Sonntag, 13. April 2008

Die große Ausfahrt



An diesem sonnigen Morgen ist es soweit. Eine
kleine Sausebärin hat ihre Frottee-Giraffe gegriffen
und düst den Steg entlang in den Garten.

Die große Ausfahrt kann beginnen. Endlich hat Marie
freie Bahn. Im Haus ist es immer echt eng und fummelig.
Kaum hat sie so richtig Fahrt aufgenommen und zischt
sauschnell um die Ecken, da muss sie schon wieder
abbremsen, weil was im Wege steht. Und Anna sagt
immer, dass sie aufpassen muss, damit sie kein Schaf
platt macht. Lena schnappt dann immer nach Luft
und etwas beleidigt, aber die Bären darf sie ja auch
nicht überrollen.

Noch ein paar kräftige Tritte und Marie ist dann
richtig schnell auf dem schnurgeraden Steg. Aber
der besteht ja leider nicht nur aus langen ebenen
Balken. Dazwischen sind eben so lange fiese Rinnen.
Und in die rutscht gerade das Vorderrad ab und
verharkt sich sofort im Spalt. Schon steigt Marie
kopfüber den Lenker des abrupt gebremsten Dreirads.

Raff Raff landet nur wenige Meter später
wieder auf der Nase . . .

Auch eine kleine Bärin purzelt ihrem
Dreirad voran auf die dicken Dielen.

Nelleke steht schon im Garten. Sie hört
dieses furchtbare Poltern und dann . . .
lange Zeit nichts.

Zuerst kümmert sich die kleine Bärin um die
dahingeraffte Raff Raff. Aber auch das Frotteetier
ist zum Glück unverletzt. Der lange Hals war
wohl eine gute Knautschzone. Die Giraffe ist mit
einem gehörigen Schrecken davon gekommen.

Dennoch schadet ein bisschen Trösten nicht.
Marie schaukelt Raff Raff auf den Knien und
streichelt den langen Hals. Dann will sie noch
ein wenig Pusten. Aber das kitzelt das rote
Kuscheltier so sehr, dass es glucksend davon rollt.

Während Raff Raff immer noch kichert und
sich gickernd krümmt, wenn sie nur in ihre
Nähe kommt, trägt die Unfallbärin erst einmal
ihr Dreirad zum Ende des Steges. Dort wo die
Rillen enden.

Nelleke wundert sich immer noch, was das eben
für ein Lärm gewesen ist. Auch eine kleine Maus
hält es nicht mehr in der Tasche. "Vielleicht ist
das Haus eingestürzt oder Anna hat das Mittagessen
vom Herd geworfen." Kleine Mäuse können sich
große Katastrophen vorstellen. Die Bärin schüttelt
den Kopf: "Das Haus wäre noch viel lauter und Annas
Kochtöpfe scheppern. Die sind aus Metall."

Nelleke und die Maus tauschen noch wilde
Ideen aus, da Marie kommt mit einer breit
grinsenden Raff Raff unterm Arm des Weges.
"Wir sind auf dem Weg in den Garten. Dort
wollen wir beide mal so richtig los pesen."
"Wie denn," fragt die kleine weiße Maus
ganz neugierig. Marie zeigt nach hinten:
"Mit dem Dreirad natürlich." Das steht noch
auf dem Steg, aber Tier und Rennroller kann
sie nun mal nicht gleichzeitig tragen.

Wenig später wetzt Marie, an der verdutzten
Freundin vorbei, wieder zurück und kommt
gleich danach mit dem Dreirad zurück. "Das
ist keine Ausfahrt. Das ist jetzt eine Austragung,"
erklärt die kleine Sausebärin, als sie Nellekes
fragenden Blick sieht.

Raff Raff wartet schon auf der großen Betonfläche.
Über die Steine kann man nicht fahren. Das hat ihr
die Chefpilotin erklärt, bevor sie zurückgegangen ist,
um den Rest zu holen.

Nelleke fällt es plötzlich siedendheiß ein. Sie
hat 'was Wichtiges vergessen und muss noch mal
ganz schnell ins Haus. Sie wollte doch ihren
Schutzengel mit in den Garten nehmen. Um zu
testen, ob er wirklich schützt. Also wenn er fehlt,
kann man auf jeden Fall Unfälle bauen. Das hat
Marie schon mal bewiesen. Die überprüft inzwischen
das Dreirad. Aber trotz des Sturzes scheint noch alles
an Ort und Stelle zu sein und die Räder drehen sich.

Auch ohne Schutzengel saust Marie schon mal los.
Schließlich hat sie schon seit Tagen darauf gewartet,
freie Bahn zu haben. Und genug Platz, um keine
Schafe platt zu fahren. Gut das Lena das jetzt nicht
gehört hat . . .

Aber Marie hat jetzt keine Zeit, um empfindsame
Lämmer zu foppen. Mit Riesenschritten beschleunigt
sie ihren Rennhobel und legt sich dann richtig tief
in die Kurve, um nicht in der Rabatte zu landen.

Raff Raff genießt den Fahrtwind. So schnell
sind die beiden noch nie gewesen. Aber dann
muss sich das rote Frotteetier auch in die
nächste Kurve mit nach innen lehnen, damit
der lange Hals beide nicht doch noch aus
dem Gleichgewicht bringt.

Schneeweißchen staunt nicht schlecht, als
was Rotes pfeilschnell auf sie zukommt.

Da saust auch schon eine schnelle Bärin vorbei . . .

und ist gleich wieder weg. Die lachende Giraffe
auch. Schneeweißchen schaut den beiden nach.

Da entdeckt Marie die Einfahrt zu den
Plattenwegen, die bis zu den vergessenen
Gemüsen führen. Die Betonfläche kennen
die Renndreiradfahrerin und ihr Copilot
schon richtig gut. Vielleicht warten hier
auf den schmalen Betongartenstraßen ja
ganz schnelle Sausebrausestrecken
auf die beiden.

Bis in den letzten Winkel im Garten, bis zum
Steckhasen am Ende des Weges erkunden die
Bärin und ihr Frotteetier die Plattenwege.
Hier warten aber keine tollen Rennstrecken,
über die hubbeligen Wege fährt Marie schon
sehr vorsichtig.

Hier muss die Sausebärin ganz genau lenken.
Das ist voll schwierig und saust überhaupt nicht.
Auf der Fläche düst es sich da viel besser. Und
vielleicht ist Nelleke ja auch schon mit dem
Test-Schutzengel zurück.



Fotos: W. Hein

Marie, Nelleke und Schneeweißchen sind Rica-Bären.
Die kleine weiße Maus kommt aus der Bärenhöhle, Hannover
Maries Rennhobel auch, nur halt viel später.
Und Raff Raff wurde in der Babyabteilung von C&A gefunden.


2 Kommentare:

manus-schafe-gartenwelt hat gesagt…

Das war wieder ein toller Ausflug.
Bäährig. Bin schon auf die nächsten Abähntäuer gäähspannt.
Liebäh Grüßäh Schmusibu

SchneiderHein hat gesagt…

@ Schmusibu
Klasse, dass du liebes Schaf überhaupt noch Zeit hast, neben all den Hochzeitsvorbereitungen zu gucken. Das nächste Abenteuer ist ja eigentlich die Fortsetzung und kommt sogleich. Dafür. dass die große Pause mal wieder überhaupt nicht geplant war und es noch so viel zu erzählen gebe ...
Wolfgang