Montag, 25. Mai 2015

Eine Seefahrt ist unlustig



Dieses blöde Navi-Dings-Zeugs ist auch immer zu schwierig. Zweimal hat das mit dem Schiffsfernsteuern mit dem Stecken nicht wirklich geklappt. Aber das liegt auch an diesem Fremdbestimmen beim Schiffschwimmen. Wenn Hasenmaus dabei mit sich in einem Boot sitzen würde, dann kann der Matrosenlehrling doch selber den Kurs setzen und gleich gegensteuern, wenn der Kahn immer wieder davon abkommen will.

So hat Hasenmaus sein altgedientes Blechboot aus dem Schuppen gezerrt und zum Löffelpaddel gegriffen. Jetzt steht er am Steg, um zu sehen, wo er das Boot am Besten wassern könnte, als ihn plötzlich ein blauer Bär von der Seite anhaut: "Wieso will ein Langohr überhaupt Seebär werden? Du könntest doch auch ein Nasshase sein."

Ein Nasshase? Dann könnte er doch gleich ein Pieselschwein werden wollen. "Seebär ist ein ehrbarer Lehrberuf und außerdem ein nautisches Fachwort. Das hat nichts mit den Ohren oder anderen Körperteilen zu tun … jeder kann Seebär werden. Wenn es sein muss, auch ein echter Bär." Nun, dann will der kleine Doppelblau erst recht auch ein Seebär werden und nun muss Hasenmaus erklären, warum er einen blechernen Waschzuber zum Gartenteich gewuchtet hat.

Natürlich weil der Hase auf große Fahrt gehen will. Ein waschechter Seebär ist auf dem Wasser zuhause und deshalb ist das hier eine echte Heimfahrt. Die Prüfungen des künftigen Vollleichtmatrosens haben ja bis jetzt so ihre Tücken: Das tüdderlose Seilschlingen oder die verständliche Flaggensprache wollen nicht immer gelingen. Und das unfallfreie Schiffslenken mit den unnützen Vorfahrtsregeln gehört auch zu diesen kleinen Nicklichkeiten, die ein großes Herz für die Seefahrt nicht belasten sollten. Aber das alles muss Hasenmaus dem kleinen Blaubären ja nicht so haarklein erklären.

Stattdessen spricht er lieber von den wichtigen Dingen: "Ich werde dir zeigen, was ich alles schon gelernt habe!" verkündet der eifrige Hase, als er endlich im Blechboot sitzt. Und Doppelblau soll am Rand nur genau aufpassen, damit er auch die Feinheiten der Seefahrerei sieht.

"Das mit dem Schwimmen macht das Boot allein. Aber mit dem Paddel muss ich ihm zeigen, wohn die Reise geht!" Mit kräftigen Hieben haut Hasenmaus den Löffel ins Wasser, dass es nur so spritzt. Dann besinnt er sich, taucht lieber sanfter ein und zieht dafür schön lang durch. Und schon beginnt die Blechwanne übers Wasser zu gleiten. Das ist schon viel besser, wenn neugierige Knopfaugen die ganze Zeit gucken.

Jetzt wird es auch Zeit für die nächste Lektion: "Ein Seebär ist immer auf der Hut." Doppelblau hat das nicht verstanden, also ruft Hasenmaus lauter: "Auf der Huhutt!" "Du hast doch nicht einmal eine Mütze!" schallt es vom Ufer zurück. "Das ist ein Fachwort! Denn sicher gibt es hier Seeungeheuer!" "Ich sehe nichts!" (Zum Glück) … aber: "Das liegt an diesem Hut."

Nun Doppelblau sieht sicher deswegen nichts, weil er so weit weg ist. Enttäuscht wendet sich der Bär ab, als Hasenmaus weiter im großen See umher paddelt. "So kann ich nichts lernen, das ist ja ein Fernkurs."

Ups, da muss der Schiffsführer aufpassen: Fast hätte er sich beim Schippern zwischen all den stakeligen Grünzeug festgefahren. Das wird hier immer dichter und widerspenstiger. Und was wäre das für eine Übung? Schiffe lahmlegen oder gefangen im Schilf? Das müsste er dann dem doppelt blauen Bären erklären … aber der passt ja noch nicht einmal auf, wie er hier sein ganzes nautisches Können aufbietet.

