Samstag, 14. Juni 2014

Die Kastenschau



"Aiiiiijahhhr! Das wird wieder so groooßartig!" kreischt das Magermodel. "So grooooßartig, weil ich dabei bin!" Heute beginnt die neue Staffel von "Dschörmänis-Nächst-Topf-Dino". Das ist die beliebteste Kastenschau der Urzeit, die immer wieder die nächste fastberühmte Dinotusse für eine Seesong in einem gnadenlosen Wettbewerb unter eiskalten Echsen auswählt.

Geleitet wird auch diese Staffel wieder von der Heidi, die alle nur ehrfurchtsvoll 'ze Klump' nennen. Sie ist eines dieser fabelhaften Supermodels aus Amerika, die Haut und Knochen längst überwunden haben und nur noch Knochen sind. Ihre Kolleginnen treten in den berühmtesten Museen auf, die Sue, der Stan, die Jane. Bei 'ze Klump' gab es Gerüchte von schlecht bezahlten Auftritten in fahrenden Wanderausstellungen, aber die sind längst verstummt und alle sind glücklich, wenn sie nun von der Heidi zusammengefaltet werden.

Das lassen sich die hiesigen Dinotussen nicht entgehen. Sie haben ihre schönsten Tasche hervorgezuppelt, den herrlichsten Federschmuck auf's Haupt gepresst und auch nicht mit Klunkern, Haarreifen und Diademen gegeizt. Jetzt trippeln sie aufgeregt von einem Krallenfuß auf den anderen und können es gar nicht erwarten bis die Heidi das hell kreischende Wort an sie richtet.

Besonders die Giganoto hat sich in die Saurierschale geworfen. Sie kommt betont jugendlich daher mit dem Nuckelfläschchenhalter am Herzkettchen. Auf den Ohrlöchern tanzt der Kopfhörer in rosa und in der Krallenhand hält sie einen Akkufön. Wenn hier jemand schon heute bereit ist für ein Morgen im Scheinwerferlicht, dann ist es die größte Saurierdame im dichten Feld der Bewerberinnen.

Das Magermodel arbeitet sich durch die Reihen der haltlosen Bewunderinnen. Noch ist sie zu allen so freundlich: "Ja, das ist ein sehr geschmackvolles Abendtäschchen, eine gute Wahl." Und: "Diese Farbe steht ihnen ausgesprochen gut. Das Grün der Federn passt ja sogar zu ihren blitzenden Augen." Sogar: "Diese Krallen machen Sie ja zu einem richtig todbringenden Killerbiest. So glänzend und spitz, da möchte man kein Opfer sein." Nur einmal kann sie sich nicht beherrschen, als sie den rosa Riesenkoffer sieht, den die zierliche Veloci über die Steine scheuert: "Also das ist ja ein absolutes Unding. Ein Überseekoffer gehört doch nicht ans Handgelenk. Was ist denn da drin? Ein vierstöckiger Brontoburger für die nächste Vesper?" "Nur meine Schminksachen," stammelt das völlig überraschte Beißreptil. "Na, das muss ja eine morgendliche Großbaustelle sein, wenn der Koffer fast so groß ist, wie die damit zu bearbeitende Raptorin."

Wenig später – im Kreise ihrer Raptorenbrut – findet die Veloci die spitze Zunge wieder. Die Heidi will sich schon der Spinotusse zuwenden, da hört sie die Raptoren ätzen: "Den Schwanz, also den Riesen-Schwanz, den hat sie sich doch machen lassen." Die nächste Raptoren-Bitsch setzt nach: "Genau, da sieht man noch genau den Ansatz." Da mischt sich noch eine Ische ein:  "Wahrscheinlich schmückt sie sich auch mit fremden Federn." Doch: "Psst! Das machen wir doch auch."

"Das habe ich gehört," kreischt 'ze Klump'. "Alles!" Daran merkt man mal wieder, dass dieses rotzfreche Jungvolk keine Ahnung hat. Man muss sich herausputzen so weit es nur geht, wenn man als ehrgeizige Echse ins Scheinwerferlicht will. Da kann ein zu kurzer Schwanz entscheiden, dass man nie ein Supermodel wird. Es kommt hier immer auf Traummaße an. Und da kommt das Beste aus fremden Funden gerade recht. Diese nassforsche Bande soll ihr mal den Museumsstar zeigen, dessen glatte Schönheit nicht aus mehreren Gerippen komponiert worden ist.

