Sonntag, 11. November 2007

Lateeeeerne, Laahaateeeernee, ...



Endlich ist es soweit. Seit Tagen schon bereiten sich Nelleke,
Larissa und Marie auf die große Laternen-Sammelaktion vor.
Die kleinen Bärinnen vermuten große Vorräte an Schlickerkram
in den Nachbarhäusern. Die wollen sie einsammeln. Bis tief in
die Nacht, wenn es schon ganz, ganz dunkel ist.

"Keine Angst, Anna, wenn es stockfinster wird, haben wir ja
die Laternen." Nelleke hält stolz ihr nagelneues Papierlicht
der besorgten, großen Bärin vor die Schnauze, die zum Abschied
zur Tür gekommen ist. Völlig unnötig findet die Kurze: Mit einem
Lampion in der Pfote sind kleine Bärinnen doch ganz mutig. Sie
sehen, wo es langgeht. Den Stock kann man auch nehmen, um mit
fiesen Fressräuber zu fechten. Und das Bild auf dem Lampenschirm
zeigt eine Bärenheldin, die nach Sonne, Mond und Sternen greift.
Was soll da schiefgehen?


"Und ich passe auch auf," piepst die kleine Maus aus
Nellekes Tasche. Aber eigentlich kommt sie mit, damit
die Süßigkeiten auch sicher nach Hause kommen. Ganz
sicher wären sie natürlich in ihrem Bauch.

"Aye, Aye, Käpt'n, wir können ablegen." Auch der alte
Seebär ist dabei und wird unterwegs ein Auge auf die drei
Martins-Sängerinnen haben. Er hat sich extra für die Nacht von
Linus eine Taschenlampe geliehen. Anna ist froh, dass der große
Brummbär mitgeht, allein würde sie die Kleinen auch nicht
ziehen lassen.

Anna seufzt, es hilft ja nichts. Sie verabschiedet sich von
jedem der kleinen Süßwaren-Sammler, die schon ungeduldig
von einem Fuß auf den anderen trippeln. Los jetzt, sonst ist
alles schon weg.

Vorher machen sie noch einen Laternenvergleich. Nelleke hat
die bunten Lichtdinger gemalt. Larissa und Marie mussten sie
dann nur noch zusammenbauen. Schneeweißchen und Anna
haben den kleinen Bärinnen dabei geholfen, sonst hätten sie
ihre Pfoten sicher mit eingeklebt und dann hätten sie sich die
Stäbe sparen können.

"Na los, Kinners!" Der alte Seebär winkt ungeduldig mit der
großen Pranke. Da hat er sich ja 'was eingebrockt. Kleine
Bärinnen beisammen zu halten, ist vielleicht noch schwieriger
als einen Sack Flöhe zu hüten.


Anna winkt den hibbeligen, kleinen Laternengängern nach.
Die haben aber keinen Blick mehr zurück. Die leckeren
Gummifrüchte, klebrigen Zuckerdinger und schmierigen
Schokosachen warten.


Marie hat extra ihren bunten Strohkorb geleert und geschultert.
Da passt viel rein. Und Nelleke trägt wieder die Umhängetasche.
Die letzten Tage hat sie viel mit ihren Freundinnen geschlickert.
Damit alle gesammelten Reste von Halloween auch wirklich weg
sind und wieder Platz im Beutel ist.

Larissa will vom alten Seebär wissen, ob er denn früher
auch Singen gegangen ist, um was geschenkt zu bekommen.
Der brummelt etwas von Hafenspelunken, wo er für den Rum
auch zahlen muss, wenn er langsam in Stimmung kommt und
seine schaurigschönen Seemannslieder zum Besten gibt. Vielleicht
auch deswegen. Die sprechen immer von Schmerzensgeld.

Marie stürmt mit Nelleke vor. Die beiden können gar nicht
abwarten, zum ersten Nachbarhaus zu kommen. Jetzt sollten
sie keine Zeit mehr verlieren. Vielleicht hätten sie schon gestern,
am Samstag, für die Protest-Tanten gehen sollen. Diese Martini-
Freunde haben sicher schon alle Schoko-Vorräte abgegriffen. Aber
Anna hat gesagt, erst heute ist der Martin für die mit Koliken dran.
Und dann hat sie noch was von Schnörzen gesagt. Doch sie werden
lieber singen und nicht in Taschentücher reinrotzen. Das bringt
sicher nichts.


Die kleinen Bärinnen beraten sich ganz aufgeregt: "Und was
singen wir jetzt?" Das ist wichtig, sonst gibt es am Ende nicht
genug Schokolinsen. Sie haben ja ganz viel geübt. Auf jeden Fall
den Teil mit "Petersilienblatt, Petersiiiiliieeenblatt! Liiihieber Onkel,
gib uns watt." Oder Tante, wenn eine Frau öffnet. Aber was singen
sie davor? "Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne" oder das
Lied "bis nach Bremen" oder doch "Kleine Laterne, brenn"?