"Komm an Bord." Hasenmaus hat sich gerade noch einmal vor den fiesen Ufersäumen retten können und ist wieder zum Steg zurückgepaddelt. Wozu soll er sich hier mit den Gefahren der ganzen Seefahrerei abmühen, wenn's keiner sieht? Also holt er sich den Beobachter aufs Schiff. Als Bootsgast sitzt der kleine Bären dann mit im See. Doppelblau lässt sich das nicht zweimal sagen: "Ich bin dabei und mittendrin."

Kaum hat der Bär das Deck betreten, muss Hasenmaus immer neue Fragen beantworten: zum Boot (das gehört zur Waschzuber-Klasse), zum Paddel (es ist genauso lang, dass es ins Wasser reicht), zum Freischwimmen (eine Pfotenbreite Wasser unterm Kiel), zum Schiffen (das ist ein Fachwort!), zum Ziel (der Horizont oder … doch nur das nächste Ufer) und natürlich: "Wo sind nun die Seeungeheuer?" 

Bei so vielen bohrenden Fragen kann der Hase ja froh sein, dass das Schiff dabei nicht untergeht: "Die habe ich mit meinen Paddel vertrieben." Und dabei sticht er mit dem Löffel wieder in den See. Vor lauter Aufregung hat er doch glatt das lange Durchziehen wieder vergessen.

Dabei ist auch die Seestecherei gar nicht so einfach. Immer wieder hängen Blätter und Algen am Paddel und machen den Ruderlöffel schwergängig. Und wenn Hasenmaus das Geschlunse wieder abschütteln will, verliert das Boot an Fahrt oder dreht sich gar zurück an die Stelle, wo sie doch gerade schon gewesen sind. Sie müssen aufs freie Wasser, dann kann er dem kleinen Bären zeigen, wie schnittig so eine Seefahrt sein kann: Wenn dann eine steife Brise weht, ist es der Fahrtwind.

"Ich seh nichts." Doppelblau lehnt sich weit aus dem Zuber und streift leicht mit der Pfote über das Wasser. Sie drehen sich jetzt schon eine ganze Weile über der selben Stelle. Dort kann man tief ins Wasser blicken und unten liegen noch Krebsscheren und Seerosentriebe. Aber die paar Wasserschnecken, die da an den Blättern hängen, sind wohl nicht wirklich gefährlich. Vielleicht sollten sie mal an eine andere Stelle vom See rudern. Weil da die Ungeheuer lauern. "Können wir auch mal woanders hin?"

"Also jetzt muss ich nur noch …" überlegt das Langohr. "… oder doch …" auf jeden Fall die Seite beim Paddeln wechseln. Wenn Hasenmaus abwechselnd links und rechts vom Boot den Steuerlöffel eintaucht und endlich wieder durchzieht, nehmen sie Fahrt auf. Sie werden sogar immer schneller und es geht dabei fast nur noch in eine einzige Richtung. 

Kaum ist die Fortbewegung geklärt, will der neugierige Bär wissen: "Wohin fahren wir eigentlich?" Nun, das weiß Hasenmaus genau: Sie müssen mit dem Besteck den Kurs setzen. Aber ein Hase hat nur Löffel, gemeint ist natürlich der Ruderlöffel und damit kann kein Seebär messerscharf ein Ziel anpeilen oder den direkten Kurs aufgabeln.

"Wir befinden uns auf schlingernder Schleichfahrt und die hat immer ein paar Haken," verkündet der Bootsführer am Löffel. Und mit dem Hakenschlagen kennen sich Langohren noch besser als die Seebären aus.

Da wird ja wieder ein kräftiges Seemannsgarn zusammengesponnen und dem kleinen Doppelblau ein noch größerer Seebär aufgebunden. Der Geist der Seefahrt kann über Hasenmaus nur den Kopf schütteln. Kaum ist der hasenfüßige Matrosenlehrling nicht mehr ganz trocken hinter den Ohren und spürt das erste Oberwasser, da verklappt er den größten Spinnkram beim Schippern. Schnell vertäut der Unsichtbare mit Geisterhand sein Unschiff am Kahn der beiden Seefahrer. So behält er den langohrigen Garnspinner genau im Blick und sein schauriger Blechpott wirkt sogar noch wie ein Stabilisator. Damit sollten die beiden endlich mal voraus fahren – mit weniger Schleifen und Kreiseln. 