Endlich wird es Zeit die weiteren Mitglieder der Jüri vorzustellen. Der schwere Apatobrocken neben dem Magermodel ist der Dicke von Dienst. Er hat seine Berühmtheit, weil er schon in vielen Jüris gesessen hat. Und sitzt deshalb wieder in vielen weiteren Jüris, was seinen Ruhm mehrt. Besondere Fähigkeiten braucht man dafür nicht, es ist einfach seine raumfüllende Ausstrahlung. Hier gibt er den Fachmann für Ernährungsfragen. Aber in Wahrheit wollte die Heidi ihn haben, weil sie neben ihm noch schlanker wirkt. Auf der anderen Seite darf ihr der Bruhss nickend zustimmen. Er ist ein besonders gestelzter Geher und soll den wild trampelnden Dinotussen das würdevolle Schreiten beibringen. Er kann froh sein, dass die Klump hier den schrillen Ton angibt, sonst würde hier keine Raubsaurierdame mit messerscharfer Reißzahn-Kauleiste auf einen Schnabelträger hören.

Mit aller Kraft knallt die Klump ihre Vorderläufe mit leichtem Klacken auf den Jüritisch: "Meine Damen es wird Zeit. Wer ist die erste, die ein Topfmodel werden will?" "Na ich," ruft die Rexi. "Mein größter Vorzug? Meine Krallenfüße im Glanzlack ... und die kecken Hornwülste über den Augen. Einen besseren Halter für die kuhle Sonnenbrille hat wohl keine Dame." Man muss ja nur mal sehen, wie so eine Hippie-Brille ohne Halt bei Allo Devot immer nur hin und her rutscht.

Dann klappt der Rexi die Kinnlade zu, weil die Heidi das alles mit ihren Stummelarmen wegwischt: "Meine Liebste, das ist doch gar nichts. Aber für ein echtes Supermodel bist du zu fett, meine Herzsallerliebste, einfach viel ... viel ... viel zu fett." Dieses letzte 'fett' betonte die Heidi mit so klirrender Schneidstimme, dass es nicht nur der Rexi in den Ohrlöchern schmerzt. "Aber mein Herzblatt, ich will dabei ja nur dein Bestes."

Wutschnaubend wendet sich die Rexi ab. Sie könnte mit ihrer Statur jeder Zeit die Hauptperson in jedem Jurassik Park werden. Und dieser dürre Hohlkopf will ihr sagen, sie werde nur deshalb kein Supermodel, weil sie noch nicht an jedem Morgen ihre Knochen zählen muss, ob noch alle da sind. Pah! Die Freßmaschine in Rage wundert sich immer noch, woher diese glasschneidende Kreisch-Stimme aus so einem kleinen Luft-Kopf kommen kann.

Die Alloschnepfe hat sich hier wohl zu viele Hoffnungen gemacht. Wenn sogar schon eine selbstbewusste Rexi so fertig gemacht wird, wie soll sie dann noch punkten können. So eine Kastenschau ist wahrlich kein harmonisches Kaffeekränzchen und sie gehört dabei nur zum lustigen Füllmaterial für bissige Jürikommentare.

Als 'ze Klump' die schweren Tritte der nächsten Kandidatin hört, ahnt sie, dass es wieder eine fette Kritik werden wird. Das kommt davon, wenn sich jeder Provinztrampel zum Supermodel berufen fühlt, nur weil er schon mal ein Museum von innen gesehen hat. Aber dass jeder doch eine Chance erhält, sagen die Macher ja in jeder Kastenschau. Damit die Trampel kommen. Dennoch hat sie keine Lust, die Schmutzarbeit immer allein zu machen. Sie winkt dem Dicken vom Dienst zu: "Das ist dein Fachgebiet."

