeutel



Der Hase Rübe hat sich etwas dicker eingepackt. Es ist im Schatten schon empfindlich kalt.

Auch Konradin hat das wollene Wams wieder aus dem Schrank gezerrt.

Der Bär schaut in die Tiefe des Gartens. Da scheint sich ja nicht viel getan zu haben. Da könnte er lieber zurück ins Haus gehen und sich dort eine Tasse mit dampfender Schokolade schnorren.

Rübe muss allein den Garten erkunden. So entdeckt er auch als Erster die Äpfel auf den Strohballen.

Das die hier zufällig hingefallen sind, mag er nicht glauben.

Aber wenn hase die Äpfel anschneidet, sind es doch nur Holzäpfel. Sie sehen gut aus, halten fast ewig und lassen sich einfach umher tragen.

Nur gegen Magenknurren helfen diese Äpfel nicht. Im Einzelhandel findet man solche Quasiäpfel eher die grüne Variante von Großmutter Schmidt.

Plötzlich zupft jemand Rübe am Ärmel. Er hatte doch fast vergessen, dass er sich mit Lina im Garten verabredet hatte.

Die kleine Häsin ist offensichtlich auf einen Sonnentag eingestellt und muss jetzt von Sonnenflecken zu Sonnenflecken hüpfen, um nicht zu bibbern. Aber sie schiebt Kohldampf – nur bitte ohne diesen bitteren Kohl – und hat deshalb den großen Drahtkorb für die Ernte mitgebracht.

"Schau mal die leckeren Pilze," ruft die Häsin. "Die leuchten so rot wie Erdbeeren. Gibt es süße Pilze?" Sie beginnt sofort die roten Erdlinge einzusammeln.

"Halt! Nein! Nicht!" So schnell kann Rübe die Kleine gar nicht stoppen. "Die sind giftig!" Lina zieht einen Flunsch. "Ich soll die nicht pflücken?"

"Auf gar keinen Fall," Der Hase nimmt die Kleine zur Seite. "Das sind Fliegenpilze und das ist eine Warnfarbe: Nicht essen!" Lina staunt: "Eine Warnfarbe? Wovor warnen dann die Erdbeeren?" Die sind doch trotz 'Achtung ROT' extrem lecker? Oder tun die nur so gefährlich, damit sie nicht alle aufgegessen werden?

Dann soll Lina doch lieber die Äpfel einsammeln. Vielleicht kann man die noch weich kochen. Oder zu Apfelwolle verarbeiten.

"Und was machen wir jetzt?" Lina ist immer noch hungrig und diese Äpfel kann zwar man sammeln, aber roh beißt sich da auch ein Hase die Zähne aus. Rübe muss jetzt schnell etwas finden, was die weiße Häsin ablenkt.

Juhu! Er entdeckt die alte Windmühle, die noch in den Beeten steht.

Die ist so alt, dass kein Wind die Flügel noch drehen kann. Zum Glück hat sie eine Schwungspindel, die auf Zug alles in Bewegung bringt. Lina zieht kräftig am Seil und Rübe muss die Mühle dabei festhalten, ohne von den immer schneller rotierenden Flügeln getroffen zu werden. Die kleine Häsin muss die Schnur immer rechtzeitig loslassen, damit der Schwung das Seil wieder aufwickeln kann. Kein Hase weiß, wozu die ganze Flügelei gut sein soll – diese Mühle mahlt nichts. Aber sie beschäftigt die Kleine, die dabei sogar ihren Hunger vergisst.

Doch plötzlich ist Schluss: "Huck ihr Bleichgesichter seid des Todes!" Oder wenigstens des Pümpels! Denn Der-mit-dem-Hasen-maust kennt kein Erbarmen, auch wenn sich Die-mit-Lotte-lottert sich nur wundern kann, warum sie schon wieder auf diesem Kriechpfad sind.

Lina schlüpft schnell hinter Rübe. Sie ist wohl besonders bleich. Der ist immer noch verwirrt: "Äh wir sammeln nur die Früchte des Gartens … sind doch ganz harmlos … und wussten nicht … sind das eure Holzfrüchte … ?

"Holzfrüchte?" Was interessieren ein Langohr diese festen Äpfel. Wenn sein Pümpelpfeil sein Ziel findet, dann doch nicht in Obst! "Wir machen die Bleichgesichter noch bleicher. Das war so, ist so und wird auch so bleiben." Er denkt kurz nach: "Huck! Huck! Huck! Ich habe gesprochen." Lotte kann da nur den Kopf schütteln.

"Sieh doch mal genau hin," Die haben doch auch lange Ohren. Der-mit-dem-Hasen-maust ist noch lange nicht überzeugt. "Nur ein gepümpeltes Bleichgesicht ist ein gutes Bleichgesicht!" "Und wenn es nur helle Lagohren sind?" gibt seine Begleiterin zu bedenken.

Jetzt muss es schnell gehen: Rübe hat eine Idee. In der Hosentasche hat er noch ein buntes Band. Lina muss ihm helfen …

Mit dem Band bindet er sich schnell seine Ohren hoch und steckt sich eine Feder unter das Stirnband.

"Siehst du, er ist einer von uns," die Langohr-Häsin ist froh, dass bis jetzt noch kein Pfeil geflogen ist.

"Gut, dann kommt mit zu unseren Feuern." Hasenmaus winkt die beiden Neulinge ins Dickicht. "Wir werden ein Pau-Wau abhalten und die Friedenspfeife kreisen lassen. Rübe schluckt, er hatte gehofft, dass auch die Langohren unter die Nichtraucher gegangen sind. Jetzt wird er sich wohl vor dem Tipi in der Raucherecke einfinden müssen. Er wird noch lernen müssen, dass man bei den Langohren genau zuhören muss. Der-mit-dem Hasen-maust hat voller Absicht nur vom Kreisen gesprochen. Sonst würde er selbst nur noch husten und sich die tränenden Augen reiben. Außerdem mit verräuchertem Wams kann sich ein Langohr nur noch gegen den Wind anpirschen.
 
Endlich sind alle weg und ein Stacheltier hat den Garten wieder für sich allein.


Fotos W.Hein

Die meisten Langohren stammen aus der Werkstatt von Petra Valdorf. Nur Hasenmaus ist ein Hase von Bell Bears Design. Die Äpfel, die Pilze, die Strohballen, der Drahtkorb und die Windmühle stammen aus dem Fundus der Bärenhöhle Mahnke und sind in den letzten Wochen der Auflösung aufgetaucht und in unsere Ausstattung gewechselt.

  

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön, auch mal wieder die "alten Hasen" und Helden im Garten zu sehen :-) LG Manu

SchneiderHein hat gesagt…

@ Manu
Zumindest Hasenmaus soll als 'Indianer' bald wieder in Erscheinung treten :-)