Montag, 6. April 2015

Für goldene Eierbecher



Heftig brubbeln die Wackeleiermotoren in den Hasenrennern mit ihren windgeschnittenen Stromlinien bis zu den lang gezogenen Ohren. Bunt gemischt werkeln 6er und 10er Eierkartons unter den Motorhauben im hoch gespannten Teilnehmerfeld. Der große Osterhasenpreis in der grünen Hölle startet gleich und noch kann sich jeder Hasenbleifuß Hoffnung auf den goldenen Eierbecher für den Sieger machen.

Unruhig ruckeln die Renner zur Startlinie vor. Noch hat das offizielle Starter-Langohr nicht den Spaten gesenkt, um die wilde Hatz auf die Piste zu lassen.

Auch die Hasen, Mäuse und Bären können es auch kaum erwarten, bis das Rennen endlich los geht. Unruhig scharren sie mit den Füßen, schubsen und drängeln sich nach vorn. Denn jeder will in der erste Reihe sein, wenn die hoch kreischenden Renner mit durchdrehenden Rädern wild schwanzwedelnd starten.

Kaum hat sich der Spaten des Starterhasens gesenkt, preschen die Renner auf die Strecke. Und die Hasen, Mäuse und Bären purzeln wie wild übereinander beim Versuch, den eigenen Renner an die Spitze zu schieben.

Lotte schiebt den roten Renner in Front, Nelleke folgt mit einem blauen und Naseweis schließt sofort mit dem Silberpfeil auf.

Lena und RaffRaff entdecken inzwischen die Heuballen der Absperrung. Das Schaf findet es sehr zuvorkommend, dass den Zuschauern ein kleiner Imbiss direkt an der Strecke angeboten wird. Das rote Frotteetier zupft die ersten Flusen aus dem Ballen, während das Schaf noch die Dipps und Würzsoßen sucht, damit das Trockengras nicht so furztrocken bleibt.

Die kleine weiße Maus hat sich einen echten Oldtimer gesichert, der schon viele große Preise gefahren und dabei so manchen goldenen Eierbecher nach Hause gebracht hat. Sie wird den Motor noch etwas schonen und kühl im Windschatten auf ihre Chance warten, während sich die hitzigen Führenden vorn gegenseitig aufreiben.

Die Mädchen sortieren sich noch im Mittelfeld. Larissa hat den violetten Renner passend zum Kleid gewählt. Marie im grünen Renner schaut, ob die Freundin auch mitkommt. Nur die graue Altklug lässt den Motor immer wieder kräftig aufheulen, damit endlich die Aufholjagd beginnen kann.

Ein namenloser Hase zuckelt hinterher, so kurz nach dem letzten Gartenbesuch gestern in der Früh hätte er auf diesen Auftritt gern verzichtet. Werden Hasen zu Ostern nicht automatisch zu Eiergeheimnisträgern? Am Ende fliegt die ganze anonyme Versteckerei noch auf, weil sie hier heute schon wieder im Grünen umher hoppeln.

Peter beruhigt das hibblige Nervenbündel. Das ist doch gerade so unverdächtig, wenn sie hier mitrasen. Hasen haben keinen Grund sich zu verstecken – erst recht nicht zu Ostern. "Wir sind doch keine Eier!" "Pssst! sag bloß nicht das E-Wort!" haspelt der Hase. "Pah, Ei der Daus, das ist doch nur einsilbiges Eierkopf-Gerede!" piesackt ihn der schon etwas genervte Peter. "Psst! wenn dich jemand hört." Doch im Renngetümmel hat keiner Zeit, auf die Nachzügler zu achten.

Die schnellsten Rennwagen nähern sich in voller Fahrt der ersten Engstelle. Hier müssen sie sich nacheinander einfädeln, wenn sie nicht in den grünen Mauern hängen bleiben wollen.

Der rote Renner kommt am Besten durch und der naseweise Silberpfeil hat sich noch schnell vor Nelleke gesetzt, die schimpfend abbremsen muss.

Dicht auf folgt die kleine Maus. Sie hält sich aus allen Scharmützeln der Spitzenlangohren raus und lauert auf die ersten Schwächen in der ungestümen Hatz.

Der namenlose Hase wird gerade überrundet. Er gibt sich alle Mühe, ist aber nie ganz bei der Sache. Da hilft es auch nicht, wenn Peter ihn immer wieder antreibt. Schon hängt ein gelber Renner an seinem Rad und ist auch gleich vorbei.

Bei der nächsten Runde ist Nelleke an der Engstelle noch weiter abgeschlagen. Sie muss jetzt wohl 'eine Brechstange auspacken' oder 'den Zahn zulegen' oder sonst irgendetwas verwegen Wildes tun.

Da plötzlich ... der blaue Renner verliert den Kontakt zur Fahrbahn ...

... er steigt auf ...

... saust im hohen Bogen durch die Luft ...

... bis die ungebremste Nummer Zwei kopfüber in der Randbegrenzung einschlägt ... und zitternd liegen bleibt. Der blaue Rennrammler ist aus dem Rennen.

Nelleke wartet weiter am Rand, denn sie hat noch einen Plan. Die anderen Rennfahrer und Pilotinnen sausen dagegen mit unverminderter Geschwindigkeit weiter und schauen keine Sekunde zurück. Wenn sie jetzt ihre Konzentration verlieren, nutzt der Gegner es sicher gnadenlos zu einem waghalsigen Überholmanöver aus.