Die giftgrüne Reptilin sah die Rexi völlig zu Recht scheitern. Sie hat doch nicht ihre Klasse. Wer hat sich denn vor ihr schon Federn unter den Armen machen lassen? Ein Glitzerband betont den kräftigen Schwanzansatz. Außer ihr trägt nur die untadelige Frau Türano einen eng gewickelten Stoffschirm an der Armbeuge. Und jetzt kommt noch nicht einmal die Heidi? Nur so ein grauer Langhals, der immerhin ganz wohlproportioniert ist. Doch was will er nur von ihr: "Ich bin künftig ihr Ernährungsberater und muss ihnen leider sagen: Halten Sie ab jetzt strengste Diät! Am besten nur noch Rohkost!" 

Der Promidicke vom Dienst soll nur reden. "So ein Schwallmund! Das sind doch nur schwere Knochen," denkt die Reptilin und hält den Kiefer weiter straff zusammengepresst. Sonst würde längst der Speichel runter tropfen, der Sauropodenschnuckel sieht einfach zum Anbeißen aus. Soll er doch weiter Rohkost fressen, sie nimmt den ganzen Kerl.

Die anderen Dinodamen gönnen der Reptilin diese Ansage. Sie kann wirklich etwas abspecken. Wer rennt denn auch mit Federn unter den Spüdelärmchen rum? Und wie sie immer um Frau Türano herumscharwenzelt, da ist die Klump schon ein anderes Kaliber. Die weist eine feiste Schleimerin gleich in die Schranken.

Doch jetzt kommt mal endlich ein echte Gewinnerin. Die Giganoto hat entschlossen die anderen – eigentlich chancenlosen – Bewerberinnen beiseite geschoben. Das ist ihr bei ihrer Größe auch nicht schwer gefallen. Nun dreht sie sich immer wieder um die eigene Achse, damit die Jüri selbst entscheiden kann, welche nun die schokoladigste ihrer Seiten ist. Wenn es nach der Giganoto geht, eigentlich alle.

Da hält es eine Heidi nicht mehr lange hinter dem Jüritisch. Was soll sie bloß mit so einem Riesenbaby machen? Es ist so hoch wie drei Bulldozer und trägt dann noch eine Schnullerflasche am Hals. Und dazu diese Blumenbanderole um den Schwanz wie ein neckisches Strumpfband für Vorstadtschlampen. So einen schweren Fall von zielloser Zwangsjugendlichkeit hat sie ja noch nie gesehen.

Die Klump schraubt ihre Stimme noch etwas höher, damit das Riesenkalb auch nichts unter dem Kopfhörer verpasst: "Was wollen Sie denn da noch fönen, meine Liebe? Ihren Stoffbeutel für verheulte Taschentücher, wenn ich hier fertig bin? Oder hoffen Sie auf spontanen Haarwuchs im Alter? Vielleicht musste es ja nur irgendetwas Elektrisches sein, auch wenn es aus der Ecke für den haarigen Säuger kommt. Nehmen Sie doch das nächste Mal eine elektrische Kaffeemühle oder eine zackige Motorsäge, damit wir alle sehen, dass auch Sie in der Moderne angekommen sind."

2a-Hörnchen und 2b-Hörnchen, die eineiigen Zwillinge, haben sich vor der Geburt nicht nur im Ei ein Dotter geteilt. Auch die Hirnmasse musste für zwei reichen, das macht sie etwas langsam im Denken: "Ähm ... örks ... Äh." So hat das Magermodel ein leichtes Spiel, den doppelten Hörnchen ihre größte Schwachstelle aufzuzeigen. "Wir sind ... langsam?" Das ist in der glitzernden Museenwelt kein echtes Problem. Die gefeierten Stargerippe im Scheinwerferlicht der Vitrinen sind auch nicht schnell.

Denn gerade eineiige Zwillinge mit den doppelten Herztäschchen scheitern bei einer Kastung; "Wo bleibt denn da die Einzigartigkeit eines echten Topf-Models?" will die Heidi wissen. "So als tumbes Doppelpack." Nach einer Pause: "Höih, wir sind doch Zwillinge." "Sag ich ja!" schießt es schnell zurück. Wieder eine längere Pause: "Das heißt, wir sind gleich ..." Schon genervt: "Sag ich doch!" Es dauert noch eine Weile: "Ohh!" 

"Da können wir wohl wieder gehen." Und endlich: "Öhh ... ja." Die beiden Zwillinge setzen sich sogar in Bewegung. Die Klump ist über so viel unerwartete Hellsicht erstaunt. Das ging jetzt doch viel schneller als gedacht. Schon naht der erste Werbeblock, die Zeit wird knapp, deshalb stürmt die Chefin der Jüri gleich weiter zu der vorlauten Raptorenbrut.