Larissa beginnt gleich ihr Lieblingslied anzustimmen:
"Kleineee Lateeerne brenn! Kleinee Lahateeernee brenn!
Abeer breheenn nich' ab, weil ich dann keine mehr hab'."
Nelleke schüttelt den Kopf: "Wir müssen nach Bremen. Denn
noch sind die Lichter aus und bei Sonne, Mond und Sterne weiß
doch keiner, dass wir Süßes wollen." "Aber ohne die Laterne
bekommen wir doch auch nichts," Larissa ist noch lange nicht
überzeugt. Nur das gleiche Lied sollten sie schon singen. Das
haben die kleinen Bärinnen ausprobiert und der Seebär hat dann
noch mehr Ohrenwatte gesucht.

Stunden später sind die Laternen längst angezündet und
die Sammelei ist noch im vollen Gange. Die drei mutigen
Martins-Sängerinnen haben im Dunkeln überhaupt keine Angst.
Es ist ja auch viel zu spannend, von Tür zu Tür zu ziehen.
Was es diesmal wohl gibt?


Sie klettern den nächsten Hausstein rauf. Der alte Seebär
wartet unten. Er hat die letzten Tage ja auch nicht geübt.

Kaum geht die Tür auf, fangen die drei Bärinnen an zu singen.
Fast gleichzeitig und wenig später sind sie im spannenden Teil
"... die Äpfel und Birnen mag ich so geeheern. Lasst uuuns nich
soo lange steeheeeen, wir wolleeen noch ein Haus weiter, bis
nach Breemen geeeehn..." Nelleke ist wieder die Schnellste,
sie trällert da schon "da kriegen alle Bären was!" Larissa knödelt
gerade noch ein besonders langes "Breeheemeeen". Marie ist
immer dazwischen, weil sie wieder den Einsatz verpasst hat
und noch nicht alles aufgeholt hat. Die kleine, weiße Maus auf
Larissas Schulter fiept nur die Melodie mit. Dann nach einer
kurzen Pause rufen sie noch schnell gemeinsam den Petersiliensatz.
Das klappt am Besten. Und dann halten sie den Strohkorb hin.

Marie und Larissa tragen den inzwischen schon schweren Korb
mit den Süßigkeiten von Haustür zu Haustür. Nelleke läuft
vorne weg, um zu schauen, ob sich die nächste Station auch lohnt.


Dieses Laternen-Rumgelaufe ist ganz schön anstrengend. Die
kleine Petze fragen den Seebären, ob er nicht helfen kann.
Er brummt zwar viel zur sehr beim Singen, aber vielleicht
könnte er die Tasche tragen.

Die kleine weiße Maus hat es sich inzwischen schon im Korb bequem
gemacht. Das ganze Gerenne ist nichts für ihre kleinen Beine.


Direkt in den gesammelten Leckereien ist es der wahre
Mäusehimmel. So kann der niedliche Nager die wertvolle
Fracht auch sicher stellen. Ganz sicher natürlich.

Einige Häuser später brauchen die drei kleinen Bärinnen eine Pause,
auch wenn der Weg nach Bremen noch weit ist. Nicht nur die Märsche
zwischen den Häusern mit diesen unpraktischen Klingeln schlauchen.
Dann müssen sie noch warten, bis jemand aufmacht. Singen können
sie schon sehr gut. Einsacken noch besser. Aber wie sollen sie bloß
alle Nachbarn in der Siedlung schaffen?

Anna macht sich auf den Weg. Jetzt sind die eifrigen
Süßwaren-Sammlerinnen schon so viele Stunden unterwegs
und inzwischen ist es stockfinster geworden.

Sie findet schnell eine matte Sangesgruppe, die immer noch
Pause macht. Marie bleibt einfach sitzen: "Ich kann nicht mehr."
Und Larissa murmelt, "Mir ist schon ganz übel." Nur Nelleke hüpft
ihr noch aufgeregt entgegen: "Wir sind noch nicht fertig. Wir
sind noch gar nicht fertig."

Sie zeigen Anna den Korb mit den gesammelten Süßigkeiten.
Er ist fast leer und das nach so langer Zeit. Die große Bärin staunt:
"Das ist alles? Haben die netten Nachbarn denn nichts gegeben?

"Doch! Ganz, ganz viel!" Larissa reibt sich den kleinen Kugelbauch.
"Das haben wir alles schon aufgegessen. Damit wir wieder mehr
Platz im Korb haben." Die kleine Bärin unterdrückt ein Schluckauf.
"Außerdem haben wir gedacht, dass die Süßigkeiten dann leichter
sind, wenn wir sie im Bauch haben." Noch ein Gluckser schüttelt
die Kleine. "Und jetzt habe ich Bauchweh." Nur die Maus mag
offensichtlich noch rote Perlhimbeeren, die kleinen Bärinnen können
alle nicht mehr.


