Samstag, 29. Juni 2013

Schwitziges Glück



Da hat er aber Schwein gehabt. Harald kann sein Glück kaum fassen. Er kommt gerade frisch in den Garten und weiß gar nicht, wohin er zuerst blicken soll.

In der Bärenhöhle Hannover hat er bis jetzt ja gut zu tun gehabt. Plötzlich hat dort die Fassade einen Renovierungsanfall bekommen. Die ganze Häuserwand war samt Bärenladen unter Folie verschwunden und dann haben die Bärenhöhle viele suchen müssen. Da ist es gut, wenn ein Schwein kräftig mit anpackt, damit die ganze Schweinerei möglichst schnell wieder verschwindet. Und jetzt ist ein Ende in Sicht. Wenn die Maler durch sind, kann das Baugerüst wieder abgebaut werden. Aber dann hätte Harald doch nichts mehr tun können.

Aber hier ... hier gibt es so viel zu tun. Der Holzsteg ist doch sicher baufällig, wenn sogar schon die Holzsplitter rumfliegen. Und die Rosen rieseln auch schon. 

"Das Glück muss man sich erarbeiten," verkündet das zufriedene Schwein, "da muss man ordentlich was für tun!" Alisa und Conroy haben gerade den Neuankömmling entdeckt und wundern sich, warum da jemand so breit grinst.

Harald zeigt ihnen sofort die ganzen Baustellen. Die beiden Bären hatten ja gar nicht gewusst, dass das überhaupt Baustellen sind. Doch, doch und da muss man ausbessern, erneuern und rumwerkeln. Also alles, was ein tüchtiges Schwein glücklich macht. Denn vom feisten Suhlen und trägen Herumliegen geht der Tag doch nicht rum.

Die beiden Bären kommen aus dem Staunen nicht heraus. Nun ja, diese Löcher im Steg haben sie ja schon gesehen, aber das Grünzeug darin sieht doch nett aus. Und überhaupt, sie sind doch bis jetzt auch so glücklich gewesen. Sie haben nur geguckt, gespielt und in den Tag gelebt. Aber vielleicht haben sie bis jetzt auch nur Glück gehabt, weil sie gar nicht wussten, dass sie dafür hätten arbeiten müssen.

Doch nun ist ja Harald, das Glücksschwein da! Er macht jetzt erst einmal Wochenende. Und am Montag kann es dann richtig losgehen.


Fotos: W.Hein

Harald ist auch als Schwein ein Tonni Bear. Aber erst in der Bärenhöhle Hannover hat er seine Aufgabe gefunden, als Hanne Mahnke ihm ein rostigen Eimer als Bauhelm aufs Haupt gesetzt und ihm eine Schaufel in Pfote gedrückt hat. So ein Arbeitsschwein hat schon Glück, eine Aufgabe zu bekommen. Und wir sind glücklich, dass Harald in der Bärenhöhle schon heute abkömmlich war, weil sich die Bauarbeiten am Haus dem Ende zuneigen. Die beiden Rica-Bären Alisa und Conroy sind auch bei Dauerregen sonnige Gemüter. 

Sonntag, 23. Juni 2013

Blub



 Langsam taucht der Fisch hinter dem weißen Blütenmeer der Strauchrose auf. Er steigt mit sanften Flossenschlägen immer höher ... bevor er schnell schwänzelnd wieder flink ins Versteck abtaucht.

 Dann dreht er mutiger eine große Runde im windstillen Garten. Die Sonne gleißt und glitzert dabei auf den bunten Schuppen seiner straff gespannten Haut.

Der Luftschwimmer gleitet hoch über dem Steg und dem hohen Gras der Wildwuchswiese. Mit kraftvollen Schlägen der Schwanzflosse nimmt er Fahrt auf und steuert dann direkt auf die dunkle Öffnung in der dichten, grünen Wand aus Bäumen, Sträuchern und Büschen zu.

 Wenig später ist der farbige Flossenflieger im Wald verschwunden und schlängelt sich nun ganz leicht und schwerelos zwischen den Stämmen hindurch.

 Der Riesenkorallenfisch schwebt so lautlos durchs lichte Gehölz, dass Lisa, die auf dem Waldweg zur Betonfläche läuft, ihn zunächst nicht einmal bemerkt. Auch ein Kaninchen in der Rocktasche passt lieber auf, dass die eilige Bärin nicht über eine fiese Baumwurzel stolpert.

Mit ein, zwei leichten Schwanzbewegungen ändert der stille Segler die Richtung und gleitet mit einer sanften Kehre wieder zurück.

