Samstag, 14. Juni 2014

Weiter nach der Werbepause



Endlich geht es weiter mit der Kastenschau "Dschörmänis-Nächst-Topf-Dino". Die Freifrau Türano de Bärjerak von der Teerkuhle kann es schon gar nicht mehr erwarten, dass endlich ihr großer Auftritt beginnt. Diese anderen Dinotussen – alles nur unreife junge Hühner – wird sie doch mit Leichtigkeit in ihr Täschchen stecken, das keck an der Krallenhand schaukelt.

Die Chefin im Ring ist überhaupt nicht beeindruckt. Noch so eine fette Planschkuh. Das Magermodel klappert unwirsch mit dem Gebiss: "Gibt es denn hier nur so dicke Trampel mit Wohlstandswampe? So kann ich nicht arbeiten." Doch dann besinnt sie sich, dass es laut Vertrag immer 'alles ganz groooßartig' sein muss. "Das ist schon mal so ganz schön," schrillt ihre Stimme, die so einzigartig ist, weil ihr jedes Tömbrä fehlt. "Dann soll der Bruhss, unser Laufguru, doch auch mal was dazu sagen."

Der Dicke vom Dienst (links außen) ist froh, dass er erst einmal Pause hat. Er hat als Ernährungsexperte nur Erfahrung vom anderen Ende der Nahrungskette. Aber die sind jetzt nicht gefragt. "Hiär gäht äs um nätürlischä Schönhait," erklärt dafür Bruhss, der Fachmann für Schreit-Fragen (rechts von Heidi): "Tzie müssän laufän, wiä einä jungä Göttän in Morgänrötä! Lockä, luftäch und laicht." Frau Türano wird sofort auf den Laufsteg geschickt, der bei der Heidi merkwürdigerweise immer wieder 'Katzengang' heißt. Nun, die hochaufgeschossene Reißzahndame wird es diesem affektierten Schnabelträger schon zeigen, wie entschlossen eine Freifrau von der Teerkuhle auftritt.

Da hält es den Schreit-Experten nicht hinter dem Jüritisch. Er stürmt auf den Laufsteg: "Hältung, mainä Liebä, Hältung ist älläs. Ihar Läufstil isst doch so ältbackän, kaine Gräzie!" Er wackelt aufgeregt mit dem kleinen Kopf vor und zurück: "So hoch aufgärichtät isst völlkommän auss där Modä." Seine Krallenhände rudern etwas hilflos in der Luft. Wo soll er da nur anfangen? Dieses uneinsichtige Schlachtross hängt ja nur noch schwer auf seinem kräftigen Schwanz. Wahrscheinlich fällt die Freifrau gleich vom Steg, wenn sie nur auf zwei Beinen laufen soll.

Ihr Laufstil sei altbacken? Sie soll nur noch flach geduckt umher schleichen? Nichts ist doch so nobel wie der aufrechte Gang! Das Haupt hält sie immer hoch erhoben über den Dingen. All diese kleinlichen Dinge und niederen Dienste, um die sich Bodenkriecher kümmern können,wenn sie eh da unten rumwuseln. Sie und altbacken! Und das sagt ihr ausgerechnet so eine komische Schnabelechse, die es noch nicht einmal zum Fleischfresser gebracht hat! Eine Freifrau versteht vielleicht keine Kastenschau, aber auf jeden Fall etwas von der hochherrschaftlichen Lebensart. Und die kommt gut ohne dieses würdelose Schaulaufen aus.

