Montag, 2. April 2018

Der Herr lässt suchen



Der Hörer ist abgehängt, seit Leonidas ohne Land die Suite im Hotel bezogen hat. Er ist für niemanden erreichbar.


 Heute wird der Moschnarch durch ungewohnte Geräusche geweckt. Dabei hat er sich absolute Ruhe bis zum Mittag ausbedungen.

 Verdattert blickt der König auf die beiden kleinen Mäuse in seinem Hotelzimmer. Auf die Dauer war die Enge mit all den Bewohnern im Haus bei Victoria und Albert unhaltbar. So war er dankbar, als der Kammerherr diese bescheidene Zimmerflucht organisieren konnte, wo er ungestört seine Untätigkeit pflegen kann. Doch jetzt sind diese kleinen Mausetrippler wieder vor seinem Bett!

 Lange stehen die beiden nicht wie angewurzelt vor seinem Bett. Nachdem Alice und Jack hastig einen "Guten Morgen" und "Frohe Ostern" gewünscht haben, hasten sie schnell weiter zu den wichtigen Dingen des heutigen Tages. Es gilt, bunte Harteier, goldene Schokohasen und möhriges Marzipan zu finden so viel die dunklen Verstecke und schattigen Winkel hergeben. Volltreffer, sie werden auch gleich in der Kleidertruhe des Königs fündig.

 Der König ist entgeistert: Ja doch, es ist Ostern. Aber ein König lässt höchstens suchen. Doch sicher nicht von all diesem übereifrigen Fußvolk. Es sind ja nicht nur die beiden Mäuse unterwegs. In allen Ecken, unter allen Tischen und hinter den Schränken wuselt und trippelt es im Raum: "Kammerherr! Kammerherr! Hier sind überall wühlende Jungnager!"

 "Ich weiß mein König," ruft der Kammerherr aus dem Nebenraum.

Schließlich läuft alles nach Plan. Als Dank für die lange Gastfreundschaft im Heim von Victoria und Albert hat er alle Mäuse zur großen Ostereiersuche in ihre neue Hotelsuite eingeladen. Seit mehreren Stunden haben der Kammerherr und Victoria in jedem Winkel in den Räumen die Nester, Hasen und bunten Eier versteckt und genießen jetzt nach getaner Arbeit ein erstes Frühstück.

 Inzwischen durchstöbern Alice und Jack jeden Winkel. Sie haben in dem roten Koffer bunte Eier blitzen sehen und schieben dafür achtlos die schmiegsamen Wildlederhandschuhe, feinen Damasttaschentücher und geblümten Seidenschals beiseite.

 An dem reichgedeckten Frühstücksbuffet stärken sich die Zwillinge vor der Eiersuche noch mit einem Stück Möhrenkuchen.

Gennie und Millie staunen, wie es die bunten Eier geschafft haben, hinter Glas zu kommen. Sie leuchten verführerisch aus den Silberschalen und Porzellantassen. Die beiden Mädchen sind sich noch nicht sicher, wie sie die einsacken sollen. Wenn dabei etwas zu Bruch geht, das teurer als ein hartgekochtes Ei ist, gibt es garantiert Mecker. Sie sollten lieber Victoria fragen.

 Doch die hat im Moment keine Zeit. Sie ist noch immer beim Frühstück und findet zu spannend, was der Kammerherr zu erzählen hat.

 Der Kammerherr war natürlich nicht immer ein Kammerherr. In jungen Jahren nannte man ihn sogar als schneidigen Husaren einen wilden Feger. Und wer weiß – wenn der König nicht sein Land verloren hätte – wäre er vielleicht inzwischen Minister: Nicht so ein schwieriges Amt mit vielen Entscheidungen – lieber wäre er zum Beispiel Landwirtschaftminister. Da sagen ihm die großkopferten Funktionäre, was zu tun ist. Und es gibt immer gut zu essen, wenn ein Minister ständig zu Arbeitsessen, Empfängen und Messeeröffnungen eingeladen wird. Dafür ist es natürlich unendlich schwer, dabei seine Linie zu halten.

 Es ist erstaunlich, dass der König und Kammerherr erst ausziehen mussten, bevor die beiden Zeit für eine längere Unterhaltung finden. So lange alle noch unter einem Dach wohnten, gab es immer zu viel Alltag. Nun wissen beide, dass dies für einige Wochen die letzte Begegnung sein wird. Also nehmen sie sich die Zeit. Und da müssen kleine Mausemädchen und ein nörgelnder Monarch eben warten.

Buttercup juchzt laut auf, als sie im Kachelofen einen geheimen Eiervorrat findet. Den muss sie schnell sichern, bevor die nächste Heizperiode beginnt.
 
 Auf dem Sofa werden dem Schokohasen die Ohren gestutzt. Warum soll das Mädchen hinter so vielen Leckereien hinterher laufen, wenn offensichtlich noch an jeder Ecke neue Versuchungen lauern. Da bleibt noch genug übrig für einen zweiten Gang.