 Bei seiner zweiten Runde bemerkt eine Bärin endlich, dass dort noch jemand ... wie sie ... ganz in Orange gartenfein angezogen ist.

 "Das ist ein Klaunfisch zum Frühstück," zeigt Lisa ihrem Kuscheltier den neuen Gartenbesucher. Sie hat mit den großen Jungs einen ganzen Film über verloren gegangene Fische gesehen und kennt sich auch unter Wasser aus. Und jetzt eben auch über Wasser.

 "Hast Du's gesehen? Hast Du's gesehen?" Aufgeregt zeigen Marie und Lena nach oben, als sie heranstürmen. "Klar doch, das ist der bunte Scherzfisch, der sich hier zwischen den Bäumen vor den großen Luftangelhaken in den Wolkenmeeren versteckt." Die anderen Mädchen sind schwer beeindruckt, was Lisa alles weiß.

Lisa hat sich den Fisch jetzt schon lange angesehen und weiß genau Bescheid. "Es wird wohl Regen geben," erklärt sie Marie und Lena. "Der Fisch fliegt tief."

 "Der fliegt aber auch höher," kräht Marie als der Flugflossler langsam wieder hoch steigt. Dann neigt er sich heftig, als sich die Schwanzflosse in den tiefhängenden Blätter verfangen hat. Der ganze Fisch schüttelt sich, beim Versuch endlich frei zu schwimmen. Und dann stößt die Fischnase sanft an den nächsten Stamm ... bevor sie zurückprallt. "Ich glaube, der hat sich verflogen. So ein großer Fisch ist doch gar kein echter Waldflieger."

 Währenddessen kämpft Anna im Verborgenem mit einer fummeligen Fernbedienung. Mit einer Tastenwippe kann sie die Heckflosse für ein schnelles Gleiten und weite Kurven nach rechts und links schlagen lassen. Und mit der anderen Tastenkombination steigt der Fisch hoch oder senkt die Nase, um herab zu stoßen. Doch jetzt stehen hier die Bäume so dicht, dass der Fisch ständig irgendwo hängen bleibt. Sie steuert inzwischen mit der Zungenspitze mit und stöhnt ein wenig, wenn die Flossen wieder im Geäst hängen bleiben. Sie hatte sich die heimliche Lenkung der großen Fischwanderung nicht so schwierig vorgestellt.

 Plötzlich tippt Marie der großen Bärin auf die Schulter, die erschrocken herumfährt. Sie hat gar nicht gemerkt, dass die kleinen Mädchen so dicht heran gekommen sind. "Weißt Du, wieso hier ein Fisch rumfliegt?"

" Ich? Nöh, äh, neh ... also wirklich nicht." Hastig lässt Anna die Fernbedienung hinterm Rücken verschwinden. Raff Raff guckt zwar interessiert, was die große Bärin dort versteckt. Aber zum Glück sagen die Kuscheltiere der Bärenmädchen ja nie etwas. So muss Anna den neugierigen Petzelinen nicht auf die Schnauze binden, was so einen Gartenfisch antreibt. Sie zeigt stattdessen nach oben: "Oh seht mal, er verlässt gerade wieder den Wald."

 Dann haben die Mädchen natürlich auch keine Zeit mehr. Sie müssen dem großen Flossenflieger nach hinten in den Garten folgen. Aufgeregt sehen sie zu, wie er einen eleganten Bogen um den letzten Nadelbaum fliegt.

Inzwischen haben Linus und der Samtosaurus entdeckt, dass es noch ganz andere fliegende Fische gibt. Auf einem Karton segelt ein grimmiger Riesenhai umher, mit dem sicher nicht zu spaßen ist.

 Der soll nur kommen. Sie sind doch keine Haihappen! Die Jungs zücken ihre Laserschwerter. Die werden sie puffzapp diesem Monsterfresser in den weißen Bauch pieksen, wenn er sich in den Garten trauen sollte. Dann macht der sicher sofort schlapp, wenn ihn solche Helden treffen.

 Der rote Witzigfisch ist noch gut bei Puste. Gerade saust er am Aluteich wieder steil nach oben, nachdem er das grüne Wasser untersucht hat. Dieser Teich ist schon voll, da passt kein Zusatz-Fisch mehr rein.

Doch wozu braucht ein Luftfisch auch Wasser? Er hat doch oben viel mehr Platz als in dem kleinen Metallplanschbecken. So nutzt der Korallenflieger die Freiheit und dreht ein paar Runden in luftiger Höhe.