Anna schaut den alten Seebären an: "Du solltest doch aufpassen."
Der reibt sich verlegen den Kopf: "Hab ich ja. Die Kinners sind
losgelaufen umd haben überall geklingelt. Die Leute waren alle
richtig nett, haben auch immer was gegeben. Und ich mag
das süße Zeug ja gar nicht."


Jetzt können sie doch alle nach Hause gehen. Der alte Seebär
schleppt die Laternen. Sie werden jetzt ja nicht mehr gebraucht.
Anna trägt den Rest der Beute. Die kleinen Bärinnen nur sich selber
und ihr Bauchweh. Und morgen schmeckt der Schlickerkram ja wieder.
Wenn die kleine Maus noch was übrig gelassen hat.



Fotos: W. Hein
Nelleke, Larissa und Marie von U.&C. Charles, Rica-Bär
Anna von Kathleen Wallace
Der alte Seebär vom Ulrike Amadori

Die kleine, weiße Maus von Deb Canham
Alle Strickkleider von U.Schneider
Umhängetasche von S.Schneider
Laternenmotive von Nelleke

16 Kommentare:

michi 2412 hat gesagt…

Sind sie nicht allerliebst??!! Wenn bei mir so süße Mädls anläuten würden, tät es auch ganz viel Schlickzeug geben.

Liebe Grüße aus Wien

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr Nachtschwärmer,
das ist ja mal wieder eine mega-super-hyper-duper-wahnsinns-niedliche Laternen-Bären-Nachtschwärmer-Geschichte. Meint die Bärenmama. Und wir natürlich auch. Die müssen wir jetzt gleich noch einmal lesen und uns nochmal die schönen Bilder anschauen.

Es grüßen Euch ganz herzlich
Die Kuschelbären, die Kuschelkühe und das Eselchen Mini

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr Lieben! Das ist ja wieder eine superschöne Geschichte geworden! Lachen musste ich bei der Stelle mit dem "...ins Taschentuch schneuzen...". Wunderschön!

Liebe Grüße
GGG

Luna und Luzie hat gesagt…

Ja, das kenne ich, die Laternen durfte ich auch immer nach Hause schleppen.
Da gebe ich Michi Recht, die Süßen hätten hier auch ganz viel Süßes bekommen, aber Bremen haben sie denn ja doch nicht erreicht, obwohl sie es ja laut gesungen haben.

Das war jetzt aber dein Meisterstück, Wolfgang.
Wir haben hier gesessen und die Bilder vergrößert um ja keine Einzelheiten zu verpassen.
Jetzt wo wir wissen, wieviel Arbeit da drin steckt und dann noch so eine niedliche Geschichte dazu. Die Bären werden bei euch lebendig.
Liebe Grüße
diesmal auch von Christian, dem besonders die Bilder auf den Laternen aufgefallen sind.

Stefanie

Doro hat gesagt…

Hallo Wolfgang!
Sehr schön und bis ins kleinste Detail liebevoll inszeniert!
Sass vor`m PC,wie früher als kleines Mädchen vor dem Sandmännchen-wunderschön!
Doro

Anonym hat gesagt…

Allerliebst. Sie wirken so lebendig. Jetzt muss ich das doch mal meinem jüngsten Enkel zeigen.

Wirklich schön, habt Ihr das gemacht.

LG von der NaturElla

HaBseligkeiten hat gesagt…

bin hin und weg von Euren Bären, hoffentlich geht es den "Fellrücken" heute etwas besser, denn Nikolaus und Weihnachten mit alerlei Schlickerkram steht vor der Tür...!
Immer und immer wieder musste ich mir letzte Woche Euren schönen Bärenpost anschauen,aber die Zeit hat es nicht zugelassen ihn mit Ruhe zu lesen.Heute morgen war es dann soweit.....,herrlich wie liebevoll, professionel und mit welch großer Portion Phantasie alles gemacht wurde.
Besonders die natürlichen Bewegungen der Bären (hab keine menschliche Hand erkennen können die heimlich unterstützt)und die Rahmengeschichte sind beeindruckend,

Da habt ihr das "Kind in der Frau" angesprochen, liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Heidi

Anonym hat gesagt…

Ich kann gar nicht oft genug diese Bildergeschichte betrachten. Ist einfach zu putzig. Mein Mann ist auch ganz neugierig geworden.