 Nein, das ist ihr Hase! Die beiden müssen sich schon einen eigenen fangen. Die goldenen Langohren leuchten auch im Schatten, sind nicht besonders flink. Und wenn sie davon hoppeln wollen, verrät sie das goldene Glöckchen am roten Halsband.

 Das wird nicht einfach werden. Bei all den hungrigen Mäulern, die inzwischen hier durch das Zimmer streifen, müsste sich hier schon eine ganze Hasensippe zwischen den Möbeln versteckt haben. Da sollten die beiden gleich auf Hasenjagd gehen. Oder gleich die Eier mit Glitzerfolie vorziehen. Die haben dafür oft eine spannende Füllung und nicht nur ein dunkles Loch im Inneren.
 Der König sitzt immer noch aufrecht im Bett und schaut ungläubig auf das rege Treiben in seinem Schlafzimmer. Zum Glück ist nicht jeden Tag Ostern.

 Megan hat einen Riesenkorb mit superleckeren Schaumeiern entdeckt. Leider ist der weit über ihrer Greifweite geparkt worden.

 Sie kommt noch nicht einmal an die Türgriffe ran. Und die beleidigte Leberwurst in den Daunendecken braucht sie sicher nicht fragen.

 Albert hat Victoria und den Kammerherren machen lassen. Er hat sich mit einem guten Buch in den Sessel zurückgezogen und wartet, bis der Trubel vorbei ist. Das Buch ist so fesselnd, da hat er sogar den Kaffee kalt werden lassen. Den hatte inzwischen der Kammerherr vorbei gebracht, bevor er mit Victoria sich an den Frühstückstisch setzte.

 Cedric schaut sich die Minibar genau an. Er weiß natürlich, dass er da nicht mal nippen darf. Er bekommt ja nicht mal ein mit Orangenlikör gefülltes Ei, wenn es nach Victoria geht. Aber vielleicht hat sich dazwischen auch etwas süßes Buntes versteckt.

 Der Hase erklärt den beiden Mäusen das neue Brettspiel. Sie dürfen erst von der Torte naschen, wenn alle bunten Eier abgeräumt sind. Und dafür müssen die zunächst einmal von den anderen geschlagen werden.

 Da hilft es nur wenig, wenn die Maus am Brett das eine oder andere Ei heimlich unter dem Tisch entsorgt und es ein kleiner Helfer dann schnell unter fremden Möbeln verschwinden lässt. Noch sind sie dem Kuchen kein Stück näher gekommen.

Albert nimmt noch einen Schluck, bevor er zum Schlussspurt in seinem Schmöker ansetzt. Wenn ihn nur nicht dieses Dauertuten aus dem Telefonhörer immer wieder ablenken würde.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Der König feiert unfreiwillig Ostern und die Mäuse kommen begeistert mit. Das ist eine einfache Idee und doch dauert es fast 16 Stunden bis das alles im Blog sichtbar wird. Also ist es doch schon Ostermontag, bevor es online geht … und danach erst die Lesbarkeit gesteigert werden muss ;-) … (Erster Durchlauf endlich geschafft.)


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

DANKE für dieses köstliche Osterfrühstück und die spannende Lektüre ! Ich musste schon über den gut getarnten Jack im Robotanzug schmunzeln, aber die Ostergeschichte um den Moschnarch und seinen Kammerherrn, um Victoria und Albert und die festlich gekleideten Mäuse übertrifft mal wieder alles ! Der üppig gedeckte Frühstückstisch, die vielen Eierverstecke und die bunte Osterdeko in dieser stilvoll eingerichteten Hotelsuite ... ich kann mich grad gar nicht sattsehen an den Bildern und entdecke immer neue Details ... und der Blick aus den Fenstern der Suite lässt auf gutes Wetter hoffen ;-) Hoffe, ihr habt einen ebenso schönen Ostertag wie die Mäuse ! Herzliche Grüße an euch, Manu

SchneiderHein hat gesagt…

@ Manu
Der erste Ostertag war ziemlich verspielt ;-)
Das war währenddessen der krönende Abschluß im Wohn-/Schlafraum:
http://graue-katzen.blogspot.de/2018/04/ins-gemachte-nest-setzen.html
Und so sah es aus, als die Mädchen mal kurz Pause machten:
http://wwwdekogeruempel.blogspot.de/2018/04/gut-dass-ostern-bald-vorbei-ist.html
Doch am Ende des Tages war zumindest Allegras Kleiderkammer wieder von all' den geöffneten Oster-, Möbel- & Mäusekisten befreit, die Szene aufgebaut, und die 'Eiersuche' konnte beginnen. Und wir hatten sogar draußen vor der Tür am Nachmittag etwas Sonnenschein :-))
Doch vielleicht lassen wir es heute mal etwas ruhiger angehen - so die 3 Plüschtiere uns lassen ...

Claudia hat gesagt…

Ein herrlicher Ostertag, soviel Verstecke, ein so leckeres Osterfrühstück, da hätte ich auch gerne Platz genommen ;O)
♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