Montag, 16. Mai 2016

Ein sanfter Kratzfuß



Es ist ein Garten voller Merkwürdigkeiten. Camio ist doch ein wohlgeratener Kater, der einen ersten Rundgang wagt. Und dennoch gibt es hier Dinge, die jede ausgewachsene Katz schrecken müssen.

So gibt es hier riesige Nager, die Camio um ein Vielfaches überragen. Sie sind zum Glück etwas steif und von eiserner Konstitution. Aber der plötzlich so kleine Burmese fragt sich schon, ob es dafür lebende Vorbilder gibt? Oder was bewegt die hiesigen Mäuse sich so ein Gulliver-Denkmal zu geben.

So viel Maus ist Camio unheimlich. Da beeilt er sich schnell aus dem Schatten des riesige Rostmaus zu kommen.

Das ist doch schon eher eine gewohnte Mausegröße. Klein-Alice und Jack sind überrascht, dass es plötzlich eine weitere Katz im Garten gibt. Es war auch jetzt schon etwas unübersichtlich. So macht die weiße Maus für alle Fläche einen höflichen Kratzfuß: "Euch einen wunderschönen Tag. Seid gegrüßt, edles Schnurrhaar." Camio ist erst einmal sprachlos. Es ist wirklich ein Garten voller Merkwürdigkeiten.
 
Jack drängelt zum Aufbruch – bei so großen Katzen weiß maus nie, wie diese zu Mäusen im Allgemeinen und zum Mausen im Besonderen stehen: "Wir müssen dann mal. Keine Zeit. Überhaupt keine Zeit." Was ist denn bloß mit Klein-Alice los. Die steht immer noch wie angewurzelt dar, bis sie endlich aufwacht: "Äh ja, liebe Miez, wir sind wirklich etwas in Eile."
 
"Was war los?" Jack ist immer noch fassungslos. Das hätte doch längst ins Auge gehen können. Und sie sind immer noch nicht außer Sprungweite, falls die Katze Mäuse maust. "Ich wollte doch nur höflich sein," verteidigt sich das Mädchen. Jack knurrt: "Höflich bin ich auch – wenn ich ein Megafon habe."

Schon sind die beiden Mäuse wieder verschwunden. Bevor er etwas sagen konnte, wie 'Hallo'. Und vor allem, bevor er fragen konnte, ob sie diese Metallmonstermäuse aufgestellt haben. Oder es doch lebende Riesennager hier im Garten gibt. Schade! Und ein wenig unheimlich …


Fotos: W.Hein

Der Burmese Camio kommt von Teddyana aus Frankreich. Obwohl die beiden Schwestern hinter Teddyana stammen eigentlich aus St. Petersburg. Und damit wächst die Zahl unserer Mitbewohner aus Osteuropa. Dagegen ist Deb Canham woll von England nach Amerika gegangen, um von dort ihre Minimäuse in die Welt zu schicken.


"Wir hätten höflich fragen sollen, wie es dem Kater geht? Und was er vorhat?" Klein-Alice ist es immer etwas unwohl, wenn sie zu kurz angebunden ist. "Er hat doch noch nicht einmal 'Hallo' gesagt," beharrt Jack. "Wir haben ihm ja keine Zeit gegeben."


Sonntag, 15. Mai 2016

Klee ist Klee



Das kann doch kein Klee sein. Die kleine Mia staunt, als sie die fedrigen Blätter sieht. Das ist doch sicher nur ein Stinkschnabel.

Und das kleine Beikraut daneben ist doch höchstens so ein Nebenklee mit Bockshorn, Schnecke oder Sauer im Namen. Dabei hat die kleine Waldbärin extra ihr Kleekleid angezogen, um sich im Kleefeld besser verstecken zu können. Diese Elfen aus Blech bewachen zwar die Kräuter, aber sind dabei so still und stumm, dass sie auch nicht sagen können, wo die nächste Kleewiese liegt.

Wie soll sie denn hier unsichtbar werden, wenn sie schon die Gänseblümchen überragt? Dieser Nachbarrasen ist zudem auch eine Hundewiese. Und wenn eine kleine Waldbärin nicht aufpasst, versteckt sie sich neben einem braunen Stinkehaufen.

Der Nachbarsgarten auf der anderen Seite sieht für die kleine Waldbärin schon viel vielversprechender aus. Hier wütet kein Rasenmäher, hier können kleine Heimlich-Petze unerkannt im grünen Dickicht untertauchen. Und würden dabei vielleicht sogar ein vierblättriges Kleeblatt finden. Ein wenig Glück könnte die kleine Mia schon gut gebrauchen: Das lichte Kleid leuchtet immer noch weithin sichtbar aus dem Grün.

