Montag, 19. Januar 2015

Rehreiten



Das springlebendige Langohr unternimmt noch einen Versuch. Das Reiten auf Kufen hat sich nur als eine ewige Schaukelei auf der Stelle erwiesen. Doch ein kleines Rehkitz hat Sir Hopsalot davon berichtet, dass es auch so ein Reiten auf richtigen Hufen geben soll.

Schneeweisschen hat sich auch gleich bereit erklärt, es dem ungeduldigen Hasen vorzuführen. Es ist ganz einfach, wenn der Hase erst einmal aufgestiegen ist.

So, das ist geschafft und war auch gar nicht so schwer im Vergleich zu diesen Wackelpferden. Sir Hopsalot sitzt auf dem Rehrücken und beginnt sich eifrig umzusehen. Er kann es kaum erwarten, schnell wie der Wind davonzufliegen. Darunter würde er es nicht machen, denn sonst könnte er auch Selbsthüpfer bleiben. 

"Und jetzt?" beugt sich der Hase zum Rehkitz. "Jetzt laufe ich los." Schneeweisschen bereut es schon längst, den Hibbelhasen überhaupt eingeladen zu haben. Dabei ist es doch so einfach: Draufsetzen, warten und ankommen. Wenn das Reittier das dann mal in Ruhe machen könnte. "Und was mache ich?" Der Hase guckt immer noch etwas ratlos. "Nichts," seufzt das Reh. "Die ganze Zeit?"

Die Geweihmaus wundert sich. Wer hätte je gesehen, dass ein Hase hoch auf einem Reh thront? Zumal wenn beide vollkommen unmusikalisch sind? In Bremen hocken die Tiere bunt gewürfelt übereinander, aber die sind ja auch eine richtige Band, die fabelhaften Vier. Doch hier sind sie nur ein Duo, das noch nicht einmal zusammen rappen kann: Das Langohr zetert vollkommen taktlos, die Paarhuferin brummelt nur leis' vor sich hin. Das klingt nicht besonders gut. Die Maus stupst das eingerollte Stacheltier immer wieder an, damit es auch mal bestätigt, dass das nicht mal Musik für Katzen ist. Doch die Kugel muckt nur und hat keine Lust, ein spitzes Näschen herauszustrecken.

Gemächlich trottet das kleine Kitz durch den Kunstwald. So winterlich es auch aussehen mag, dieser Test findet in der behaglichen Stube statt, und hier kommt ein Reh mit Muff, Pelzschabracke und Wollmütze bei vorschnellen Bewegungen schnell ins Schwitzen. Da kann Sir Hopsalot noch so aufgeregt auf und ab hüpfen. Mindestens dreimal schneller als die Schrittfolge des Reittiers, aber es wird ... und wird ... und wird ... nicht schneller.

Der ungeduldige Reiter hat eine Idee. Wenn er jetzt eine drängende Hetzhaltung einnimmt, dann weiß doch jedes Reittier, dass es jetzt eiliger werden muss. Also beugt er sich nach vorn und zieht das Knie hoch. Dazu ruft er atemlos "Hüh!" und "Hott!" und manchmal auch "Hottehüh!"

Schneeweisschen beißt die ganze Zeit auf die Zähne und bemüht sich, sich nichts anmerken zu lassen. Aber so hat sie sich das überhaupt vorgestellt. Da reicht man dem Hasen den kleinen Trab und der nimmt gleich den ganzen gestreckten Galopp. Aber nicht mit ihr, ruhig setzt das entnervte Kitz Huf vor Huf. Da saust plötzlich blitzeschnelle eine Maus vorbei.

"Oho, hast du das gesehen? Das nenne ich Sausgeschwindigkeit!" Sir Hopsalot zeigt begeistert auf die Maus. "So geschwind müsste Reiten auch mal sein." Doch seine genervte Hasenträgerin bleibt jetzt sogar auch noch stehen. Das Kitz ist doch kein fremdgesteuertes Hascherl, das sich auf Kommando herum scheuchen lässt. 

"Los, los, ihr nach," hibbelt der Hase. "Sie ist schon auf und davon." Er knufft das Reh in die Seite, das erschreckt einen Satz vorwärts macht. Dann beginnt es wieder missmutig vorwärts zu trotten.

Sir Hopsalot sieht genau hin, wie die Jungricke die Beine schneller schwingen lässt. Die heftige Schnuckenschnute sieht er dagegen nicht. Es wird ja schon geschwinder, ist aber immer noch nicht mit dem Raumgewinn vergleichbar, den ein kräftiger Hase mit ein oder zwei kräftigen Hüpfern erreichen könnte. "Ist das alles? Das ist ja eine Fortbewegung für Langweiler und Saumselige." Wenn es überhaupt schon eine 'Bewegung' ist?

Da kommt die Maus sogar schon wieder zurück und beginnt sogar Spiralen um die Reiter und Reh zu drehen.