 Hasenmaus spürt es am Ruder sofort. Es hat sich etwas verändert. So sehr er auch am Löffel zieht, das Boot zieht nicht. Als hätte jemand die Handbremse angezogen.

Es ist kein richtiges Vorankommen, so sehr der Hase am Löffel sich auch müht. Dabei sieht er nichts, wenn er sich umsieht. Der Geist der Seefahrt pfeift hohl zwischen seinen Zähnen. Der Kleine muss noch ordentlich Spinat essen oder was sonst bei Hasen Muckis macht. Mit dem zarten Gepaddel überquert dieser Superleichtmatrose ja noch nicht einmal ein Planschbecken! Er seufzt und ächzt in seinem Geisterkahn: das wird noch bannig viel Arbeit werden.

Das ist wirklich ganz und gar unheimlich. Nicht nur Hasenmaus – auch Doppelblau hören dieses Stöhnen und hohle Heulen. Doch mitten auf dem See im schönsten Sonnenschein sehen beide … nichts. Da hätten beide nichts dagegen, wenn stattdessen nur so ein harmloses Ungeheuer auftauchen würde.

Wenn sie jetzt wenigstens schnell davon paddeln könnten. Dorthin wo nichts pfeift oder ächzt. Aber eine unsichtbare Macht hält sie fest, als hätte sie ein Lufthaken eingefangen.

"Lass uns abhauen!" So hat sich ein kleiner Bär die Seefahrt nicht vorgestellt. Vielleicht ist Seebär doch kein so lustiger Beruf, wenn das Schiff plötzlich mitten im Wasser festhängt. Auch Hasenmaus gibt sich Mühe, damit die Panik nicht aus jedem Knopfloch der Matrosenjacke heraus lugt, obwohl er immer hektischer mit dem Paddel durchs Wasser pflügt."Das sind Wasserlöcher … die halten alles fest." Er kommt ins Schwitzen, so kräftig rührt er inzwischen mit dem Löffel im See herum. "Aber ich bringe uns da raus."

Mit einem letzten Seufzen löst der Geist der Seefahrt die Verbindung und wickelt den unsichtbaren Tampen wieder ein. Diese beiden blauen Jungs sind in Wirklichkeit noch ganz grün. Grün hinter den Ohren und grün – wenn es so weiter geht – bald auch im Gesicht. Auf jeden Fall viel zu grün für das ruppige Wesen einer rauen See. Da wird eine gut gemeinte Navigationshilfe nur ein treibender Anker. So kann er ihnen noch lange nicht helfen und entschwindet lieber wieder von dieser überschätzten Ausflugspaddelei mit Gelegenheits-Süßwasser-Matrosen.

Hasenmaus drückt das Paddel immer noch mit aller Kraft ins Wasser. Doch jetzt geht es plötzlich wieder ganz leicht. So leicht, dass sich das Boot bei den kräftigen Löffelschlägen sofort um die eigene Achse dreht.

Wenig später befinden sich die beiden wieder auf bekannt, unbekanntem Schlingerkurs auf dem großen, dunklen See.


Fotos: W.Hein

Der eifrige Matrosenanwärter Hasenmaus ist ein Langohr von Bell Bears Design. Bei der Seebär-Werdung unterstützt ihn – fast unbemerkt – der Geist der Seefahrt, ein aus gebrauchten Jutesäcken genähter Bella Bim Bär. Und Doppelblau, ein Bär mit zwei hellblauen Fellfarben von Valdorf Bears, wäre als Bär sicher ein noch besserer See-Bär als jeder Hase.


Sonntag, 24. Mai 2015

Schnelle Beute



Hoffentlich sind die niedlichen Nager nicht alle weggeflogen. Mimi und Finni haben vor ein paar Tagen noch so viele Mäuse im Garten entdeckt, die doch alle zum Anbeißen aussahen. So klein! So lecker! "Mjam!" 

Mimi streicht sich noch genüsslich über die Schnurrhaare und sieht schon die Mausbraten am Besen ins Maul fliegen … da erstarrt die Finni, als es plötzlich in der Sonne ganz schattig wird.

Die CatSisters rücken zusammen und schauen langsam nach oben …

Da … da … das s-s-s-sind jaha auch Na-Nager … aber die sind jetzt zweikatzengoß. Zu groß um wirklich lecker zu sein.