"Wir sind doch keine Schwestern! Wir sind ein Rudel, das ist noch viel geiler!" Der Raptorin klappt die Reißzahnleiste runter, als sie von der Klump vom Jüritich herab angemacht wird: Ob sie sich denn auch in der Masse verstecken wolle? Dann könne sie gleich nach Hause gehen. "Heh du Klappergestell, eine echte Raptorenbraut beißt sich auch allein durch." Und zwischen all den Planschkühen hier, hätte sie doch wenigstens eine gute Jägerinnen-Figur. So viel Zickenalarm ist schon mal eine gute Grundlage. Die Raptorin darf bleiben.

Wenigstens ist die Heidi, wenn sie in Fahrt kommt, zu allen hart und ungerecht. Die zarte Alberta duckt sich zwischen zwei große Raubsaurierdamen, die noch eifrig über die knochentrockenen Jürifehlurteile ratschen. Von kleinem Wuchs hat Alberta zwar ein markantes Profil, aber eine schrecklich schmale Nase. Vielleicht sollte sie einfach nur untertauchen, da zwingt die unsichere grüne Dinomaid eine herrische Quietsch-Stimme zum Jüritisch: "Du da mit dem blauen Kindergarten-Prinzessinnentäschchen, komm mal her!"

Doch jetzt geht es erst einmal zur Werbeunterbrechung:

Warum ausgerechnet Sauerkraut? In Dosen? Jedes Mal wenn Gerome mit dem gut gefüllten Einkaufswagen zurück kommt, wundert sich der junge Giraffenbulle, was er wieder eingekauft hat. Diesmal also eingelegtes Sauerkraut im Sommer. Dabei macht er keine Diät, will nicht den Körper entwässern, kennt das saure Flusenzeug nicht aus seiner Heimat Australien. Er mag es nicht einmal besonders gern. 
Vielleicht hat er diese Dose Sauerkraut im Supermarkt nur gegriffen ... wegen der freundlichen Farben, den großzügigen Gängen und weil die Dose genau in Giraffengriffhöhe stand. Oder weil die ganze Zeit von oben immer leise Stimmen "Kauf mich ... Kauf mich ... Kauf mihiiich!" säuselten. Das sind also die geheimen Verführer in den 'Kauf mich'-Supermärkten.

Bei 'Kauf mich!' gib es alles , was eine Giraffe braucht und noch viel viel mehr …


Idee: SchneiderHein     Fotos: W.Hein

Nach der Werbeunterbrechung geht es gleich im nächsten Post weiter. Zurück bleibt ein fassungsloser Gerome, der als sonnenverwöhnter Australier wirklich kein Sauerkrautfresser ist. Gemacht hat ihn Lynda Hampton im fernen Kangeroo-Island.

Weiter nach der Werbepause



Endlich geht es weiter mit der Kastenschau "Dschörmänis-Nächst-Topf-Dino". Die Freifrau Türano de Bärjerak von der Teerkuhle kann es schon gar nicht mehr erwarten, dass endlich ihr großer Auftritt beginnt. Diese anderen Dinotussen – alles nur unreife junge Hühner – wird sie doch mit Leichtigkeit in ihr Täschchen stecken, das keck an der Krallenhand schaukelt.

Die Chefin im Ring ist überhaupt nicht beeindruckt. Noch so eine fette Planschkuh. Das Magermodel klappert unwirsch mit dem Gebiss: "Gibt es denn hier nur so dicke Trampel mit Wohlstandswampe? So kann ich nicht arbeiten." Doch dann besinnt sie sich, dass es laut Vertrag immer 'alles ganz groooßartig' sein muss. "Das ist schon mal so ganz schön," schrillt ihre Stimme, die so einzigartig ist, weil ihr jedes Tömbrä fehlt. "Dann soll der Bruhss, unser Laufguru, doch auch mal was dazu sagen."