"Ist das nun Rehreiten?" Der Hase möchte sicher gehen, dass er das volle Programm kennt, bevor es sich entscheidet, ob es gegenüber dem wilden Springen überhaupt Vorteile hat. "Ich denke schon," brummelt das geschundene Kitz. "Dann ist es kein Wunder, dass sich Rehe nie durchgesetzt haben." Da haben sie wahrscheinlich auch Glück gehabt, wenn es inzwischen nach Schneeweisschen geht.

Die Rollermaus schüttelt nur kurz den Kopf, bevor sie die nächste Runde dreht. Da springt ein Hase wieder wie ein wilder Flummi durch den Raum, und ein Reh stöckelt grummelnd in die andere Richtung. Dabei hätten sie ihre komische Rackelei doch nur auf Rollen stellen sollen. Die Zukunft gehört sicher rasant rasenden Rehen auf Rädern!


Idee: S.Schneider    Fotos & Text: W.Hein

Da so ein Rehreiten doch eher nur ein gemütliches Dahinstöckeln ist, haben wir ein wenig Zeit für das Personal: Sir Hopsalot und Rudi kommen von der Forest-Blue-Factory. Die Babymaus saust als Furry Critter durch das Bild. Schneeweisschen ist ein Kitz aus der Teddy-Manufaktur. Der kleine Hase mit den Knickohren stammt von den Nugget-Bears. Und das Stacheltier von D'Lyell-Bears hat sich wieder zur Kugel eingerollt.


5 Kommentare:

kleine-creative-Welt hat gesagt…

ach ist das wieder eine bezaubernde Geschichte - dass euch immer wieder was Neues und Interessantes einfällt - das Rehlein, die Mäus´chen, Häs´chen.... so allerliebst und erst die Outfits - mit Rollschuhen und Geweih... Mann so süß -

liebe Grüße - Ruth

Anonym hat gesagt…

War schön, mal wieder vom weltbesten Dino- und AllesMögliche- Forscher :-)zu lesen und die Rollermaus ist echt cool. Außerdem habt ihr da im Hintergrund einen bezaubernden Wald zum Rehreiten! Liebe Grüße von Manu und den Münchner Bären P.S. zum Kommentar Karussell: Ja, alternative Energien, vielleicht auch Windenergie ... so ein Laubbläser ... im Garten :-)

Luna und Luzie hat gesagt…

Oh was für eine hübsche Geschichte...so niedlich erzählt und fotografiert. Die Rollschuhe sind ja sowas von süß! Klasse!
Ich hab gerade euren schönen Kalender gepostet und hierhin verlinkt, ich hoffe es ist euch recht, sonst nehme ich es wieder raus.
Vielen lieben Dank !
Stefanie

Traudi Gartendrossel hat gesagt…

Liebe Silke und lieber Wolfgang,
beim Lesen musste ich schmunzeln über diese feine, kleine Geschichte der "großen" Helden. Und wie schnell ist denn die Rollermaus? so süß ;-)))

Liebe Grüße schickt Euch Traudi

SchneiderHein hat gesagt…

@ Ruth
Och, Ideen gibt es noch unendlich viele. 2 neue alte Geschichten hat Wolfgang nun ja endlich auf den Blog gebracht. Keine Ahnung, wieviele wir schon im Hinterkopf haben. Aber sehr viele haben wir schon in das Jahr 2017 verschoben, da manche wie das Autorennen auf der Straße in diesem Jahr zeitlich nicht möglich sind. Und im nächsten Jahr ist dazu hoffentlich auch noch nicht genug Zeit …

Von der Geschichte bin ich auch wieder total begeistert und kann gar nicht verstehen, warum Wolfgang da nicht ran wollte. Ich hatte ja nur Sir Hopsalot aufs Reh gesetzt, meine ganzen Dekobäume zusammengetragen und ihm den Titel genannt ;-)

@ Manu
Oh nein! Den Floh setz' Wolfgang nicht auch noch ins Ohr! Zwar müsste er so ein Laubdings nicht anschaffen, sondern nur bei seiner Mutter irgendwo im Keller oder der Garage suchen, aber den will ich nicht in Haus oder Garten haben. Windenergie ist da schon eher nach meinem Geschmack. Ich glaube Deko-Windräder standen bei ihr auch mal im Blumenbeet und liegen jetzt noch irgendwo im Keller …

Die Schuhe kommen übrigens aus USA, als ich dort bei einer Verkäuferin meinen Mäuse- & Bekleidungsvorrat aufstockte, war sie so begeistert von unseren Geschichten, dass sie uns eine schicke grüne Dino-Tasche und die Rollschuhe schenkte.

Zum Wald habe ich bei @ Ruth noch was geschrieben

@ Stefanie
Rollschuhe gab's indirekt bei Ebay - siehe @ Manu. Aber seitdem ist die Baby-Maus wirklich cool ;-)

Schön, dass wir Dir mit dem Kalender wieder eine kleine Freude bereiten konnten. Und Danke für die Werbung ;-)

@ Traudi
Puh, da fragst Du mich was ;-( Wolfgang sagt auch nur 'schwierige Frage ….'