Da muss katz ja aufpassen, dass sie nicht selbst zum Schmackhappen wird. Wer weiß denn schon, was Nager mögen? Wirklich immer nur Körnerfutter? Mimi hat sich darüber noch nie Gedanken gemacht, denn bis jetzt stand sie immer am Ende der Nahrungskette. 

Das sehen sich die CatSisters lieber aus der Ferne an und so sausen die beiden so schnell es geht aus dem Schatten der Riesenratten.

Die bleiben zum Glück einfach stehen und winken nur noch, bevor sie die spitzen Nasen schütteln. Sie verstehen gar nicht, was sie denn so Schlimmes getan haben, um ohne ein Wort die grauen Katzen sofort zu vertreiben.

"Und Finni, gucken sie noch?" … "Besser gar nicht erst hinsehen Mimi, es läuft sich gerade so gut." … "Und das Mjam?" … "Nun, als höchstens noch mittelgroße Miezen werden wir die kleinen, leckeren Mäuse weiter ganz genau im Katzenauge behalten. Aber wir machen dabei auf leisen Pfoten einen riesigen Bogen um die Großnager."


Fotos: W.Hein

Die CatSisters sollten eigentlich gar nicht so überrascht sein. Denn nicht nur die beiden grauen Miezen, auch die beiden großen Ratten kommen von Tonni Bears. Aber vielleicht waren die beiden Naschkatzen schon in der Kinderstube immer auf der Suche nach etwas Leckerem und deshalb viel zu abgelenkt, um sich um die größeren, nicht so leckeren Nager zu kümmern. Da fällt auch kaum ins Gewicht, dass eine Altklugmaus von Bell Bears Design gerade mal eine Nasenspitze größer ist als die mittelgroße Graukatze.


Montag, 18. Mai 2015

Die Planken der Welt



"Kinners, Kinners, Kinners …" da kann der Geist der Seefahrt nur wieder den Kopf schütteln. Kaum ist das Teichwasser tagsüber nicht mehr brrr-kalt, stapft schon wieder das lütte blaue Langohr übern Steg und verkündet ein Wunder was für nautische Riesenschritte er gemacht habe für die große Seebären-Prüfung. 

"Das Wasser ist meine wahre Heimat, dafür bin ich gemacht!" Aufgeregt tänzelt Hasenmaus auf dem Steg entlang der Wasserkante. "Nur noch wenige Aufgaben – dann bin ich ein vollwertiger Seebär! Und das mache ich mit links … oder mit Backbord! Wie der maritime Fachbär sagt." 

 Naseweis hängt an den Schnurrhaaren des aufgeregten Seehasen. Der Nagerjunge ist stolz so einen klugen Kumpel zu haben, der mit allen Wassern gewaschen ist. Hasenmaus kennt die sieben Weltmeere mit Vornamen und hat die letzten Wochen wie ein Seehund geackert, um sich solche Flüche merken zu können wie: "Dich einäugigen Polypen soll doch die siebenschwänzige Meerkatze kielholen beim Barte des Bartenwals!" Und das ist  verdammich eine kreuzschwere Klabautermannarbeit wie für sieben Höllenhunde, die ihre fassbäuchige Mudda durchfüttern müssen, jawollja!   

Ein kleiner Bärenjunge hat die ganze Zeit zugehört, wie hier große Reden geschwungen werden. Aber wenn hier … "einer ein Seebär werden will, dann sollte der schon ein Bär sein" … und nicht jeder, der vielleicht auch nur zufällig oder gar aus Versehen in einen Matrosenanzug gesteckt wurde!

Da hört eine Hasenmaus trotz seiner langen Löffel lieber gar nicht weiter hin. Diese schwankenden Holzplanken, die die Welt bedeuten, sollten jedem offen stehen. EIn Seebär zu sein ist doch ein Beruf, ach was, Berufung und keine Fellbeschreibung. Ein Seebär sollte jeder werden dürfen, egal ob er Zebrastreifen, Ringelschwanz oder eben Schlappohren hat. Also erklärt der künftige Meerespetz dem Mausepraktikanten lieber, wie er hier mit seinem Blechboot wassern will, ohne in den Binsen hängen zu bleiben.  