Der Dicke vom Dienst (links außen) ist froh, dass er erst einmal Pause hat. Er hat als Ernährungsexperte nur Erfahrung vom anderen Ende der Nahrungskette. Aber die sind jetzt nicht gefragt. "Hiär gäht äs um nätürlischä Schönhait," erklärt dafür Bruhss, der Fachmann für Schreit-Fragen (rechts von Heidi): "Tzie müssän laufän, wiä einä jungä Göttän in Morgänrötä! Lockä, luftäch und laicht." Frau Türano wird sofort auf den Laufsteg geschickt, der bei der Heidi merkwürdigerweise immer wieder 'Katzengang' heißt. Nun, die hochaufgeschossene Reißzahndame wird es diesem affektierten Schnabelträger schon zeigen, wie entschlossen eine Freifrau von der Teerkuhle auftritt.

Da hält es den Schreit-Experten nicht hinter dem Jüritisch. Er stürmt auf den Laufsteg: "Hältung, mainä Liebä, Hältung ist älläs. Ihar Läufstil isst doch so ältbackän, kaine Gräzie!" Er wackelt aufgeregt mit dem kleinen Kopf vor und zurück: "So hoch aufgärichtät isst völlkommän auss där Modä." Seine Krallenhände rudern etwas hilflos in der Luft. Wo soll er da nur anfangen? Dieses uneinsichtige Schlachtross hängt ja nur noch schwer auf seinem kräftigen Schwanz. Wahrscheinlich fällt die Freifrau gleich vom Steg, wenn sie nur auf zwei Beinen laufen soll.

Ihr Laufstil sei altbacken? Sie soll nur noch flach geduckt umher schleichen? Nichts ist doch so nobel wie der aufrechte Gang! Das Haupt hält sie immer hoch erhoben über den Dingen. All diese kleinlichen Dinge und niederen Dienste, um die sich Bodenkriecher kümmern können,wenn sie eh da unten rumwuseln. Sie und altbacken! Und das sagt ihr ausgerechnet so eine komische Schnabelechse, die es noch nicht einmal zum Fleischfresser gebracht hat! Eine Freifrau versteht vielleicht keine Kastenschau, aber auf jeden Fall etwas von der hochherrschaftlichen Lebensart. Und die kommt gut ohne dieses würdelose Schaulaufen aus.

Die Gigantoechse mit dem hochroten Kopf bekommt dagegen gute Haltungsnoten. Sie hält sich topmodern sehr schön flach und der Schwanz wedelt natürlich in Kopfhöhe. Der Schreit-Experte ist begeistert ... bis sie die ersten Schritte macht. "Mainä Damä, dass isst doch nur Sauropödengätrappel." winkt der Schreit-Experte ab. Ups, hastig wendet er sich seinem beleibten Jürinachbarn zu: "Nix gägen dich, main lieber Sauropödenfreund!" Der Dicke vom Dienst nickt bedächtig dem hektischen Schnabelträger zu: "Kein Problem." Doch innerlich brodelt es: "Diese gackernde Blödechse stakst hier die ganze Zeit rum wie ein Storchimitator im Salat. Der Bruhss kriegt keinen verständlichen Satz raus und kann froh sein, dass er in der Jüri sitzen darf. Sonst würden seine 'natürlichän' Morgenrötenbestien diesen zahnlosen Laufhilfswicht gleich im Ganzen rupfen und noch zum Frühstück verspeisen." Dann fällt dem grauen Riesen ein, dass es schon wieder Essenszeit ist. Das nächste Mal geht er in die Jüri einer Kochschau, auch wenn dort die Gage in Naturalien ausgezahlt wird.

'Ze Klump' ist inzwischen wieder bei ihrem Lieblingsthema angekommen: "Disziplin, eiserne Disziplin, meine Damen. Sonst wird das nichts mit der Karriere im Museum." Hier scheinen alle – außer ihr – vollkommen talentfrei zu sein, denn keine der Bewerberinnen hat die nötige Figur. Sie müssen alle auf Diät. Aller-aller-strengste Diät. Und wenn das mit der Nulldiät nicht klappt, gibt es eben eine Minusdiät. Das soll der Dicke diesen maßlosen Fressmaschinen ständig einschärfen. Sonst kann er sich den Dinotussen gleich selbst zum Fraß vorwerfen. Denn dann wäre dann eh egal. Und für die nächste Staffel könne sie sich auch gut so einen grazilen Flugsaurier an ihrer Seite vorstellen. So einen Luftikus, den gleich der erste Windhauch umbläst.

