Sonntag, 26. April 2015

Einer hat den Hut auf



Diese Pelznasen hat sie noch nie hier gesehen. Die kleine Mia taucht tiefer in das Steinsamengrün ein. Eine kleine Waldbärin muss nicht gesehen werden, wenn sie nicht will.

 So ahnen der weiße Hase und die beiden Bären nicht, dass sie ganze Zeit genau beobachtet werden, wie sie gerade den hinteren Garten entdecken.

 Sie hätten ja niemals vermutet, dass es hinter den ersten hohen Bäumen noch so tief ins Grün geht. Und hier wächst und wuchert alles so, dass man nur wild spekulieren kann, wo endlich die Nachbargärten anfangen.

 Aber die große Steinfläche ist schon mal nicht schlecht zum Pesen und Bolzen. Oder was hase und bär sonst noch so unternehmen könnten – wenn die drei im Haus erst einmal Schränke und Schuppen genau inspiziert haben. Und wissen, was es hier alles für Abenteuerinventar für große Jungenträume gibt.

 Doch jetzt gehen sie erst einmal bis zum Ende der Wege, bis es nicht mehr weiter geht. Und dann wird hase und bär weiter sehen. Bis dahin wundert sich das weiße Langohr über das ganze Grünzeug, das hier mitten im Beton wächst. Wenn das überhand nimmt, wird das hier ein ziemlich unübersichtlicher Bolzplatz.

 Diese Jungen wird die kleine Waldbärin sicher schon bald wieder sehen. Sie sehen aus, dass sie bleiben wollen. Und die beiden Bären sind ja solche Lulatsche, dass sie immer wie Leuchttürme aus dem Rabattengrün hervorleuchten werden.

 Da verschwinden diese drei Einwanderer schon eher im wild empor schießendem Pflanzengewirr. Dabei haben Erdmannen doch gern immer den Überblick.

 So suchen sie schon länger einen erhöhten Aussichtspunkt und dann einen Bauplatz für den Tiefbau einer gemütlichen Erdmännchen-Höhle. Aber das ist in diesem ganzen Dickicht gar nicht so einfach.

 Da langt es Hei. Er stoppt Ho während Huh noch hinterher trödelt. Sie werden einfach hier mit dem Bau anfangen und den Aushub für einen erstklassigen Guckhügel verwenden. Eigentlich ist hier heute vormittag alles so feucht gewesen, dass sie vielleicht sowieso besser oberirdisch planen sollten.

Wenn jetzt die Pläne für ein Eigenheim geschmiedet werden, hat Huh doch unterwegs etwas Passendes gesehen. "Hei, Ho! wartet nur einen Moment – ich bin gleich wieder da."

 "Hier, das haben die Vögel beim Nestbau verloren. Überall im Garten hängen die grünen Flauschflocken in den Zweigen." Für die erste Erdmann-Liegematte reichen die von Huh gesammelten Wollflusen auf jeden Fall. Und wenn die Meisen jeden Morgen weiter grüne Kuscheldeko in den Garten schleppen und dabei verlieren, haben sie bald eine komplette Schlafhöhle zusammen.

 Inzwischen hat auch die kleine Mia die neuen Mitbewohner entdeckt. Leise, ganz leise pirscht sie sich heran und schiebt vorsichtig die Blütendolden beiseite.

 Huh testet schon mal den Liegekomfort und ein Ho würde sich gern auch einmal einkuscheln. Doch der stolze Finder wälzt und dreht sich noch einmal richtig rein in die flauschige Komfortzone.

Wenn das so weiter geht, mit dem Rumgekuschel, wird das hier nie ein richtiges Erdmannbau. Bevor es eine Höhle gibt, liegen alle schon auf der faulen Bärenhaut.

 Da setzt sich Hei den Chefhut auf. Der liegt hier genauso im Garten rum wie diese grünen Schlummerflusen.

 Den Bau können sie vielleicht auch auf morgen verschieben, aber ordentliche Erdmännchen sollten immer in die Runde spähen. Sie müssen immer auf dem Laufenden sein, wer und was in der Nähe passiert. Nun, Huh könnte das doch auch im Liegen tun, er hätte dann den Himmel im Blick ... bis ... bis die Augen zufallen.

Nichts da! Hei scheucht Ho und Huh auf ihre Posten. Aufrecht stehen und spähen, so machen das die richtigen Erdmannen.

 So stehen die drei im Grün und lassen immer wieder die Blicke schweifen. Nur Huh blinzelt immer wieder verstohlen zur grünen Lümmelecke.
  
Aber das lässt ein Hei nicht zu. Schließlich muss doch einer hier den Hut aufhaben.

Wenn die drei jetzt weiter so eifrig alles immer wieder absuchen, dann zieht sich eine Waldbärin ganz still und leise zurück. Sie muss ja nicht gesehen werden, wenn sie nicht will.


Fotos: W.Hein

Die kleine Mia ist eine Rica-Bärin aus Detmold. Von dort kommen auch Frazier und der rote Rico. Der Hase Copper ist ein Stepi-Bär. (Es ist schon merkwürdig, dass so viele Hasen Bärenmütter haben, aber fast nie ein Bär aus einem Hasenstall kommt.) Die drei Erdmannen sind aus Schwaben eingewandert und kommen von den Lefty Bears von Natasha Sabo – noch so eine wilde Abstammung. Ursprünglich hatten alle drei Fußball-Vornamen, doch hier verschwinden sie so schnell im tiefen Grün, das sie zum Kicken kaum noch Zeit haben werden und den Ball im Dickicht sowieso nur mit Glück wieder finden würden.


2 Kommentare:

kleine-creative-Welt hat gesagt…

Gott ist das bezaubernd - die Waldbärin hat ein so entzückendes Mäntelchen an - damit passt sie sich so wunderbar dem Grün der Umgebung an, dass man sie wirklich nicht entdecken kann - ich liebe Erdmännchen - wie süüüüß - mit dem großen orangenen Hut - wow -

liebe Grüße - Ruth

SchneiderHein hat gesagt…

@ Ruth
Ja, die drei Kleinen hatten uns letzten Samstag auf der Teddybär Total auch sofort in ihren Bann gezogen. Und als wir dann erfuhren, wie gern sie buddeln, gab es mehr als einen guten Grund sie mitzunehmen. Denn schon vor dem Kauf wussten wir, was sie demnächst im Garten unternehmen werden ;-)

Tja und die kleine Mia ist wirklich toll getarnt. Nur wenn es jetzt wärmer wird, dann wird sie in ihrem Tarnmantel wohl öfters ganz schön schwitzen ...