Aber vielleicht sind deshalb die weiße Blüten auch viel besser zur Tarnung. Beim nächsten Kleekleid achtet die kleine Waldbärin darauf, dass die Blätter nicht so schütter verteilt sind. Es passt hier leider zu viel weißer Stoff zwischen jedes Kleeblatt.

Doch im hohen Gras – über dem sich sanft die weißen Blüten im Winde wiegen, da …

wird eine kleine Mia plötzlich viel kleiner, viel unbedeutender und …

ist dann mal weg.


Idee: SchneiderHein      Fotos: W.Hein


Juchu, geschafft! Da hat die kleine Mia (eine Rica-Bärin) als heimliche Waldläuferin noch mal Glück gehabt, dass auch unsere Nachbarn mehr Spaß an Blüten als am akuraten englischen Kurzrasen im Vorgarten haben.



Mittwoch, 11. Mai 2016

Hasch mich!



"Hasch mich, ich bin der Frühling!" ruft das Kalendergörl und rüscht knisternd durch den Waldmeister. "Der Spätfrühling im Mai? Oder doch ein verfrühter Frühsommer?" Der Fotograf wundert sich. "Ist doch egal, Hauptsache es wird gehascht!" Noch größeres Gewundere: "Du willst den Waldmeister rauchen?"


Fotos: Conroy

Das Kalendergörl hat im Kleiderschrank ein Elfenkostüm gefunden. Leider für Elefantenelfen oder für siamesiche Elfen, bei der Geburt ungetrennt, so riesig fällt das Kleid aus. Doch das sieht zum Glück ja keiner auf dem Foto.


Die Frühlingsfänger



"Da-pfäält-noch-eunö-Nadöl," nuschelt Maylin.

"Oder eine Klammer", drängelt sich Alisa nach vorn. Heute nehmen die beiden Petzelinen ihren Assistentinnenjob voll ernst.

Dafür hat Antonetta jetzt eine Rückenlinie wie ein Stegosaurus oder ein Feuerfisch. Dicht an dicht staken die Klemmen in die Luft. Denn in das 'Frühlingskleid', das die Rättin heute umbedingt tragen will, hätten auch zwei Kowagörlies gepasst. Es ist entweder für eine schwergewichtigte Brummelbär-Frühlingsbotin geschneidert worden oder für siamesische Elfenzwillinge. Die hätten aber sicher gern mehr Armlöcher oder einen Doppelkragen gehabt.

So oder so, wenn die eifrigen Helferlinen diese überbordenden Stoffmengen nicht ganz eng wegklammern würden, könnte die Rättin keinen Schritt machen – ohne über den eigenen Rocksaum zu stolpern.

Jetzt zuppelt Helen noch ein letztes Mal nach und schickt dann das Kalendergörl endlich in den Waldmeister. Sie muss beim sich-in-Pose werfen immer so ins Bild drehen, dass niemand die ganzen Klammern sieht. Denn einen Frühling mit viel Klammertechnik will sicher niemand sehen.

Conroy wird schon ungeduldig. Wenn die Mädchen ewig an dem Kowagörl herumnesteln, ist irgendwann das Licht weg. Überhaupt ist das wieder so ein Mädchenmotiv – mit Plüsch und Plü-Rosen. Oder eben mit Waldmeister. Dabei hätte der Junge lieber etwas mit Fallschirm oder wenigstens Moped gehabt.

Jetzt dreht sich die Rättin doch nur wieder juchzend im grünen Glanzkleid und jubelt dabei: "Hasch mich! Ja hasch mich! … ich bin doch der Frühling!"

"Das versuche ich doch," ruft der entnervte Fotograf. "Doch so viel ich auch haschen will, wenn du dabei so rumhampelst, hüpft du mir immer aus dem Bild."

"Dann musst du schneller sein!" Antonetta lässt sich heute nicht stoppen. Sie fühlt das Erwachen des Frühlings in jeder Faser ihres Körpers … das muss raus. Sie will frei sein und springen und sich drehen, laufen und sich drehen, wieder springen und … "So fang mich, fang mich ein!"

"Ich war noch nie so viel Jahreszeit wie heute," glücklich streift die Rättin sich über den Blütenschmuck … schon ein wenig außer Atem.

