Samstag, 6. Januar 2018

Auf Sterntaler und Zimtcent



Es hat immer noch viele Sterne. Vor zwei Monaten sind sie unvermittelt heruntergeregnet, liegen seitdem überall verstreut im Wohnzimmer und ballen sich in den Ecken. Naseweis hat sich einen Stern gegriffen, der sicher wertvoller ist, weil er größer und weicher ist als die anderen. Das ist garantiert so ein Sterntaler, von denen er im Fernsehen gehört hat. Er weiß zwar nicht, wie Sterntaler in Euros umgerechnet werden und ob es sich lohnen würde, sein Taschengeld auf die Zackenwährung umzustellen. Aber auch bei seinem Wochenlohn ist es so: Die weichen Euros bringen mehr als das Hartgeld.

Eigentlich ist ja das Fernsehen zu Weihnachten schuld. Am liebsten sieht der kleine Mäuserich Äkschn-Kracher in der Glotze, in denen die Welt kurz vor Schluss in Schutt und Asche gelegt wird. Seine große Schwester Altklug sagt aber, dass es gar nicht gut für kleine Mäuse ist, wenn sie dabei so viel 'Krawumm und Aua' sehen müssen. Dabei weiß Naseweis doch selber, die Filme sind nicht echt. Es gibt zum Beispiel hier im ganzen Haus keinen roten Knopf, der alles mit einer lauten Explosion zusammenfallen lässt. Dabei hat das jeder Superschurke in seinen Firmensitz. Hier im Haus – Fehlanzeige. Hat er schon überall gesucht. Und er findet auch keinen geheimen Plutoniumvorrat oder einen Bunker mit Interkonti-Raketen, die auf die Hauptstädte der Welt gerichtet sind. Stattdessen soll er sich Märchen im Tiwii angucken. Da sagt dann keiner was, von wegen 'unecht oder brutal', obwohl da auch Kleinwüchsige betrogen, Riesen bestohlen und im Wald alte Frauen in ihren essbaren Ausflugslokalen verbrannt werden dürfen.

Aber eine Geschichte war dann doch zu spannend. Wenn dieses Kind in den Wald läuft und dabei all diese Glitzerdinge aufsammelt, die herrenlos runterregnen. Zackiges Klimperzeug, mit denen es nun ganz viel kaufen kann. Und das sind eben diese Sterntaler gewesen. Naseweis muss noch nicht einmal in den nassen Garten gehen, hier liegt das Geld sogar schon im Wohnzimmer! Er greift sich jetzt so ein Pieksding und schaut mal, was er dafür bekommt.

Altklug wundert sich, was der kleine Mausjunge mit dem Stoffstern vorhat. Erst ist er aufgeregt in alle Ecken gelaufen, hat dabei prüfend die Deko betrachtet und immer wieder einzelne Stücke hochgenommen. Nachdem er sie von allen Seiten eingehend betrachtet hat, hat er die meisten achtlos fallen gelassen, bis er sich endlich für diesen weißen Weichstern entschieden hat, um ihn jetzt davon zu tragen. Will er schon Platz für die bunte Frühjahrsdeko machen, obwohl es noch nicht einmal richtig geschneit hat? Nur, weil überall in den anderen Häusern die Sterne und Tannenbäume ab heute wieder abgeräumt werden? Aber wenn er jeden Stern so einzeln entsorgt, dauert das Aufräumen doch wieder bis kurz vor Ostern.

"Nöh," lacht der Mäuserich. "Das ist ein Sterntaler, den ich gefunden habe. Als Extrataschengeld im Winter. Den gehe ich eintauschen … mal sehen, was ich dafür bekommen kann." Altklug weiß noch nicht einmal, wo sie mit Sterntalern bezahlen könnte. Außerdem sieht sie sofort, dass so ein Stern für die Tasche als Geld viel zu unpraktisch ist. Der ist ja so stachelig, dass er das ganze Innenfutter aufschlitzen würde.

Wenig später kommt Naseweis stolz zurück. Anna hat seinen Sterntaler in Zahlung genommen und er hat dafür auch Wechselgeld bekommen. Das ist als Zimtstern sogar essbar. Die anderen Leckereien wie Lebkuchenherzen, Dominosteine und Schokoprinten hat er als Wegzehrung gleich verputzt. Aber die Zimtcent hat er seiner Schwester mitgebracht, damit sie sehen kann, dass sie auf einem Schatz sitzen. Sie müssen nur die umliegenden Sterne einsammeln.

Vorher teilen sie sich brüderlich das Wechselgeld. Seine Schwester bekommt also nur einen Zimtcent.

Altklug muss doch noch mal überlegen. Wenn der kleine Bruder so viel Süßkram für einen schlappen Stoffstern bekommt, dass er ihr sogar etwas abgeben kann … dann hat sie hier vielleicht ein kleines Vermögen am Bande? Der Frühling sollte ganz schnell kommen, damit sie hier alles absammeln können. Sie sollten sofort alle Sterne sichern, bevor jemand anders auf die selbe Idee kommt. Oder Annas Süßwarenlager leergefuttert sind.


Fotos: W.Hein

Naseweis und Altklug sind zwei Mäuse von Bell Bears Design aus den Niederlanden. Und dies ist eine parallele Wirklichkeit, da der Wohnraum inzwischen fest in der Hand von drei wilden grauen Katzen ist.


4 Kommentare:

Bienenelfe Kerstin hat gesagt…

so putzig, der ganze Blog und auch diese liebevoll geschriebenen Geschichten. Ich muss einfach bleiben♥

Herzlichst
Kerstin mit Mama Helga(die auch Bärenoma genannt wird weil sie Bären über alles liebt)

Anonym hat gesagt…

Ui ein toller Tipp! Zottel ist gleich nach dem Lesen Eurer Geschichte losgesaust und hat im Flur auf dem Tischchen die Sterne aus Holz eingesammelt, die die Bärenmama als Weihnachtsdeko dort hingelegt hatte. "Die musd jetzt sowieso mal langsam weg", war er ganu aufgeregt und hat gleich nachgezählt, wieviel Sterne es denn sind. 7 Stück! Ob man damit im Kaufmannsladem schon eine Tüte Brause und eine handvoll von den leckeren Himbeerbons bekommt? Schade dass heute Sonntag ist, da haben die Geschäfte zu. Aber morgen wird das gleich ausprobiert!

SchneiderHein hat gesagt…

@ Kerstin und Mama Helga
Schön, wenn Dir unsere kleine Plüschwelt gefällt und zum Bleiben und Stöbern einlädt :-)

In letzter Zeit hatte wir leider kaum Zeit für Blogbesuche. Und nun hat auch noch 'Friederike' unser Leben ja leider ganz schön durcheinander gewirbelt. Aber bald schauen wir dann auch mal länger bei Euch vorbei. Bisher waren wir nur kurz auf Stippvisite ...

SchneiderHein hat gesagt…

@ Kuschelbären
Na, was ist aus dem Tausch geworden?
Bei uns liegen bedingt durch den ganzen Verwaltugskram & Co noch immer all' die Filzsternchen rum und werden von den grauen Mädchen wie wild durcheinander gewirbelt. Mal schauen, ob sich bei uns in den nächsten Tagen die Deko im Haus dem Frühlingshaften Wetter anpassen kann ...