Samstag, 4. April 2015

Die Unruhe des Hasen



Der Novemberhase nestelt an der Uhrenkette. Immer wieder blickt er unruhig auf die Taschenuhr: "Wir kommen zu spät. Wir kommen garantiert viel zu spät."

Lopsi winkt mit matter Pfote ab. Wie soll sich ein Langohr im Korbgestühl wirklich entspannen können, wenn der Nachbar die ganze Zeit hibbelt? Seit einer Woche, seitdem die Sommerzeit ihnen eine Stunde gemopst hat, rutscht der Novemberhase unruhig auf seinem Stuhl umher. Wenn schon eine ganze Stunde – "das sind volle 60 Minuten" – verschwinden kann, fehlt ihnen am Ende noch ein ganzer Tag. Sein Nachbar zuckt nur mit den Schultern, dass die Löffel träge nachschwingen. Nur wenn hase nicht ständig der Uhr verfallen ist und sich die Zeit vom unaufhaltsamen Zeiger zuckend in Minuten und Sekunden zerhacken lässt, nur dann kann hase die Muße wahrhaft genießen. Weil sie nirgendwo abgezwackt ist, die Muße kein Maß kennt und sie eben so lange dauert, wie sie dauern muss ...

Auch Nugget tätschelt lieber einen Glasvogel, der des Weges steht, bevor er voller Panik auf all die bunten Eier blickt, die noch unversteckt in Kisten liegen. Was soll die Angst vor dem leeren Osternest im riesigen Garten? Wenn die Zeit gekommen ist, wird es sich schon füllen. Und wenn nicht, ist ein Nest halt nur ein Häuflein Heu unter Büschen.

"Da spricht man immer von der faulen Bärenhaut, auf der wir liegen!" donnert Alfred und schwingt entrüstet das Kehrblech: "Lahme Langohren oder träge Löffelträger sollte man da besser sagen." Die Langohren lümmeln schon seit Tagen in den Gartenmöbeln, kümmern sich keinen Deut um die kommenden Eiertage und die Bären können allein nach den stürmischen Tagen aufräumen. Damit die Ostersachen in einem ordentlichen Garten versteckt werden. Wenn sich überall noch gebrochene Äste, abgerissene Blätter und geknickte Gräser an Rabattenrändern und unter den Gartenbänken sammelt, kommt man am Ende noch durcheinander, was absichtlich für schön in den Ecken liegt und was da nur hässlicher Sturmmüll ist.

"Sollen wir nicht langsam ..." Dem Novemberhasen ist es unerträglich, dass so kein anderer – außer ihm – die Not fühlt. Ganze Körbe voller Eier stehen bereit und noch wird keine Pfote gerührt. "Keiner erwartet uns vor morgen früh. Bis dahin dürfen wir noch gar keine Verstecke füllen," versucht Lopsi ihn zu beruhigen. "Alles was vorher auftaucht, zählt nicht. Und mancher würde vermuten, es wäre aus dem letzten Jahr liegen geblieben." Und dann hätten sie sich die Arbeit in diesem Jahr ganz umsonst gemacht.

"Aber die Uhr tickt – unaufhörlich!" Der Novemberhase hält dem saumseligen Kollegen die Taschenuhr unter das träge Näschen. Das sieht doch jeder und das kann doch niemand leugnen! Es wird und wird Zeit! Der verdreht nur langsam die Augen: "Ja! und das tut sie, egal was wir tun. Oder eben nicht!" Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun.

Ob wenigstens der kleine Hase ihn versteht? Der Novemberhase sucht hektisch Nugget. Man kann doch die Zeit nicht ignorieren und einfach in den Tag hineinleben? Doch Nugget betrachtet die strohgefüllte Kiste nur, um zu überlegen, wie ein Osterversteck beschaffen sein muss. Könnte es nicht auch eine Kiste sein? Dann müssten sie die ganze Holztruhe nur etwas tiefer ins Gebüsch zerren.

Das ist doch mal ein gute Idee. Lopsi sieht den Korb plötzlich mit anderen Augen. Das ist einfach ein Großnest in Familienausführung. Ist doch viel praktischer, wenn alles hübsch beisammen bleibt. Und der Erfolg des Findens ist auf einmal auch viel größer. Also wenn sie jetzt bis zum Morgengrauen nur zwei oder drei Zentralverstecke brauchen, dann haben sie ja noch unendlich viel Muße im Garten – so lange das Wetter hält.