"Und ich habe noch nie so wenig Jahreszeit einfangen können," stöhnt Conroy, der diesem Frühlingserwachen machtlos zusehen muss.

"Los doch Conroy, das ist deine Chance," Antonetta reißt begeistert die Pfoten nach oben: "Ich halte auch still … nein doch nicht!" Schon tänzelt sie wieder davon: "Ich kann heute einfach nicht ruhig bleiben. Hach, zu viel Gefühl!"

"Ich hab noch nichts auf den Bildern." Conroy ist verzweifelt. "Nur ein paar Fetzen mit grünem Stoff, einen unscharfen Arm oder diesen stacheligen Metallkamm auf ihrem Rücken." Er zeigt Helen die ersten Bilder. "Dieser Frühling saust nur durch einige Wackelmotive."

"Wir müssen das ruhiger angehen." Maylin hat eine Idee: "Antonetta, wir sind im Mai, haben doch fast schon Sommer. Also bist du doch schon ein ziemlich alter Frühling. Einer der sich eher durchs Gebüsch schleppt und nicht so jung und wild umherspringt."

"Ich bin also reif und habe schon Klasse?" Antonetta versucht zu verstehen, was Maylin von ihr will: "Soll ich zum Blühen alle verführen? So ganz verdorben mit elegantem Armauflegen?" Die Petzeline legt den Kopf schief und blinzelt mit den Augen. Wie soll es Maylin der nur Rättin sagen? Affig? Total gekünstelt? Total bescheuert? "Es ist vielleicht noch etwas zu viel, meine Liebe. Das überfordert deine Fans."

"Hach, die werden mich verstehen," Antonetta nickt Conroy zu – er soll seine Kamera endlich klicken lassen. "Und wenn ich noch nicht verstanden werde, kann ich es nicht ändern … so bin ich halt." Sie legt noch mal viel Gefühl in die Pose. "Irgendwann wird meine Zeit kommen. So ein Kalender ist ja eigentlich etwas für künftige Generationen."

Künftige Generationen? Da kann Conroy nur den Kopf schütteln. Ein Kalender hält doch gerade mal ein Jahr. Und wer kennt schon noch das Motiv vom Vormonat? Das war doch dieses … äh … also … etwas mit Grün … oder was Buntes … oder … Eben! Niemand!

So wird das nichts. Sie müssen etwas Neues probieren, um diesen Frühling einzufangen. "Vielleicht mit Netzen?" schlägt Helen vor. "Netze?" stöhnt Conroy. "Ich habe jetzt schon lauter Klammern und Nadeln im Bild."

"Du musst da noch mal ran. Der Spätfrühling hüpft so, dass ich immer so eure Steckhilfen im Bild habe," winkt Conroy die Petzelinen heran. "Ich dachte, das machst Du später mit dem Komputer weg," Alisa weiß doch auch nicht, wie der Fotograf die sich ständig drehende Rättin bändigen soll oder wohin sie dann noch all die Klammern verstecken könnten.

Die Bärin steckt noch einmal etwas halbherzig die oberen Kleiderklemmen um. So viel besser wird es nicht, sonst verrutscht das Dekullertäh oder wie so ein schöner Ausschnitt heißt. "Wie wäre es denn mit einer Nebelmaschine? Dann könnte der Frühling dem Dunst entsteigen und niemand würde all die Klammern sehen?"

Endlich steht die Rättin so, dass bär nur ganz wenig Klammer sieht. Dafür glitzert der Stoff schön im Licht und auch der Kopfputz sieht diesmal eher blumig aus. Und nicht wie der mottige Federkranz von so einem alten Indianerhäuptling.

"So bleiben – und keine Faxen." Conroy macht sofort ein Foto. Und noch eins. Und zur Sicherheit … drückt er noch zweimal ab: "Das sieht doch gut aus!"

Da kann das Kowagörl noch so eifrg posieren und neckisch die Arme ans Ohr legen, für den Bären ist das Schuhtink erledigt. Er hat sein Bild im Kasten.

"Wir haben's", ruft Conroy. Da sollte jetzt das passende Hascherl dabei sein. Und beim nächsten Mal gibt's hoffentlich mehr Äkschn. Schon haben die drei Assistentinnen ruckzuck ihre Nadeln und Klammern wieder eingepackt, damit sie lachend zum Haus laufen können. Das Herumstehen im Waldmeister – die ganze lange Zeit – macht soo durstig. Vielleicht hat Anna ja eine Waldmeisterbrause für sie. Und dazu ein gritzegrünes Waldmeisterweingummi … oder Götterspeise, ne Wackelpudding, das ist doch dasselbe, mit Waldmeistergeschmack. Mmh! Lecker! Los schnell, die Letzte wird keine Waldmeisterin, sondern nur noch ein Waldlehrling. 