"Und Lotte, du hast doch auch einen Matrosenkragen … wirst du jetzt Quoten-Seebärin?" Es würde dem rauen, ungeschliffenen Ton auf den Schiffen sicher gut tun, wenn es mehr blaue Mädchen gebe. "Oder du wirst gleich Kapitisse oder Admirabellin oder wie so eine Schiffs-Chefin heißt."

 Das geht jetzt aber zu weit, stöhnt der Geist der Seefahrt. Es ist ja schon schlimm genug, dass er einen einzelnen Grünschnabel durch die Untiefen dieses maritime Kauderwelschs bugsieren muss. Wenn das jetzt eine ganze Schule von Jungfischen wird, dann wird er überhaupt keine Freizeit mehr haben für hohles Heulen, Zähneklappern und Kanonenkugelkegeln. Dann hätte er sich damals ja gleich einsargen lassen können.

 Ein Mädchen als Schiffs-Chef-Schoföse? Hat Antonetta das richtig gehört? Die junge Rättin muss da gleich mal nachfragen, denn sie kann sich Besseres vorstellen, als ihr Leben in einem Rattenloch zu verbringen. Sollen doch andere Ratten hier an Land den Wohlstandsmüll mit flinken Pfoten sortieren. Sie möchte später zu den Glücklichen gehören, die selber so einen Luxusabfall für andere machen können.

 Nun so ganz kann Lotte ihr nicht helfen. Die Häsin findet diese viele Gewese hier um das Schippern ziemlich anstrengend und umständlich. Die benennen alles um und machen aus jedem Knoten in einem Bändchen eine Geheimwissenschaft. Dann noch die ganze Folklore und ewig suhlen sie in der Vergangenheit. Dabei gibt es auf den großen Schiffe heute Computer und die meiste Zeit ist das Kurs halten wahrscheinlich so aufregend wie tägliches Busfahren im Vorort. Es muss noch einen anderen Weg geben, aber den kennt Lotte leider nicht. 

 Als die neugierige Nagerin den eifrigen Jungmatrosen anspricht, versteht sie sofort, was Lotte gemeint hat. Ein unendlicher Schwall prasselt auf die arme Rättin ein, was ein Seebär alles macht und kann. Von Slipstek, Hackstek und dem Anbrassen der Kombüse muss ein Seebär was verstehen. Er spricht mit Flaggen, singt in Shanty-Chören, schlägt das Leck und feudelt das Zwischendeck. Dann muss er navigieren, lavieren, fieren und havarieren … da schwirrt der armen Antonetta schon der Kopf. Verdattert wird Hasenmaus von der Spitznase stehen gelassen, bevor er noch auf die Wichtigkeit vom lauten Fluchen bei Wind und Wetter hinweisen kann. Nebenan, der blaue Bär brummelt zwar die ganze Zeit etwas ungehalten, aber vielleicht hat er für die ehrgeizige Einsteigerin eine leichter verständliche Zusammenfassung zur Seerättinen-Laufbahn und den Aufstiegsmöglichkeiten zur Kapitinöse?

 Der kleine Bär heißt Doppelblau und hat genau aufgepasst, was Hasenmaus über die Seefahrerei gerade erzählt hat. So ein Seebär will er auch werden und er bringt die besten Voraussetzungen mit. Er ist ein blauer Junge und sogar schon ein Bär. Da kommt rasch ein "See-" davor und dann wird er es diesen vorlauten Leicht-Schlappohren schon zeigen … aber wie das einer Rättin helfen soll, weiß er auch nicht. Vielleicht findet sie ja einen echten Experten, einen wahren Geist …

 Nun, der Geist der Seefahrt ist doch schon längst da und wundert sich über so viel Interesse. Doch soll er wirklich einer Rättin in die Seefahrt helfen? Seebären gehören auf jedes Schiff. Und bei Hasen auf großer Fahrt fehlen eigentlich die Erfahrungen. Aber Ratten? Während Mäuse mit dem berühmten Mann untergehen und so auch Kapitän werden könnten. Denn der geht als Letzter (wenn überhaupt). Aber bekanntlich verlassen Ratten das sinkende Schiff … und wenn nicht sogar früher … darüber wird er noch einmal bei einem Meerschaumpfeifchen sinnieren müssen. Doch jetzt wird es Zeit zu verschwinden. Ratten haben scharfe Augen und lassen sich auch nicht so leicht ins Nebelhorn jagen wie diese übereifrige Langohren.