"Wenn diese Schlappohren nur faul in den Korbstühlen abhängen, das können wir auch!" Der rote Bär geht in den Sitzstreik und macht jetzt 'extrem-faulenzen' bis sich bei den Hasen endlich etwas rührt. Er ist doch nicht der Dumme, der hier allein schuftet, damit die Herren 'Osterhase' die Eier ins gemachte Nest legen können. Nun allein schuftet jetzt höchstens noch ein Besen schwingendes Bärenkind, das bis jetzt so ein wenig Fegen noch nicht als Strafe gesehen hat. Egal ob ein Langohr die Sauberecken für Verstecke brauchen oder nicht. Aber: "Wir streiken! Fläz dich gefälligst mit auf die Gartenbank!" 


Ausstattung: S.Schneider    Fotos: W.Hein

Die kleinen Hasen und Bären haben endlich passende Gartenmöbel bekommen und auch für die Minigröße gibt es passende Osterdeko für die Hasen von Deb Canham, Nugget Bears und Hermann Teddy aus Hirscheid. Aber eben auch das saupraktische Putzzeug aus der Bärenhöhle Hannover für das Bärenkind von Ines Kretschmar und den roten Alfred von Eva Tietz.


4 Kommentare:

kleine-creative-Welt hat gesagt…

so schöne Gartenmöbel hat es gegeben - ein schönes Ostergeschenk für die pelzigen Gesellen -
ja Muße.... da bin ich auch nicht so der richtige Ansprechpartner - aber zu viel Hektik tut halt nicht gut - das Mittelmaß zu finden.... jetzt schimpfen die Bären auch noch mit den Langohren - oh je -
aber am Tag vorher die Nester zu verstecken halte ich auch für verfrüht - lieber morgen ganz früh raus aus den Federn....

ich wünsche allen ein schönes Osterfest -

Ruth

Elfenrosengarten hat gesagt…

Liebe Silke,
hab eben mit dem Kleinen schön gemütlich Osterhasen bei dir geguckt :-) So schön! Jetzt gehts gleich in den kalten sonnigen Garten :-)
Ganz viele liebe Ostersonntagsgrüße
sendet dir die Urte :-)

Anonym hat gesagt…

Bei euch ist ja schon wieder viel los :-) Während sich eine kleine Maus vielleicht immer noch das Näschen plattdrückt im schicken neuen Laden und während zwei fleißige Bären den Sturmmüll beseitigen, hängen die Langohren in ihrer Hauptsaison lieber in den neuen chilligen Gartenmöbeln ab. Ist da nicht noch ein Sonnenschirm über vom Drehwurmkarussell ? Bei uns gabs heut zeitbedingt auch ein familien- und finderfreundliches Großnest :-) Euch allen noch einen fröhlichen Ostermontag und schöne Frühlingstage mit viel Sonne im Garten ! Viele liebe Grüße von eurer Münchner Bärenbande :-)

SchneiderHein hat gesagt…

@ Ruth
Ja, als die Möbel von Ebay kamen, mussten die doch auch gleich mit ins Bild ;-) Aber ich glaube, die sind doch eher ein kleines Ostergeschenk für mich …

Tja, diese Hasen haben ja mehr Mausegröße, da weiß ich gar nicht, wie das am Ostersonntag ausgegangen ist. Nur für die kleine weiße Maus haben sich die großen Hasen ein paar Eier abgeholt ;-) Und die großen Hasen waren tatsächlich ja erst morgens in der sonnigen Kälte unterwegs.

@ Urte
Oh, das ist eine schöne Idee so auf etwas mehr Wärme im frostigen Garten zu warten. Oder dem Osterhasen morgens noch etwas Zeit zu geben ;-)

@ Manu
Wenn das Wetter mal entsprechend ist, dann holen wir auch gern den Sonnenschirm für die chillende Hasen raus! Wir haben da seit der Reise nach Italien Anno 1988 von dem kleinen Bären einen richtig schönen roten Schirm, der sogar später auf Amrum im Sturm erprobt wurde. Und das Wiesel hat sogar einen weißen Reispapier-Schirm - 'bitz!', damit es schön weiß blieb und nicht in der Sonne vergilbte …
Das Drehwurm-Karussel kommt aber irgendwann mal auf einem Weihnachtsmarkt wieder zum Einsatz :-)

Sonne gibt es heute leider wohl nicht. Aber die würde vielleicht das Hasen-Renngeschehen im Garten auch zu sehr blenden. Die Hasenrenner stehen bereit nur das Begleitpersonal ist von gestern noch ziemlich erschöpft ...