Es rumpelt und grummelt im roten Blechrenner bergab. In wilder Fahrt rattern die Räder über den Asphalt. Joris hat den Bollerwagen wieder auf der Siedlungsstraße gestartet und nach der ersten Querstraße nimmt der Renner noch mal richtig Schwung auf.
Hinter Joris wird ein Langohr immer heftiger durchgeschüttelt. Eigentlich hatte sich Kim ihre Rolle als Rennhäschen nicht so rüttelig vorgestellt.
Vorne grummelt Joris, der Meisterfahrer. Warum hat er sich bloß dazu hinreißen lassen, einen niedlichen Hasen mitzunehmen? Das gibt sicher noch Ärger.
Immer zügiger saust die Fuhre bergab. Vorne brummelt die Ratte sich dumpfe Flüche in die wehenden Schnurhaare und hinten fragt sich eine Hoppeline, was schnuckelige Häschen überhaupt im Rennsport zu suchen haben.
"Menno, das ist doch so öde." Die kleine weiße Maus wird langsam ungeduldig. Sie ist den Rennnagern mit ihrem Einkaufswagen extra nach draußen in die Siedlung gefolgt. Und jetzt schiebt Nelleke den Drahtrenner schon die ganze Zeit so träge die abschüssige Straße lang.
"Los, gib dir und uns einen Stoß. Spring auf!" Die kleine Rennfahrerin will doch nicht im Schritttempo unten ankommen. Und Nelleke will am Ende doch nicht für feige gehalten werden.
Also schwingt sich die Bärin auf den Wagen, der sofort schneller wird. Zugleich beginnt der Drahtrenner zu springen und zu schwanken und es wird immer schwieriger, die Spur zu halten.
Wenig später ist die wilde Fahrt schon zu Ende, der rollende Drahtkorb poltert an den Bordstein und wirft die beiden Mitfahrer auf den Bürgersteig. Das ist das letzte Mal, dass sich Nelleke von der Rennmaus zur Raserei überreden lässt. "Es ist nur ein Frage der Straßenlage." verkündet die kleine Pilotin, als sie sich ausgekullert hat: "Wir brauchen breite Schlappen!"
Weiter unten wird ein rasendes Häschen immer noch durchgeschüttelt. Es wird Zeit, sich auf das Streckenende einzustellen. Da stellt die Rennratte mit Schrecken fest, dass etwas ganz Wichtiges fehlt.
Wenig später sind sie gegen den Bordstein geknallt und Hase und Ratte finden sich auf dem Asphalt wieder. Ungebremst hat der Wagen die Granitkante getroffen und ohne Sicherheitsgurte hat es kein Halten gegeben.
Kim kann es nicht fassen: "Denkt ihr Rennratten denn überhaupt nicht ans Ende, wenn ihr startet? Man kann doch nicht nur auf Geschwindigkeit fahren!" Wenn sie das beim nächsten Mal entscheiden könnte, würde sie schon etwas ändern.
Joris hat es immer geahnt. Mädchen an Bord machen nur Schwierigkeiten. Und demnächst wollen sie sicher noch vorne sitzen und den Kurs mitbestimmen. Was soll dann aus den todesmutigen Rennhelden werden? Kuschelfahrer? Schmusepiloten?
"Und braucht ihr jetzt die Notente?" Naseweis, der Renngehilfe hat am Ziel gewartet, nachdem kein Platz mehr im Renner war. Wenn es jetzt am Ende gekracht hat, sollte man doch den Unfall melden. Er hat schon die Pfote am Blink-Quak-Schalter des gelben Notvogels: "Soll ich schon mal drücken?"
"Sag mir lieber, wie ich bremsen soll," knurrt die zerknautschte Rennratte.
"Na, mit dem Bremsschirm natürlich." Stolz zeigt der kleine Mäuserich im getupften Rennanzug das bunte Henkelstück. Joris hebt kopfschüttelnd die Pfoten: "Und wo ist die Schirmbremse gerade gewesen?"
"Oh ja! Den Bremsschirm habe ich." Der Renngehilfe spannt schnell den Schirm auf. "Und er funzioniert!"
Fotos: W.Hein
Es liegt an Kim, der Häsin von Prims by Kim, dass der Renner wieder schnell klar gemacht worden ist und es wieder auf die Straße geht. Als Internetbekanntschaft aus den USA ist ihre Ankunft etwas überraschend. Denn so richtig standhaft wird das Langohr nie sein, dafür ist sie viel zu sehr ein Kantenhocker. Aber im Bollerwagen kann man das überspielen. Und Joris von den Tonni Bears und Naseweis von den Bell Bears Design sind ja schon erfahrene Hasen äh Nager auf der Straßenstrecke. Die Rica Bärin Nelleke hat sicher die Nase vom Drahtkorbfahren voll und eine kleine weiße Maus, die Deb Canham kennt, muss sich sicher eine neue Anschieberin suchen.
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