Der Hasenmonoposto der Mützenbärin ist vielleicht aus dem Wettbewerb geflogen, aber Nelleke hat noch eine Rechnung offen. Gestern hat sie sich im Garten extra auf die Lauer gelegt und dabei versucht, herauszufinden, wer draußen all die Ostereier versteckt. Leider war sie dabei eingeschlafen und dann hatte sogar irgendein gemeiner Osterhase die Eier unter ihrem Schlafsack versteckt. Und jetzt tauchen hier diese verdächtigen Langohren im Rennen auf, da kann die kleine Bärin doch mal genauer nachfragen: "Du, ja du! Weißt du etwas von dieser Eierverteilerei, die hier gestern abgegangen ist?"

  Verdattert schiebt der namenlose Hase schnell seinen grünen Hasenrenner weiter: "Ich ... ich muss dann mal weiter." So schnell gibt die neugierige Hasenfragerin nicht auf. Sie folgt dem nervös davonruckelten Langohr und feuert weiter ernste Blicke auf den Hasen ab: "Ich behalte dich ganz genau im Auge. Wenn es sein muss – bis nächste Ostern!"

Die windgeschnittenen Boliden sausen über den Beton. Der Kampf an der Spitze bleibt hart. Die kleine weiße Maus hat sich mit ihrem erfahrenen Piloten an die zweite Stelle hinter Lotte geschoben. Der naseweise Silberpfeil muss aufpassen, sonst überholt ihn auch noch ein altkluger Zitronenbomber. Weiter hinten haben die Rennfahrer ganz andere Probleme.

"Du musst das jetzt durchziehen," verlangt Peter vom namenlosen Hasen. "Fahr das Rennen ganz ruhig zu Ende." Dennoch blickt sich das flatternde Nervenhemd ständig zurück zu Nelleke. Die zeigt immer wieder mit der Pfote auf ihre Augen und deutet dann auf den Hasen.

Die Wagen sind in der letzten Runde und die Spitzenreiter nähern sich schon dem Ziel. Da wird es langsam Zeit, auch mit dem Streckenimbiss zum Ende zu kommen. 'Nur Heu' ist auf Dauer auch nicht so lecker. Beim nächsten Rennen hätte Lena gern etwas frisches Grün, eine Blumendeko und vielleicht auch ein Sahneteilchen oder etwas Holunderlimonade. Dann würde das Schaf sogar an einem mehrgängigen Langstreckenrennen teilnehmen. 

Weit abgeschlagen beschließen die Mädchen ein paar Extrarunden zu drehen. Wenn sie schon nicht siegen, dann haben sie wenigstens Fahrspaß so lange sie wollen.

Vorn jubelt Lotte. Der rote rasende Rammler wird als Erster die Ziellinie überqueren. Da kann die kleine Maus noch einmal mit aller Kraft den blassblauen Renner beschleunigen – der Schlussspurt kommt zu spät, um Lottes Sieg zu gefährden. Und der Silberpfeil muss aufpassen, dass er nicht noch kurz vorm Ziel von einem heran brausenden gelben Sausewind aufgschnupft wird.

Die Blitzlichter zucken um den roten Renner. Zwei Hasenreporter halten den Zieleinlauf für die Nachwelt fest. Lotte reist begeistert den Arm nach oben: Der goldene Eierbecher gehört ihr. Einer kleine weiße Maus und dem halben Silber-Ei gelingt es nicht mehr, der Häsin den diesjährigen Sieg noch streitig zu machen. Der große Preis in der grünen Hölle geht an Lotte mit der roten Eins!


Idee: SchneiderHein      Fotos: W.Hein


Die stolze Siegerin ist ein Valdorf-Bärin mit Hasenohren. Der nervenschwache namenlose Hase kommt von Marjolein Diemel und Peter ist aus Amerika zu uns gereist, wir müssen in den Unterlagen noch die Designerin suchen. Deb Canham lebt inzwischen auch in den Staaten, so muss sie die kleine weiße Maus dort kennengelernt haben. Altklug und Naseweis die beiden Mäuse mit Rennerfahrung sind dagegen fast schon Nachbarn aus den Niederlanden von Bell Bears Design. Jetzt fehlen nur noch die drei Rica-Bären Nelleke, Marie, Larissa und Lena, das Schaf aus dem Rosenfachhandel.


Nelleke hatte mit dem Ausgang des Rennens schon lange nichts mehr zu tun. Und das flatternde Schlappohr behält sie weiterhin im Augenwinkel. Da kann die kleine Bärin noch einmal den unbestrittenen Höhepunkt des Rennens wiederholen … natürlich in Zeiiitluuuuuuupe!

So fliiiiiegt der blaue Renner immer wieder aus der Kurve und segelt hilflos durch die Luft.

Immer und immer wieder "Fuuhuhuuchu … Fihuchuh" überschlägt sich der Hase in der Luft. "Fuchuchuchu!"

Haltlos taumelt das Schlappohr "Hahhhhahhhhh!" im Eierrenner dem Beton entgegen …

bis der Wagen "Badabadabummmm!" beim Aufprall in einem Feuerball aufgeht. "Woaaaamm!"


2 Kommentare:

Monika + Bente hat gesagt…

Wie schön!
Das Robben durch den Garten hat sich gelohnt - eigentlich bräuchte man bei diesen Geschichten immer einen Graben in dem man sich mit seiner Kamera unterbringen kann.
Eine tollte Geschichte mit fliegendem Auto - und die Maske und die Kostüme stimmen auch mal wieder :-)

Herzlichst - Monika

SchneiderHein hat gesagt…

@ Monika
Na ja, mal schauen ob die Erdmännchen nun vielleicht den Garten unterkellern, und sich beim Gartenspaziergang irgendwann unerwartete Fotogräben auftun ;-)

Ach ja, wo ist das Lagerhaus in unmittelbarer Nähe, in dem wir all' die Accessoires & kleinen Helden gut unterbringen können, bis sie zu neuen Geschichten starten … ???