Samstag, 30. April 2016

Die Hüterin des Besenschranks



Eine Tasse heiße Milch mit Honig am Morgen – bevor das Tagwerk beginnt. Hella freut sich schon auf ein saumäßiges Großreinemachen in der Küche und dann mal sehen, welcher Dreck sich sonst noch im Haus verputzen lässt.

Der Boden wird gleich feucht durchgefeudelt. Doch vorher geht es Flusen, Staub und Krümelkram an den Kragen. Hella wird sich demnächst eine Lupe besorgen, um mal genau nachzusehen, was der Dreck so für Kleidung trägt. So ein Krümelkragen muss doch winzig winzig klein sein. Ob es extra Schneidereien für noblen Schmutz gibt?

Für den Krisselkram hat die Putzsau extra einen lachenden Bodensauger. Ihr Flugsauger für die Hexenlinienflüge ist viel zu stromlinienförmig für eine gute Saugleistung in den Ecken. Da nimmt sie lieber einen Pflege-Spezialisten für die Bodenarbeiten.

Glücklich summen beide – Sau und Sauger durch die Küche. So bemerken die Putzkräfte nicht, wie sich hinter ihrem Rücken kleine Schrecker zum Besenschrank schleichen.

Heute ist Walpurgisnacht und alle Hexen und Hexeriche 'müssen' zum Brocken fliegen. Doch die kleinen Mausehexen und die anderen Schreckermäuler finden ihre Besen plötzlich nicht mehr. Und ohne die putzigen Fluggeräte könnten sie höchstens einen Fernbus in den Harz nehmen. Doch was wollen sie da, wenn sie nicht mitfliegen können? Dann ist ihnen zum Glück noch eingefallen, dass ihre Putzsau Hella immer ganz viele Putzmittel im Besenschrank hat. 

Die Sau hat wirklich einen Putzfimmel – sie sammelt sogar antike Reisigbesen! Da können die kleinen Gruselnager ihre Hexenhobel ja lange suchen. Sie brauchen die Old-Teimer nur einmal im Jahr und da geht immer das Gesuche los. Aber im blitzblanken Saustall hätten sie die Grobfeger ja nie vermutet.

Kann man auch Feudel fliegen? Die grüne Maus überlegt, ob sie den Feuchtmob nicht besser auch mitnimmt. Oder fliegt der nur mit Wischwasser? Aber vielleicht gehört der auch einem General oder einem properen Meister oder diesem Zillit-Bäng? Egal, da sie vorher vergessen haben zu zählen, wie viele Fluggeräte überhaupt gebraucht werden, nehmen sie am besten alles mit was einen Reitstiel hat.

Schrubber und moderne Querholzbesen sind tradionellen Hexen eigentlich ein Graus. Wenn die Berrie-Maus mit diesem gesichtslosen Einheitsfeger losfliegen müsste, sucht sie sich besser einen Parkplatz abseits im Schatten vom Hexentanzplatz. Da hilft ja noch nicht einmal ein Duftbaum oder ein Fuchsschwanz am Stiel – so ein Massenbesen ist statusmäßig immer nur 'Holzklasse' vom Billigheimer.

Nachdem sie alle Besenflieger vor dem Schrank abgeräumt haben, entdecken die Flugmäuse im Schrank noch weitere Schätze, die sie erst einmal auf einem wachsenden Besenhaufen tragen. Das sind jetzt auch richtige Windsbräute und Stromlinien-Strahlbesen, die Hella in ihrem Besenschrank hortet. Die sind zum Putzen viel zu schade. Dabei knicken höchstens die Borsten oder fransen die Spitzen statt beim Brockensausen schnittig die Luft zu schneiden.

Dann ist da noch dieses Riesenteil, das sicher ein Besenbus ist. Damit können doch mindestens vier Hexen bequem zum Brocken heizen. Eine lenkt und die anderen haben Zeit für die Landschaft, ein Schwätzchen oder noch schnell den Lidstrich nachziehen.

Endlich haben sie alle Hexensaushilfen zusammengerafft und können zum Flugfeld eilen. Hoffentlich hat die weiße Maus inzwischen die Anleitung für Besenflieger gefunden und weiß, wo der verdammte Startknopf ist. Sonst können sie ja gleich Lufthansapiloten werden und streikend am Boden bleiben. Dann gehen sie gleich in den vorgezogenen Vorruhestand – ohne einen Kilometer geflogen zu sein.

Sie sind eigentlich schon weg, als die eifrige Putzsau endlich bemerkt: Ihre kostbare Besensammlung bekommt gerade Beine. Und die kleinen Nager lassen nicht mehr mit sich reden: Diese Hexenflieger müssen mit. Im Gegenteil, die Schwebeschrecker beharren sogar darauf, dass gleich ihr ganzer Putztag ausfallen muss. Denn Hella soll mit ihrem Hexensauger mitfliegen und da muss sie jetzt sich sputen, wenn sie mit Hexenhut und Elektroflieger rechtzeitig im Abflugbereich einschecken will.

Doch Hella braucht erst einmal Zeit, um über den Verlust ihrer Putzmittelsammlung hinweg zu kommen. Das ist alles, was die Flugnager noch zurückgelassen haben. Sie bekommt ihre Besen, Schrubber und Feudel wieder zurück, wenn die kleinen Brockenflieger heimkommen. Das haben sie hier hoch und unheilig versprochen. Aber wer weiß, in welchem Zustand dann die armen Putzmittel sind? Sicher zersausen sie beim Flug! Und wer weiß schon, wie viele Borsten bei der Landung abgeknickt werden? Hexen sind doch keine Etepetete-Prinzesschen, die mit abgespreizten Pfötchen nur auf plüschigen Piffpaffpuff-Kissen sitzen. Die Hexenflieger sind wilde Rabaukinnen und Teufelsreiterinnen, denen ein paar Schrammen und Beulen nix ausmachen. Die würden sogar eine Kerbe in den Stiel schnitzen für jeden Beinah-Zusammenstoß und Sturzflug.

Zum Glück haben sie ihr den Staubwedel gelassen. Denn für so einen kostbar weichen Fluderfeger ist so eine Brockenreise der blanke Horror!


Idee: Schneiderohnehein            Fotos: W.Hein

Hella, die ordnungsliebende schwäbische Buntsau kommt aus der Bärenhöhle Hannover von Hanne Mahnke. Hier war sie die erste Vorlage für eine saugeile Bastelpackung. Die kleinen Schrecker sind wie die meisten Plüschnager in unserem Haushalt – von Deb Canham.

2 Kommentare:

Claudia hat gesagt…

Herrlich, einfach nur herrlich! Ich glaube, die hatten eine tolle Brockezeit *schmunzel*
Ich wünsche Dir einen guten und schönen Wochenbeginn!
♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

SchneiderHein hat gesagt…

@ Claudia
Vermutlich hatten sie sogar viel mehr Spass, als wenn sie zum Brocken geflogen wären ;-)