Sonntag, 17. März 2013

Sommerlager



 Die Kleine hat sich wieder die Eskimojacke übergezogen, weil heute der Winter plötzlich zurückgekommen ist. Dazu hat sie sich noch Schneeschuhe untergeschnallt, denn sonst hätte sie gar nicht so tief in den Garten stapfen können.

 Der Bärenschlitten ist eingemottet, die Robbe liegt auf Eis und die Rentiere sind hier schon im Sommerlager, weil ja keiner mehr mit einer neuen Schneespur gerechnet hatte. 

 Die vier Geweihträger sind ganz aufgeregt, sie haben ja gar nicht geahnt, dass es in diesen Breiten doch eine Ganzjahressaison für Schlittenzieher gibt.

 Das erste Zugren wundert sich nur, wo die kleine Petzeline das ganze Bändergetüdder gelassen hat. Wie sollen sie denn einen Schlitten ohne Geschirr ziehen?

 Diese übereifrigen Jungspunde! Das alte Ren grummelt mit dem arbeitswütigen Schlittennachwuchs. Wenn das einreißt, muss ein anständiger Paarhufer bald jeden Kufenkram ziehen, wenn ein paar Flocken durch die Luft tanzen.Widerwillig ist der alte Schaufelträger dem putzmunteren Lappen in den Wintereinbruch gefolgt, und es ist immer noch scheußlich nasskalt.

 Heute wird doch nichts gezogen. Die kleine Polarbärin wollte nur den Pinguin in seinem natürlichen Lebensraum ausführen. Damit er nicht immer auf heißen Betonplatten im Hochsommer daher watscheln muss. Der ist doch sicher ganz heiß, hihi, auf Schnee ...

 Nun, vielleicht sollte man kleine Bärin sagen, dass sich Pinguine sogar an heißen Felsenstränden in Chile oder Südafrika putzwohl fühlen, wenn nur das Meer davor kühl genug ist. Inzwischen liebt ein Schiebepinguin sogar den nackten Beton, auf dem es so viel zügiger vorangeht. Jetzt steckt er stattdessen im tiefen Schnee und kämpft sich mit heftig schlagender Stummelflügeln voran.

 So ist der Rädervogel heilfroh, dass es endlich wieder heimgeht. Vielleicht bekommt er für den nächsten Ausflug wenigstens einen Satz Kufen unter die Watschelräder.

Samuel im Lappenlook ist richtig erleichtert, dass eine helle Bärin in keiner Schneewehe verschwunden ist. Er ist der Kleinen gefolgt, als sie noch im letzten Schneegestöber losgezogen ist. Und natürlich niemanden vorher Bescheid gesagt hat.

Die Kleine winkt noch ein letztes Mal der kleinen Herde in der eisigen Gartentundra zu. Da röhrt es ganz schauerlich direkt neben ihr. Das alte Ren murrt, die Kälte geht in die morschen Knochen. Können sie nicht endlich alle wieder rein gehen? Es hat längst die Vorzüge einer warmen Stube im Winter entdeckt.


Fotos: W.Hein

Eigentlich sollte hier eine ganz andere Geschichte stehen, als sich plötzlich immer mehr Schnee über den Garten legte und mit der weißen Kulisse jetzt alles anders gekommen ist. Die Kleine ist eine Rica-Bärin im Muffy-Outfit. Der Schiebepinguin kommt aus der Werkstatt von Deb Canham. Samuel ist im Moment als Hampton Bear ein Australier mit Hang zum bunten Nordpol. Das alte Ren kommt von Teddy Herrmann und die vier Jungspunde von Uni-Toys.


2 Kommentare:

Björn hat gesagt…

Da haben die Rentiere nicht schlecht gestaunt als es dann doch nichts zu ziehen gab.

Wieder eine wunderbare Geschichte.

Toll.

Lieben Gruß
Björn :)

heinwerken hat gesagt…

@ Björn Schröbel,

Das alte Ren brummelte etwas von 'recht so', da es hemmungslose Schlittenziehen für überschätzt hält. Und jetzt hat die Sommerpause wohl doch endlich begonnen.

LG Wolfgang (und Silke)