Idee: SchneiderHein    Kostüm: Build-a-Bear    Fotos: Conroy und W.Hein

Das ehrgeizige Kowagörl ist eine Rättin von Marjan Balke (Tonni-Bears). Das restliche Foto-Team mit den eifrigen Absteckerinnen sind Rica-Bären*innen. Und die beiden Füchse kommen von Teddyana (ein Schwesternteam zwischen Paris und St. Petersburg).


Zurück bleibt eine abgekämpfte Rättin im rutschenden Frühlingsflor. So ganz ohne Haltehilfen hängt zu viel Stoff um die schlanke Nagerin. Jetzt kann sie nur noch die Röcke raffen oder nackig gehen. Wenn sie noch etwas von der Waldmeisterbrause abbekommen will.


Sonntag, 1. Mai 2016

Ein sauberer Tag



Einsam dreht sich das letzte Käsestück auf dem Plattenteller. Die kleinen Schrecker begrüßen keinen neuen Tag – dazu sind sie viel zu müde. Sie liegen in den Ecken und blinzeln höchstens ein wenig, ob da noch ein Monsterkeks oder ein Gruselkuchen überlebt hat.

Ob Tanz in den Mai, das Vertreiben des Winters oder das Abfeiern der Wapurgisnacht … das ist alles verdammt anstrengend und nur mit ganz viel Rababbasprudel zu schaffen. Trotzdem sind die Unholde und die Gruselnager total geschafft und dösen matt in den Tag danach.

Nur Hella ist schon wieder eifrig dabei, die Drachen, Gebeine und Zauberzutaten abzustauben. Doch so ein Hexenhaushalt ist schrecklich unübersichtlich und furchtbar vollgestopft. Das alles sauber zu kriegen, ist an einem Tag nicht zu schaffen. Auch nicht als eifriges Putzschwein. Hella versucht es schon seit Stunden und hat noch nicht einmal einen Raum geschafft.

So sammelt Hella inzwischen lieber ihre Besen und Schrubber wieder ein, die sich die kleinen Schrecker für den Walpurgis-Hexenritt zum Brocken ausgeliehen hatten. Diese Luftfahrt ist dieses Jahr zum Glück wieder ausgefallen – Hella ist froh, dass ihren Besen kein Haar gekrümmt wurde. Und damit es dabei bleibt, sucht sie überall im Haus ihre Putzflieger, bevor die in dem ganzen Durcheinander doch noch verloren gehen.

Ein kleiner Gruselnager schaut enttäuscht in eine leere Käseglocke. Sie achtet dabei gar nicht auf das Schwein, das aus allen Ecken die Besen zusammenträgt und für den Transport verpackt. Nur der schwarzen Katze entgeht das Einsammeln der Fluggeräte nicht. Sie wünscht sich, dass das eifrige Schwein die ganze Nagerbande gleich mit den Putzsachen einsacken könnte.
 
Hella ist glücklich, dass ihre Putzmittelsammlung wieder vollständig ist. Aber das Schwein wird wohl mehrfach laufen müssen. Alle Stiele kann sie nicht auf einmal raffen. So oft sie es auch versucht, immer wieder rutschen einige weg, bevor Hella sie mit ihren Hufen festhalten kann.

Endlich sind alle Besen wieder zuhause verstaut. Mit einem tiefen Wohlbehagen schließt das Schwein den Besenschrank. Als der gestern von den Gruselnagern geplündert wurde, ist da eine riesige Lücke entstanden.

Ein fröhliches Liedchen summend nimmt Hella dann den Staubwedel und beginnt endlich ihren Tag der Arbeit. Gibt es einen schöneren Anlass, die Küche wieder glänzen zu lassen. Denn sau-ber kommt sicher von dem 'sau' einer glücklichen Putzsau.


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Hella, das arbeitsselige Reinemacheschwein, kommt von Hanne Mahnke aus der Bärenhöhle Hannover. Die wilden Walpurgis-Flieger sind Mäuse, Monster und Hasen von Deb Canham. Die werden ihren Partyrausch noch ausschlafen und dann sicher danach im Hexenhaus die großen Sammelaktionen zu Halloween planen.