Liebe Grüße von Blog zu Blog

NaturElla

Sigrun hat gesagt…

Meine Güte, das ist das Beste, was ich in letzter Zeit gesehen habe. So kreativ, so süüüß, und so schick sehen sie aus! Man sieht förmlich, wie sie sich bewegen und von Tür zu Tür gehen!
Dafür habt ihr sehr viel Zeit und Liebe aufgewendet!

Sigrun

Anonym hat gesagt…

Hallo Wolfgang,
schon oft habe ich die Bärengeschichten fasziniert gelesen und beguckt. Oft habe ich mit meiner Schwester Birgit schon darüber gesprochen. Warum gibt es noch kein Buch? Alles ist so liebevoll geschrieben und bebildert.
Ich komme immer wieder gerne hierher.
Viele Grüße
Danny

Anonym hat gesagt…

Das ist ja sowas von drollig! Damit könntet ihr wirklich im Fernsehn auftreten und vermutlich ganz vielen Kindern eine große Freude bereiten. Ich bin restlos begeistert. Danke für diese süße Fotogeschichte.
Liebe Grüße
Elke

Anonym hat gesagt…

Bilder, Bären und Geschichte vom Allerfeinsten. Danke dafür!
Liebe Grüße aus GAP
Helga

Wurzerl hat gesagt…

Ach ja, die mußte ich mir jetzt auch noch gönnen, gut daß ich wieder in die Blogs schaue, es gibt immer wieder kleine Kunstwerke dabei, die der Seele gut tun. Danke.

Lieber Gruß vom Wurzerl

SchneiderHein hat gesagt…

@ einfach an alle zusammen,

das sind wirklich wunderschöne und anstiftende Kommentare, die Lust auf Mehr machen. Manchmal ist es gar nicht so einfach, sicher zu sein, dass es immer der richtige Weg zur besten Gechichte ist. Aber spätestens nach diesen phantastischen Worten bleibt nur das größte Problem - die Zeit.

Denn es hat ungefähr zwei Tage gedauert, bis alles zusammenpasste. Laternen mit Nelleke bauen, einen Lichttest machen, in zwei Etappen die Nachbarschaft erheitern, weil da jemand stundenlang mit einem Baustrahler bewaffnet auf der Straße liegt. Die tollen Ausstattungen von Silke und ihrer Mutter sind da noch nicht einmal mitgerechnet. Und dass Silke mich mit tolldreisten Vorschlägen zu immer größeren Plänen antreibt. Beim Fotografiern machen fünf Bären schließlich alles Mögliche, nur selten das, was sie sollen...

Dabei ist Bullerbü überall. (Ich habe mich vor Kurzem gewundert, wie groß der Einfluss von Astrid Lindgren aus meiner Kinderzeit ist - wer dem Link "Astrid Lindren" folgt, und zu den Zusammenfassungen der Bücher kommt, ahnt vielleicht was ich meine.) Da braucht Stefanie (Luna) "nur" ein Nikolaus-Überaschungspaket schicken, mit Schokolade und Liederbuch, schon geht die Geschichte der kleinen Schleckermäuler weiter. Sie brauchen natürlich (Michi war hier nur einfach schneller) auch große Stiefel - und ich brauche Zeit.

Denn Hasenmaus könnte längst seine Prüfung machen, Nelleke würde ihr Seepferdchenabzeichen vorführen und danach Julian mit der Uhr durch den Garten hetzen. Der "große Unbekannte" streift durch den Garten, die Piratenente bekommt einen Heldenumhang aus einem Schnuffeltuch, Linus vermisst die Welt und so weiter.

Wenn das alles zu sehen sein wird, dann reden wir auch über ein Buch. Und vorher gibt es vielleicht mal ein "Making of" u.a. mit den Bärenbildern, wo die "unterstützende" Hand so sehr fehlt, dass die kleinen Helden mal wieder kopfüber in die Botanik kippen.

Nochmals allen zusammen vielen, vielen lieben Dank,
Wolfgang

Anonym hat gesagt…

Erst jetzt, aber noch nicht zu spät habe ich diese entzückende Geschichte gelesen und was noch viel erstaunlicher ist, gesehen.Mir fehlen die Worte, es gibt kein super Wort dafür, man müßte es erfinden, danke für das gelungene Werk. Der Gedanke nach einem Buch kam mir auch gleich, ich liebe solche Geschichten. Einfach zu schade um nicht mehr draus zu machen, aber da keimt ja Hoffnung auf...Werde auf alle Fälle alle mir bekannten jungen Familien auf diese Kostbarkeit hinweisen.
Lieber Gruß
von Edith

Biene hat gesagt…

Sowas habe ich ja noch nie gesehen.

Deine Bären sind allerliebst und deine Fotos ein Traum!!!

Ich bräuchte ein paar Stunden Zeit um all deine schönen Sachen anzuschauen - die fehlt mir leider.

Bewundernde Grüße, Biene