Doch vorher zeigt sich noch in dieser Staffel die Terropodine von ihrer besten Seite. Sie geht entschlossen voran in die Neuzeit mit ihrer Pelzboa: Pelz ist das neue Federkleid. Der duftige Spitzenhut ist keck übers Auge geschoben und eine dezente Klunkerkette hebt die ganze Erscheinung.

"Das ist doch schlimmster Rosa-Retro-Lolita-Luuk," kreischt sofort das genervte Magermodel. Der Terropodine bleiben die Widerworte im offenen Maul stecken. Und bevor sie das Brüllen, Grollen und Knurren wiederfindet, wird sie schon von der Bühne geschoben. "Denn jetzt wird es Zeit für unseren Gaststar," verkündet sägezahnhell die erleichterte Chefin der Jüri.

"Die ist ja so klein." Die Allo Devot kann es nicht fassen, als der heutige Ehrengast, die Fukui-San über den Laufsteg schreitet. Sie ist die Gewinnerin der letzten Staffel und hat inzwischen ein Job in einem japanischen Provinzmuseum. "Vor allen Dingen ist sie dünn," sägt sich die helle Stimme der Klump dazwischen. "Nur so hat man Erfolg und kann sogar auf des Blietschen der Knochen verzichten. Also meine Damen, ich sage immer wieder hungern, hungern, hungern."

Bevor es zum Höhepunkt der heutigen Kastenschau kommt, gibt die Heidi schnell noch ein paar Pflegetipps. Die Veloci muss ihren Schminkkoffer ausräumen, damit sie lernt, was ein Profimodel wissen muss. Doch die Klump kommt aus dem Zetern nicht heraus. Statt einer Zahnbürste für die Knochenpflege oder einem Poliertuch, was muss sie da sehen: "Eine Haarbürste! Was willst du fellloses Ding mit einer Haarbürste? Bist du etwa so ein räudiger Beutelsäuger, der ständig sein Fell striegeln muss? Fehlt ja nur noch Enthaarer und Lockenwickler." Die arme Veloci hätte nicht gedacht, dass diese Stimme noch durchdringender werden könnte. Jetzt könnte 'ze Klump' wahrscheinlich damit sogar Glas schneiden. Am Liebsten würde sie sich mit den Krallenhänden die Ohrlöcher zuhalten. 

Nun gut, ein richtiges Schminkseminar muss sich das Magermodel für eine der kommenden Folgen der Kastenschau aufheben. Heute haben sich zwar alle Dinotussen aufgerüscht wie alte Puffmütter auf dem Weg zum Frauenarzt. Aber Schick und Anmut sind damit nicht zu wollen und die Gnade der Kosmetik ist auch wohl noch nicht in der Provinz angekommen. Sie wird da noch viel Arbeit haben. Doch jetzt läuft ihr die Zeit davon, es gilt noch schnell ein wenig Äckschen in die Schau zu bringen.

"Meine Damen, sie wollen doch hoch hinaus. Das werden wir jetzt einmal praktisch üben." Das Magermodel hat inzwischen ein Trampolin aufbauen lassen, damit die Bewerberinnen hüpfend ihre Persönlichkeit entwickeln können. "Sie müssen auch in schwierigen Situationen eine gute Figur machen. Wer weiß denn schon, wann sie wo entdeckt werden. Bereit sein ist alles!" Nun, das Magermodel verschweigt natürlich, dass die meisten Supermodels der Museen in irgendwelchen Wüsten unter Sand und Felsgestein gefunden wurden, als sie ihre Karriere begannen. Das wäre für eine Kastenschau auch eher unvorteilhaft und langweilig, wenn alle Modellehrlinge jetzt in eine Sandkiste steigen und dort jahrtausendelang nur so dumm rumliegen würden.


"Auf, auf die Damen," schreit die Heide nach unten: Vielleicht können sie ja wenigstens so noch ein paar Punkte machen." Sie betrachtet beiläufig ihre Stummelarme: "Ist  natürlich alles freiwillig. Aber sie wissen ja, wer hier jetzt kneift, braucht in der nächsten Folge gar nicht mehr wiederkommen." 

