Hoshi kann es nicht fassen. Mutter Bär schüttelt nur den Kopf. Diese Blätterfalle im Holzsteg ist ja gemeingefährlich. Besonders wenn es dunkel wird, sieht man das große Loch nicht und stürzt in die Tiefe.
Die beiden großen Bären entdecken Alex und Rosalie, die sich gerade ins Haus verdrücken wollen. Gestern waren sie noch eifrig am Loch beschäftigt. Mit energischen Pfotenbewegungen winken Mutter Bär und Hoshi die Jungpetze heran.
Rosalie drückt sich eng an Alex: "Du, die wollen was von uns." "Wir sollen wohl kommen," nickt der Bär." "Müssen wir wirklich?" Der Junge seufzt: "Ich glaube schon..."
"Kommt mal schnell her und sagt uns, was bloß dieser Blätterunsinn soll?" raunzt Hoshi gleich die beiden Kurzen an, noch bevor sie ganz angekommen sind.
"Das ist eine ganz, ganz kleine Christkindfalle," murmelt Alex: "Damit wir es fangen können, wenn es vorher vorbei kommt, um den Weg auszukundschaften." "Und oben liegen viele gelbe Blätter darauf, damit es etwas gewarnt ist," ergänzt die weiße Hutbärin. "Das Christkind fällt durch die Blätter auch ganz weich," versichert schnell der kleine Fallenexperte.
Hoshi grummelt etwas von "dieses verrückte Jungvolk!" Die große Bärin schaut den beiden ernst in die Knopfaugen: "Und wenn statt des Christkindes der Weihnachtsmann kommt? Der schwere, alte Mann wird, wenn er in die Falle tappt, ganz sicher stolpern. Und garantiert fällt der Rotrock dabei in den Teich. Der ist danach stocksauer. Also Weihnachten fällt dann gleich mit ins Wasser. Und die Geschenke könnt ihr auch vergessen." Rosalie schluckt ungläubig: "Keine Geschenke?" Und Alex braucht doch unbedingt ein Weihnachten!
"Die Falle muss weg," entscheidet der alte Bär. "Sorgt ganz schnell dafür, dass man das Loch im Steg wieder sieht," ergänzt Mutter Bär. "Bevor jemand noch reinfällt."
Brummelnd zupfen und rupfen die beiden kleinen Fallensteller an Blättern im Loch. Dann müssen sie jetzt wohl alles wieder rausholen. Dabei hat es doch so viel Arbeit gemacht, eine richtig gute Falle zu bauen.
Aber es macht noch viel mehr Arbeit das ganze Laub wieder raus zu puhlen. Ob sie noch mal mit Mutter Bär reden können? Wenn Sie dem Weihnachtsmann auf den Wunschzettel schreiben würden, dass er hier im Garten aufpassen muss? Sie könnten das zur Sicherheit noch rot unterstreichen.
Aber wer weiß, wer all die Wünsche der Welt am Nordpol lesen muss? Vielleicht bekommt der Weihnachtsmann nur noch kurze Zusammenfassungen von den ganzen Wunschzetteln. Dann geht die Warnung doch noch verloren. Außerdem werden Mutter Bär und Hoshi auch dann noch darauf bestehen, dass die Blätter wieder verschwinden. Also räumen sie weiter.
"Jetzt ist es wieder ein richtiges Loch," stellt der Bärenjunge fest. Mit einer großzügigen Handbewegung zeigt er auf den Boden: "Die paar Blätter dürfen drin bleiben.""Aber da kann der Weihnachtsmann doch immer noch reintreten und in den Teich klatschen." Rosalie ist immer noch besorgt: "Dann sind die Geschenke wieder futsch!"
"Ich hab' da eine Idee," Alex stürmt davon: "Ich komme gleich mit der besten Weihnachtssicherung wieder!" Eine kleine Bärin bleibt zurück und fragt sich, wie er ihre Geschenke retten will?
Wenig später trägt der Bär eine sperrige Holzlatte in den Garten. Wohlmeinende Nachbarn heben es für den Bärenhaushalt mitgebracht. Deshalb ist auch gleich ein flacher Winterbär und ein irgendein Warnschild darauf genagelt.
"Das hohe Ding stellen wir direkt am Loch auf," erklärt der stolze Finder der kleinen Bärin. "Dann kann man da gar nicht mehr reinfallen, weil ja was im Weg steht."
"Und was steht da?" will Rosalie wissen. "W-i-l-l-ko-mmm-n," entziffert der eifrige Bär. "Das muss eine Warnung sein, denn es ist ein rotes Schild." "Willkommen! klingt aber nicht sehr gefährlich." Rosalie runzelt die Stirn, "Eher nach einer Einladung: Tritt rein und lass Weihnachten ausfallen."
"Das ist kein Problem," ruft Alex. "Dann machen wir halt ein neues Schild". Schon wenig später malt er mit seinem Bleistift den neuen Text. Damit diese tollpatschigen Geschenkebringer endlich Bescheid wissen.
Rosalie passt auf das frisch aufgestellt Warnsignal auf, während der Bär noch einmal davon stürmt: "Ich muss nur noch was holen..."
"Da fehlt noch ein Warnlicht. Für die Nacht!" ächzt Alex, als er mit der riesigen unhandlichen Bauleuchte aus dem Keller zurück kommt.
"Die stellen wir direkt am Schild auf." Alex' Augen glänzen vor Begeisterung, als er der kleinen Hutbären den Plan erklärt. "Das blinkt die ganze Nacht ganz hell, damit man das Loch im Steg sieht." Er überlegt einen kurzen Moment: "Eigentlich sieht man dann nur noch das Loch..."
Rosalie wartet an der Leuchte, während Alex wieder ins Haus läuft, um den Stecker in die nächste Steckdose zu stecken. Die kleine Bärin kann dann gleich prüfen, ob das Licht auch ordentlich warnt.
So! Der Steg ist jetzt bombensicher. Das rot-orange Blinklicht rotiert langsam und taucht ihre Mäntel, den Garten oder die Hauswand abwechselnd in hellbuntes Licht. Und das Warnschild mit dem Bären sagt ja ganz deutlich, dass hier so ein gefährliches Bauloch ist.
Das haben Alex und Rosalie gut gemacht. Zufrieden gehen sie Arm in Arm ins Haus. Da werden Mutter Bär und Hoshi sicher auch ganz stolz auf diese beiden Fachbären für
angewandte Stegsicherheit sein.
Die älteren Bären staunen eigentlich eher, als sie am Abend nachsehen, ob der Gartenweg jetzt wieder fallenfrei ist. Natürlich müssen sie zugeben, dass mit Warnleuchte die Lochsicherung jetzt vorbildlich ist ...
Aber, dass der ganze Garten jetzt in buntes Discolicht getaucht wird, stört die besinnliche Zeit doch ein wenig. Und ob Mutter Bär bis Weihnachten in der Nacht überhaupt Schlaf bekommen wird, wenn es nun ständig ins Fenster reinblinkt?
Fotos: W.Hein
Hoshi ist ein japanischer Saucy Bear von Misue und
Mutter Bär hat als eine Valdorf Bärin ihr Geburtshaus in Herford.
Beide sind über die Bärenhöhle in Hannover zu uns gekommen.
Alex ist auch einer der Valdorf Bears und Rosalie stammt
wie jede Rica-Bärin aus Detmold.
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