Die Gigantoechse mit dem hochroten Kopf bekommt dagegen gute Haltungsnoten. Sie hält sich topmodern sehr schön flach und der Schwanz wedelt natürlich in Kopfhöhe. Der Schreit-Experte ist begeistert ... bis sie die ersten Schritte macht. "Mainä Damä, dass isst doch nur Sauropödengätrappel." winkt der Schreit-Experte ab. Ups, hastig wendet er sich seinem beleibten Jürinachbarn zu: "Nix gägen dich, main lieber Sauropödenfreund!" Der Dicke vom Dienst nickt bedächtig dem hektischen Schnabelträger zu: "Kein Problem." Doch innerlich brodelt es: "Diese gackernde Blödechse stakst hier die ganze Zeit rum wie ein Storchimitator im Salat. Der Bruhss kriegt keinen verständlichen Satz raus und kann froh sein, dass er in der Jüri sitzen darf. Sonst würden seine 'natürlichän' Morgenrötenbestien diesen zahnlosen Laufhilfswicht gleich im Ganzen rupfen und noch zum Frühstück verspeisen." Dann fällt dem grauen Riesen ein, dass es schon wieder Essenszeit ist. Das nächste Mal geht er in die Jüri einer Kochschau, auch wenn dort die Gage in Naturalien ausgezahlt wird.

'Ze Klump' ist inzwischen wieder bei ihrem Lieblingsthema angekommen: "Disziplin, eiserne Disziplin, meine Damen. Sonst wird das nichts mit der Karriere im Museum." Hier scheinen alle – außer ihr – vollkommen talentfrei zu sein, denn keine der Bewerberinnen hat die nötige Figur. Sie müssen alle auf Diät. Aller-aller-strengste Diät. Und wenn das mit der Nulldiät nicht klappt, gibt es eben eine Minusdiät. Das soll der Dicke diesen maßlosen Fressmaschinen ständig einschärfen. Sonst kann er sich den Dinotussen gleich selbst zum Fraß vorwerfen. Denn dann wäre dann eh egal. Und für die nächste Staffel könne sie sich auch gut so einen grazilen Flugsaurier an ihrer Seite vorstellen. So einen Luftikus, den gleich der erste Windhauch umbläst.

Doch vorher zeigt sich noch in dieser Staffel die Terropodine von ihrer besten Seite. Sie geht entschlossen voran in die Neuzeit mit ihrer Pelzboa: Pelz ist das neue Federkleid. Der duftige Spitzenhut ist keck übers Auge geschoben und eine dezente Klunkerkette hebt die ganze Erscheinung.

"Das ist doch schlimmster Rosa-Retro-Lolita-Luuk," kreischt sofort das genervte Magermodel. Der Terropodine bleiben die Widerworte im offenen Maul stecken. Und bevor sie das Brüllen, Grollen und Knurren wiederfindet, wird sie schon von der Bühne geschoben. "Denn jetzt wird es Zeit für unseren Gaststar," verkündet sägezahnhell die erleichterte Chefin der Jüri.

"Die ist ja so klein." Die Allo Devot kann es nicht fassen, als der heutige Ehrengast, die Fukui-San über den Laufsteg schreitet. Sie ist die Gewinnerin der letzten Staffel und hat inzwischen ein Job in einem japanischen Provinzmuseum. "Vor allen Dingen ist sie dünn," sägt sich die helle Stimme der Klump dazwischen. "Nur so hat man Erfolg und kann sogar auf des Blietschen der Knochen verzichten. Also meine Damen, ich sage immer wieder hungern, hungern, hungern."

Bevor es zum Höhepunkt der heutigen Kastenschau kommt, gibt die Heidi schnell noch ein paar Pflegetipps. Die Veloci muss ihren Schminkkoffer ausräumen, damit sie lernt, was ein Profimodel wissen muss. Doch die Klump kommt aus dem Zetern nicht heraus. Statt einer Zahnbürste für die Knochenpflege oder einem Poliertuch, was muss sie da sehen: "Eine Haarbürste! Was willst du fellloses Ding mit einer Haarbürste? Bist du etwa so ein räudiger Beutelsäuger, der ständig sein Fell striegeln muss? Fehlt ja nur noch Enthaarer und Lockenwickler." Die arme Veloci hätte nicht gedacht, dass diese Stimme noch durchdringender werden könnte. Jetzt könnte 'ze Klump' wahrscheinlich damit sogar Glas schneiden. Am Liebsten würde sie sich mit den Krallenhänden die Ohrlöcher zuhalten. 