Die Reptilin hat sich vorgedrängelt. Von wegen, sie sei ein Schwergewicht der Unbegabung. Sie wird hier zeigen, dass sie überall eine gewinnende Erscheinung hat. Auch wenn ihre liebste Vorzeigefreundin, die Frau Türano noch beleidigt in der Ecke steht. Sie springt mit schweren Krähenfüßen kräftig ins Gummituch, um sich langsam mit jedem Hüpfer höher zu schrauben. Im Hintergrund hat die Allotusse schon richtig Höhe gewonnen und am Rand steht noch Allo Devot. Sie beginnt erst langsam zu wippen, um sich an den schwankenden Boden zu gewöhnen. Das Magermodel ist längst wieder heruntergeklettert. So ein Trampolin würfelt immer nur ihre Knochen durcheinander.

Wenig später beult sich die unglückliche Allo Devot ihre Nase ein, da es kaum möglich scheint, eine stabile Fluglage zu halten. Die vorlaute Raptorenbrut kommentiert von unten hämisch die unfreiwiligen Sprungfiguren des grüngetigerten Reptils. Das gäbe aber eine lausige B-Note trotz des gestreckten Schwanzes und jetzt müsse schon ein doppelter Salto mit eingesprungenem Flip-Flop her oder sie könne gleich nach Hause hüpfen.

Dann hat es die eifrige Reptilin endgültig übertrieben. Die silberne Handtasche der Drama-Kwien hüpft schon länger im Takt der Sprünge auf dem Gummituch. Nun segelt ein einsames Federbüschel zu Boden, von der schweren Dinotusse ist noch nichts zu sehen. Da beginnen einige empfindsame Gemüter sich Sorgen zu machen. Nur Frau Türano scheint glücklich, dass diese devote Schleimerin endlich verschwunden ist.

Wieso sollen die Dinodamen mal wieder den ganzen Spaß haben? Die hüpfen auf dem Sprungtuch herum, immer wieder von kleinen Bärenpfoten in die Luft geworfen. Und die Petzelinen haben die Arbeit. Vor allen Dingen, wenn eine Reptilin plötzlich fast im Apfelbaumgeäst hängen bleibt. "Komm, wir räumen die Urzeit ab."

"Eine Kastenschau ...(hopp)... können wir auch ...(hüpf)... morgen machen." Jetzt springt Larissa lieber selbst in die Mitte des Trampolins. Immer schön auf das weiße Kreuz zielen und dann immer höher ... (hoppla-hopp) und höher.

Da passt auch noch eine Nelleke mit auf das Sprungtuch. Kaum hat sie mit ein paar kräftigen Sprüngen etwas Höhe gewonnen, versucht sie einen Salto. Oder sie lässt sich zwischen jedem Sprung einmal auf den Rücken fallen, um sich in der Luft wieder aufzurichten und dann ordentlich Schwung zu holen.

Juhu! Das ist jetzt wirklich großartig! Und viel zu großartig, um es einem miesepetrigen Knochenklappergestell zu überlassen. Die kann inzwischen allein weiter rumzetern und so viele hoffnungsfrohe Topf-Dino-Bewerberinnen niedermachen, wie sie unlustig ist. Die Bärenmädchen geben das Trampolin erst einmal nicht wieder her.

"Und was wird aus der Kastenschau?" Larissa hat ein schlechtes Gewissen, ob es nicht ein richtiges Ende bis zur nächsten Werbeunterbrechung geben müsse. "Ach das ist so eine endlose Geschichte, da können wir auch morgen weiter machen. Vielleicht werden wir die Dinotussen in den Aluteich werfen. Oder wir lassen sie Kekse backen. Die dürfen sie dann natürlich nicht essen." Da müssen die Mädchen laut lachen und singen fast schon im Chor: "Denn sie müssen hungern, hungern, hungern ..." 


