Freitag, 15. April 2011

Die Frack-Horde



"Das musst du sehen!" Heftig zupft der kleine Bär
unterwegs an
Lausebärs Jackenzipfel. "Ich weiß
auch nicht, wo sie hergekommen
sind ... aber
plötzlich sind sie da!"

"Hier! Hab ich's nicht gesagt: eine ganze Frackhorde
steht da
im Garten!" Linus zeigt aufgeregt auf die
schwarzweißen
Gestalten auf der Betonfläche.

Auch Lausebär staunt nicht schlecht. Das sind doch Pinguine,
die da beim Aluteich angekommen sind. So hat sich der
große
Bär die Sache mit der globalen Erwärmung der Erde
nicht vorgestellt.
Pinguine gibt es sonst rund um den Südpol,
wo es eigentlich immer kalt
bleibt. Oder wollen diese Friervögel
hier rechtzeitig für die
kommenden heißen Sommer trainieren?

Die großen Nichtflieger fühlen sich in der frühlingshaften
Gartenluft
anscheinend ganz wohl. Denn sie watscheln
ganz entspannt am Wasser
lang. Stupsen sich ein wenig,
wenn sie sich zu nahe kommen, und ein
leises Schnattern
liegt bei so vielen Vögeln in der Luft. Aber so richtig
in
Schweiß kommen sie dabei offensichtlich nicht.

Aber wie die Pinguine ausgerechnet in ihren Garten kommen, das weiß Lausebär auch nicht. "Sie können ja noch nicht einmal
fliegen." Der kleine Bär hat da eine Idee: "Vielleicht sind das
Zugvögel
und sie haben ein Bahnticket."

Da ist sich der große Bär nicht so sicher. Denn auch wenn das schicke Federkleid der schwarzen Schnabelträger von
vielen Frack genannt wird, haben diese Vogelanzüge doch
überhaupt keine Taschen für Fahrkarten.

"Ein Pinguinhemd hat keine Taschen?" Das will Linus gleich überprüfen. Und bevor Lausebär noch etwas sagen
kann,
stapft der Jungbär schon auf die Frackträger zu.

"Sei bloß vorsichtig, Linus!" warnt der Große. "Das
sind immer noch wilde Tiere und kein Streichelzoo."

Der kleine Petz lässt sich nicht mehr aufhalten. Er wird
diese komischen Anzugvögel schon noch kennen lernen.
"Die sind doch ganz harmlos." Und wegfliegen wie die
anderen Gartenvögel werden die garantiert nicht.

Im ersten Moment watscheln die großen Nichtflieger so
schnell es geht davon. Denn Pinguine sind in Wahrheit
keine großen Helden. Zuhause am Südpol drängeln sie
sich oft dicht zusammen, bis einer aus der Reihe und
von der Eisscholle ins Wasser fällt. Und wer dann 

gezwungenermaßen den Anfang beim Schollenentern 
machen muss, wenn es wieder an Land geht.

Aber bald merken die bärengroßen Vögel, dass Linus
nur allein ist. Und so beginnen sie aufgeregt, den vorwitzigen
Abenteurer einzukreisen. Die ersten Rufe werden lauter und
sie bleiben dicht beieinander, als sie immer weiter heran
rücken. Ein erster Vogel wirft sich auf den Bauch und wagt
sogar den Bär anzuzischen.

"Ich glaube, die schöpfen dieses Argdings," ruft Linus.
"Die schöpfen was?" Lausebär hat den kleinen Bär nicht
verstanden, da die großen Vögel immer lauter schnattern und krächzen. "Na, Argbums!" Arrg! Arggh! echoen die
erregten Schnabelträger.

Eigentlich meint Linus ja den Argwohn, wie bei den Bienen vom
fliegenden
englischen Pu-Bären. Aber das ist jetzt auch egal,
denn die
schwarzen Vögel schieben sich inzwischen immer dichter
an den vorlauten
Bären ran. Der versucht langsam Schritt für
Schritt rückwärts
wieder von der Betonfläche zu kommen.

Als er endlich am Rand ankommt, dreht er sich ganz
schnell um
und stürmt schreiend davon mit: "Hilfe!
Lausebär! Hilfe!"
Linus flieht, so schnell er kann.
"Die Riesenvögel greifen an!"
Wenig später: "Die hacken
bestimmt mit spitzen Schnäbeln."
Und nach einer
kurzen Pause: "Das ist doch klar, oder?"

Lausebär beruhigt den kleinen Bären: "So gefährlich sind
Pinguine gar nicht." Er zeigt auf die heftig schnatternde
Vogelgruppe, die dicht gedrängt an der Betonfläche
zurück geblieben sind. "Deine laute Flucht hat sie erschreckt.
Aber ich hatte dich gewarnt, so einfach hin zu laufen.
Da bekommen die doch Angst."