Nun gut, ein richtiges Schminkseminar muss sich das Magermodel für eine der kommenden Folgen der Kastenschau aufheben. Heute haben sich zwar alle Dinotussen aufgerüscht wie alte Puffmütter auf dem Weg zum Frauenarzt. Aber Schick und Anmut sind damit nicht zu wollen und die Gnade der Kosmetik ist auch wohl noch nicht in der Provinz angekommen. Sie wird da noch viel Arbeit haben. Doch jetzt läuft ihr die Zeit davon, es gilt noch schnell ein wenig Äckschen in die Schau zu bringen.

"Meine Damen, sie wollen doch hoch hinaus. Das werden wir jetzt einmal praktisch üben." Das Magermodel hat inzwischen ein Trampolin aufbauen lassen, damit die Bewerberinnen hüpfend ihre Persönlichkeit entwickeln können. "Sie müssen auch in schwierigen Situationen eine gute Figur machen. Wer weiß denn schon, wann sie wo entdeckt werden. Bereit sein ist alles!" Nun, das Magermodel verschweigt natürlich, dass die meisten Supermodels der Museen in irgendwelchen Wüsten unter Sand und Felsgestein gefunden wurden, als sie ihre Karriere begannen. Das wäre für eine Kastenschau auch eher unvorteilhaft und langweilig, wenn alle Modellehrlinge jetzt in eine Sandkiste steigen und dort jahrtausendelang nur so dumm rumliegen würden.


"Auf, auf die Damen," schreit die Heide nach unten: Vielleicht können sie ja wenigstens so noch ein paar Punkte machen." Sie betrachtet beiläufig ihre Stummelarme: "Ist  natürlich alles freiwillig. Aber sie wissen ja, wer hier jetzt kneift, braucht in der nächsten Folge gar nicht mehr wiederkommen." 

Die Reptilin hat sich vorgedrängelt. Von wegen, sie sei ein Schwergewicht der Unbegabung. Sie wird hier zeigen, dass sie überall eine gewinnende Erscheinung hat. Auch wenn ihre liebste Vorzeigefreundin, die Frau Türano noch beleidigt in der Ecke steht. Sie springt mit schweren Krähenfüßen kräftig ins Gummituch, um sich langsam mit jedem Hüpfer höher zu schrauben. Im Hintergrund hat die Allotusse schon richtig Höhe gewonnen und am Rand steht noch Allo Devot. Sie beginnt erst langsam zu wippen, um sich an den schwankenden Boden zu gewöhnen. Das Magermodel ist längst wieder heruntergeklettert. So ein Trampolin würfelt immer nur ihre Knochen durcheinander.

Wenig später beult sich die unglückliche Allo Devot ihre Nase ein, da es kaum möglich scheint, eine stabile Fluglage zu halten. Die vorlaute Raptorenbrut kommentiert von unten hämisch die unfreiwiligen Sprungfiguren des grüngetigerten Reptils. Das gäbe aber eine lausige B-Note trotz des gestreckten Schwanzes und jetzt müsse schon ein doppelter Salto mit eingesprungenem Flip-Flop her oder sie könne gleich nach Hause hüpfen.

Dann hat es die eifrige Reptilin endgültig übertrieben. Die silberne Handtasche der Drama-Kwien hüpft schon länger im Takt der Sprünge auf dem Gummituch. Nun segelt ein einsames Federbüschel zu Boden, von der schweren Dinotusse ist noch nichts zu sehen. Da beginnen einige empfindsame Gemüter sich Sorgen zu machen. Nur Frau Türano scheint glücklich, dass diese devote Schleimerin endlich verschwunden ist.

Wieso sollen die Dinodamen mal wieder den ganzen Spaß haben? Die hüpfen auf dem Sprungtuch herum, immer wieder von kleinen Bärenpfoten in die Luft geworfen. Und die Petzelinen haben die Arbeit. Vor allen Dingen, wenn eine Reptilin plötzlich fast im Apfelbaumgeäst hängen bleibt. "Komm, wir räumen die Urzeit ab."