Schon kneift Antonetta die Augen zusammen und blinzelt gegen die Sonne. Bewegen sich dort nicht einige Schilfblätter, und kein Windhauch liegt in der Luft. Doch als sie versucht, noch genauer ins Dickicht am anderen Ufer zu spähen, sieht sie nichts mehr. Nur starres Grün stakelt dort am Wasser und die Insekten schwirren.


Fotos: W.Hein

Der Wunsch von Hasenmaus, Seebär zu werden, ist schon ziemlich alt und einiges ist bislang im Verborgenen geschehen. So wird er seine letzten Prüfungen hoffentlich in diesem Sommer endlich erfolgreich abschließen und kann auf große Fahrt gehen. Wir drücken dem Langohr und uns die Daumen. Heute trifft er wieder auf die beiden Mäuse Altklug und Naseweis (alle drei von Bell Bears Design), dazu kommen Lotte und, frisch angeheuert, Doppelblau (beide Valdorf Bears) sowie die ehrgeizige Jungrättin Antonetta (Tonni Bears). Über allem wacht der Geist der Seefahrt (Bella Bim Bär), dessen flüchtige Erscheinung im Garten die fotografische Wiedergabe immer etwas schwieriger macht. 


Sonntag, 10. Mai 2015

Kettenaktion



"Sind wir bald fertig?" Die große Bärin reckt und reckelt sich unmerklich etwas zurecht. "Meine Pfoten werden schwer." Hoffentlich rutscht jetzt das bunte Gebamsel nicht wieder weg. Anna muss seit fast einer Stunde immer wieder die Arme hoch reißen und die Kette dabei möglichst hoch halten. Dann warten, bis die Enden aufhören zu schwingen. Und alles nur, weil für den neuen Kawohl-Bärenkalender wieder ein Bild fehlt. Eben das, wo Anna die Kette hochhält. Das gibt es zwar noch klein im Internet – aber kein Originalbild auf irgendeiner Festplatte. Und ohne Original gibt es kein Juli-Motiv im großen Wandkalender.

Inzwischen ist Anna nicht mehr allein. Alisa, Maylin, Helen und Conroy haben die große Bärin im Garten entdeckt und finden, Anna sollte nicht allein in der Sonne schwitzen. Die vier könnten ihr doch helfen, die Kette in Höhe zu wuchten. "Diese Blumenleine ist auch überhaupt nicht schwer." Maylin zuppelt schon mal an den Schaumstoffblumen.

Ehe Anna etwas sagen kann, haben die Kleinen schon die bunten Zipfel gegriffen und beginnen zu zerren und zupfen. Oder beklagen sich wie Alisa, wenn sie nicht dran kommen, weil die Kette zu hoch hänge. Und Conroy will auch mitmachen, doch die Mädchen haben schon die Enden in den Tatzen und wollen kein Stück abgeben. Er könne sich ja hinten anstellen. Menno, hinter Anna kommt doch kein Foto hin.

Auf jeden Fall ist es gut, dass die kleinen Petze Anna zur Pfote gehen. Denn die große Bärin ist doch schon ganz geschafft von der Fotomacherei. Da kann sie jede Hilfe brauchen. Wenn jetzt Conroy auch endlich mal sein Stück von der blöden Kette bekommt: "Aaaannnnaaaahhh!"


Fotos: W.Hein

Jedes Mal, wenn der Kawohl-Verlag seine Auswahl für den neuen Kalender getroffen hat, ist mindestens ein Bild dabei, dass im großen Datenloch einer kaputten Festplatte verschwunden ist. Und dann muss wieder nachgestellt und nachfotografiert werden. Diesmal muss Anna von Kathleen Wallace sich wieder in Positur werfen. Die vier kleinen Rica-Bären waren damals noch gar nicht dabei. Aber wenn nun aus einem kühlen Wintermotiv ein Sonnenbild wird, gibt es sicher noch andere Verbesserungsmöglichkeiten.

Nelleke muss zwar auch noch mal ran, denn der Januar würde sonst auch fehlen. Aber im Gegensatz zu Anna ist ihre Aufgabe viel leichter. So ein Schutzengel aus Balsaholz wiegt doch fast nix.