"Die haben auch nur Angst?" Der kleine Bär fasst einen Plan:
"Wenn die nicht böse sind, dann komme ich wieder." Schnell
zieht er den großen Bär ins Haus. Lausebär muss ihm helfen
und das ganz schnell, bevor die Vögel wieder weg sind.

Es dauert aber doch fast zwei Stunden,
bis der weltbeste Pinguinforscher wieder
zurück in den Garten kann.

Aus altem Zeitungspapier haben die beiden Bären einen
Pinguin-Anzug für Linus gebaut. Lausebär hat aufgepasst,
dass der Alleskleber aus der Tube auf dem Papier und nicht
im Bärenfell gelandet ist. Das war nicht einfach, da der
allergrößte Vogelkundler für Watschelvögel eigentlich
überhaupt keine Zeit hat.

Aber der großmächtige Herr der Tarner und Täuscher musste
auch noch warten, bis die Farbe getrocknet ist. Damit die
Pinguine diesmal nichts schöpfen, haben sie den Papieranzug
noch dunkel angemalt. Doch Linus findet Dunkelblau viel edler
als ein tristes Schwarz: "Das ist immer noch ganz doll pingimäßig!"
Lausebär sieht den kleinen Bären siegesgewiss davon stapfen
und schüttelt den Kopf: "Eigentlich sieht er eher aus wie ein sehr,
sehr pummeliger Eisvogel ..."

Der wohlgenährte Falschvogel schwenkt jetzt seinen
Riesenschnabel in alle Richtungen. Er ist im hinteren
Garten angekommen. Diesmal will er sich zuerst vorsichtig
einen Überblick verschaffen. Bevor ihn wieder eine wütender
Watschelvogelangriff überrascht. Aber er muss schon blinzelnd
unter dem Kopfschmuck hervorlinsen, denn für Extra-Gucklöcher
hatte der ungeduldige Federforscher keine Zeit.

Zum Glück ist die ganze Frackhorde noch da. Dem kleinen Bären
schlägt das Herz bis zum Hals. Wird es diesmal gelingen, sich
unter die Vögel zu mischen? Oder muss er dann wieder fliehen?
Denn das wird mit dem Papieranzug ganz schön schwierig.

Längere Zeit beobachtet der große blaue Papiervogel
das liebe Federvieh. Dann fasst er allen Mut zusammen
und
tritt auf die Betonfläche.

Er beginnt sich unter die großen Vögel zu mischen. Ganz langsam
und ganz vorsichtig. Jetzt keine hektischen Bewegungen. Er
krächzt leise und hofft, dass das irgenwie nach pinguinisch klingt.

Die frisch eingewanderten Südpolen beäugen neugierig
den Neuankömmling in ihrer Mitte, der immer eifriger
mitschnattert. Vielleicht etwas dick und ein unverständlicher
Fremdsprachler, aber immerhin hat er einen Schnabel und
zwei stattliche Flügel.

Das ist schon eine tolle Tarnkappe. Linus ist jetzt
mitten unter den Wildvögeln und alles bleibt ruhig.

Es klappt! Linus straht wie ein Honigkuchenpferd.
Er sitzt mitten zwischen den großen dunklen Vögeln.
Und die schöpfen nix! Kein Argdingsbums und nichts
anderes! Doch was macht so ein berühmter
Vogelforscher jetzt eigentlich?


Fotos: W.Hein

Linus und Lausebär sind Rica-Bären aus Detmold.
Dort gibt es sicher auch nur sehr selten Pinguine.
Diese hier kommen eigentlich aus Australien von der Hansa Inc.
Und die schicken diese Plüschvögel so über den großen Teich,
dass sie hier leicht muffig ankommen und erst im Garten
auslüften müssen.

4 Kommentare:

Conni hat gesagt…

Mit so einer tollen Story beginnt die Woche doch wunderbar! Liebe Grüße Conni

olga hat gesagt…

Die Geschichte könntest du glatt als ein Büchlein verlegen!
Liebe Grüße
von Olga

Anonym hat gesagt…

Na das ist ja ein Ding! Eine ganze Pinguingruppe in EUREM Garten! Wir staunen und machen große Augen.
"Also das versteh ich auch nicht, wie DIE da hin kommen?", fragt sich Mini und alle Kuschelbären grübeln und grübeln
Die Idee mit den Zugvögeln finden sie am Ende einleuchtend :-) und die FAhrkarten brauchen sie ja jetzt nicht mehr, jetzt sind sie ja angekommen, deswegen hat auch keiner mehr eine dabei :-)

Also was Ihr so alles tolles erlebt ...!!!

Liebe Grüße
von den Kuschelbären

Anonym hat gesagt…

Linus im Pinguinkostüm :-) echt ein Held! Wir haben uns köstlich amüsiert über die gelungenen Fotos und das neue Abärnteuer in eurem Garten! Und wir sind schon ganz gespannt darauf, was der bärrühmte Vogelforscher noch alles erlebt!
Viele Grüße an eure Helden von der Bärenbande aus München ;-)