Fotos: W.Hein

Die Kastenschau ist vielleicht schon zu lange in Planung. Fast zwei Jahre sind seit der ersten Idee vergangen und in der Zeit ist die Geschichte immer weiter gewachsen. So gab es inzwischen Planungen, das Magermodell mit einer Haut zu versehen oder es gab noch keine gehörnten Zwillinge. Auch die Frage, woher man ein Trampolin nehmen soll, war länger ungeklärt. Jetzt ist die Kastenschau ein echtes Monster geworden, das es den Lesern nicht immer einfach macht. Das aktuelle Fernsehen verbindet sich hier mit der Lust an den Fakten der Urzeit und dazu kommt noch ein Kauderwelsch, das entsteht, wenn man Denglisch in Lautschrift verwandelt. Zum Glück gibt es an anderer Stelle im Blog auch nur niedliche und ganz harmlose Bärengeschichten. Darin werden sicher auch künftig wieder Nelleke, Marie und Larissa, alles Rica-Bären, mitmachen. Und da wird die größte, altkluge Besserwisserin von allen eine kleine weiße Maus sein, die persönlich Deb Canham kennt.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Zupfgras



"Ich höre nichts! Keinen Laut. Es ist mucksmäuschenstill!"" Klein-Genni hört kein Gras wachsen. Vielleicht macht das Grünzeug gerade Pause. Mifi schüttelt den Kopf, alle Schrebergärtner wissen doch: Gras wächst eigentlich immer. Deshalb heulen doch jedes Wochenende die Rasenmäher in den Nachbargärten auf.

"Was macht ihr da?" Aufgeregt kommt Jack heran gerudert und hat Angst, schon irgendetwas versäumt zu haben. "Ist das etwa besonderer Pflanzkram?"

"Nein, nein, nein, das ist ganz gewöhnliches Gras," beruhigt ihn Rosa. Sonst könnten sie jetzt ja auch nicht wissenschaftlich untersuchen, wie es klingt, wenn der Rasen wächst. Vielleicht hört man ja grüne Töne, wenn Genni daran ordentlich zieht und zerrt. Mifi findet, Zupfgras verfälscht doch das wissenschaftliche Ergebnis.

Albert hat ganz andere Probleme, als Jack zu ihm weiter rudert. Der Mäuserich in der hellblauen Samtjacke versucht so eine verflixte Ziehharmonika-Papierschlange auseinander zerren zu lassen. Und das Klippklapp-Buch ist dabei wirklich nur widerspenstig. 

Endlich ist der vordere Teil platt gepresst. Die drei Mäusemädchen helfen inzwischen eifrig mit, denn da scheint es wichtige Erkenntnisse für ihr Experiment zu geben: "Gras wächst nicht schneller, ..."

"Achtung! Nein ... nein ... nicht loslassen ... oh ... oh!" Albert schlägt die Pfoten über dem Kopf zusammen. Denn kaum versuchen die Mausemädchen das Spruchband zu entziffern, lassen immer mehr winzige Mausepfoten das plattgepresste Buch los, das sich sofort wieder zusammenzieht. Und eine kleine Maus allein kann die schiere Papiergewalt nicht mehr halten. Flappalappadapp!

Endlich haben sie auch die zweite Hälfte unter ihre Kontrolle gebracht. Alice zieht mit aller Kraft am Zugband am Ende, während die anderen Mäuse auf die hohen Spitzen drücken. Albert liest: "... wenn man daran zieht." "Seht ihr," ruft Genni, "Ich hab es doch gesagt, zupfen bringt nix."

"Da steht noch was ganz klein am Ende," stellt Alice fest: "... aus China," liest die weiße Maus vorsichtig vor. Vorsichtig, weil sie doch aufpassen muss, dass sie dabei das Zugband nicht sausen lässt. "Och, das gilt nur für Gras aus China," Rosa ist enttäuscht: "Albert, hast du auch ein Spruchband für Mitteleuropa?"

"Und, hab' ich was verpasst?" Miss Evie, die noch ein paar Runden mit dem Roller gedreht hatte. "Ich weiß nicht," Jack ist sich nicht sicher: "An Chinagras darf man nicht zerren und wenn man hier im Garten dran zieht, hört man nichts. Also, wenn das Wissenschaft ist, ist es ziemlich öde."


Idee: SchneiderHein    Fotos: W.Hein

Das kleine Leporellobüchlein, das hier die Deb Canham-Mäuse so eifrig platt machen, hat uns eine liebe Freundin geschickt. Es sollte uns aufbauen und bestärken, nichts krampfhaft beschleunigen zu wollen, was noch nicht seine Zeit hat. Nun ist es auch ein Teil der Mäusewissenschaft für Gras in unserem Garten.