"Eine Kastenschau ...(hopp)... können wir auch ...(hüpf)... morgen machen." Jetzt springt Larissa lieber selbst in die Mitte des Trampolins. Immer schön auf das weiße Kreuz zielen und dann immer höher ... (hoppla-hopp) und höher.

Da passt auch noch eine Nelleke mit auf das Sprungtuch. Kaum hat sie mit ein paar kräftigen Sprüngen etwas Höhe gewonnen, versucht sie einen Salto. Oder sie lässt sich zwischen jedem Sprung einmal auf den Rücken fallen, um sich in der Luft wieder aufzurichten und dann ordentlich Schwung zu holen.

Juhu! Das ist jetzt wirklich großartig! Und viel zu großartig, um es einem miesepetrigen Knochenklappergestell zu überlassen. Die kann inzwischen allein weiter rumzetern und so viele hoffnungsfrohe Topf-Dino-Bewerberinnen niedermachen, wie sie unlustig ist. Die Bärenmädchen geben das Trampolin erst einmal nicht wieder her.

"Und was wird aus der Kastenschau?" Larissa hat ein schlechtes Gewissen, ob es nicht ein richtiges Ende bis zur nächsten Werbeunterbrechung geben müsse. "Ach das ist so eine endlose Geschichte, da können wir auch morgen weiter machen. Vielleicht werden wir die Dinotussen in den Aluteich werfen. Oder wir lassen sie Kekse backen. Die dürfen sie dann natürlich nicht essen." Da müssen die Mädchen laut lachen und singen fast schon im Chor: "Denn sie müssen hungern, hungern, hungern ..." 


Fotos: W.Hein

Die Kastenschau ist vielleicht schon zu lange in Planung. Fast zwei Jahre sind seit der ersten Idee vergangen und in der Zeit ist die Geschichte immer weiter gewachsen. So gab es inzwischen Planungen, das Magermodell mit einer Haut zu versehen oder es gab noch keine gehörnten Zwillinge. Auch die Frage, woher man ein Trampolin nehmen soll, war länger ungeklärt. Jetzt ist die Kastenschau ein echtes Monster geworden, das es den Lesern nicht immer einfach macht. Das aktuelle Fernsehen verbindet sich hier mit der Lust an den Fakten der Urzeit und dazu kommt noch ein Kauderwelsch, das entsteht, wenn man Denglisch in Lautschrift verwandelt. Zum Glück gibt es an anderer Stelle im Blog auch nur niedliche und ganz harmlose Bärengeschichten. Darin werden sicher auch künftig wieder Nelleke, Marie und Larissa, alles Rica-Bären, mitmachen. Und da wird die größte, altkluge Besserwisserin von allen eine kleine weiße Maus sein, die persönlich Deb Canham kennt.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow, gerade Teil 2 verschlungen: Die Dinos als aufgerüschte Magermodels und Diskoflitscherls, nur um endlich auch beim Kasten teilzunehmen und ein IT-Dino zu werden ... da ist bloß gut, dass Nelleke und ihre Freundinnen auf dem Boden des Trampolins bleiben!

Das Ganze ist so amüsant, dass ich mir das noch öfter anschauen werde! Nochml LG von Manu

heinwerken hat gesagt…

@ Manu
das war jetzt so viel Zeit zum Anschauen, dass es inzwischen Winter geworden ist. Heidi, das dürre Klappergestell hat sich längst in den warmen Süden verzogen, da sie eigentlich ständig friert und Frau Türano verkündet immer gern, dass dieses ganze Pelzding doch vollkommen überschätzt würde. Sie hatte jedenfalls noch nicht einmal Entfernt-Bekannte unter diesen Säugern. Die sind so unbedeutend klein, ungepflegt langhaarig und tragen ihre Brut noch in Beuteln umher ... Die Dame von Urwelt hat in ihrem Täschchen allenfalls Platz für Schrapnell Nr. 5, etwas Zahnbleiche und ein Schnuffeltuch.

LG Wolfgang