 Die Kreise über der Betonfläche werden immer weiter. Der orange-weiß gestreifte Luftling erkundet den Stand der Apfelernte (... noch lange hin) und saust rasant über den überreich blühenden, weißen Pfeifenstrauch, auf dass die Blütenrispen die kecken Flossenspitzen kitzeln. Inzwischen macht sich Wind auf.

Winke! Winke! Die Mädchen winken eifrig dem roten Fisch hinterher, den es nun mit kräftigen Schwanzschlägen aus dem Garten treibt.

 Etwas entfernt steht Anna und hat überhaupt keine Zeit zum Winken. Sie kehrt den Mädchen den Rücken zu und bearbeitet irgendetwas immer heftiger vor ihrem Bauch. Dabei behält sie den tänzelnden Fisch die ganze Zeit im Auge und flucht nur immer wieder leise: "Komm jetzt endlich, du elender Windwicht!" oder: "Wenn ich dich noch mal erwische, mache ich einen Plattfisch aus dir, du treulose Luftnummer!"

"Winke? Winke? Das heißt bei Fischen sicher Blub! Blub!" Lisa erklärt Marie noch den richtigen Fischabschied. Wenn der Flugflossler jetzt in die Welt raus schwimmt, können die Mädchen auch wieder ins Haus zurück. Nur die große Schwester hat noch keine Zeit und murmelt etwas von niemanden verlorengeben und heftigen Ruderbewegungen...

 Anna müht sich weiter mit der Fernbedienung. Doch dieser Clown ist nicht mehr zu bändigen. Er hüpft über Äste und schlängelt sich durch die Zweige. So viel und oft sie auch auf die blauen Lenktasten des Kontrollkästchens drückt, zur Umkehr und gar zur sanften Landung lässt sich der prallgefüllte Luftikus nicht bewegen.

Ein Windbö erfasst den fliegenden Flossenwedler und trägt ihn geschwind über die letzten hohen Büsche. Der Fisch ist auf und davon.


Idee: SchneiderHein   Fotos: W.Hein

Der bunte Gartenbesucher ist ein Air Swimmer, ein ferngelenkter Fisch, der mit sanften Schwanzflossenbewegungen durch die Räume fliegen kann. Es gibt ihn in den Ausstattungen "Findet Nemo" oder "Weißer Hai". Der asiatische Hersteller hat wohl versucht, bei den Verpackungen Geld zu sparen, so dass auch der Hai als "Flying Clownfish" gezeigt wird. So gesehen, ist hier mal wieder für das schöne Bild vom bunten Helium-Fisch im grünen Garten arg geschummelt worden. Ohne Sicherungsseil hätte der erste Windstoß den Fisch schon sofort davongetragen. Mit dem Ruderschwanz kommt Nemos Vetter nicht einmal gegen ein laues Lüftchen an. Er ist wirklich nur ein Indoor-Segler. Doch das kümmert keines der kleinen Bärenmädchen, die mit offenem Mund den prächtigen Gartenfisch bestaunt haben. Lisa und Marie sind Rica Bären und das Schaf Lena kommt etwas herkunftslos aus dem Rosenfachhandel. Linus ist als Rica Bär auch aus Detmold und Delwyn im Saurier-Kostüm ist ein Hampton Bear aus dem fernen Australien. Anna hat diesmal nicht alles unter Kontrolle und ist vor einigen Jahren von Kathleen Wallace in Amerika auf die Reise geschickt worden, um über die Bärenhöhle Hannover bei uns zu landen.


Freitag, 14. Juni 2013

Die Wege des Sommers



Die Tage des gnadenlosen Testens haben begonnen. Sie werden ihren roten Renner immer wieder unerbittlich die Rampe herunter in den Garten jagen, um in endlosen Fahrten unverzichtbare Vieh-Tschakas-Zusätze und wertvolle Sekunden suchen. "Wieso sind die Sekunden wertvoll?" will der naseweise Renngehilfe wissen, bevor es noch schneller wird.

"Weil man sie verliert, wenn man sie liegen lässt," presst Joris gegen den Fahrtwind hervor. Das leuchtet ein, doch: "Und wer nimmt sie dann mit?" Der Mäuserich klammert sich inzwischen am Fahrer fest: "Wer sammelt denn achtlos weggelegte und dann vergessene Zeit?"

"Kein echter Rennfahrer jedenfalls," knurrt die Ratte unter der Pilotenkappe. "Der hat nichts zu verschenken und erst recht keine Fahrzeiten!" Das macht also die Zeit teurer, weil man sie nicht umsonst bekommt ... oder wie soll das die kleine Maus jetzt verstehen ...

"Argl! So geht das nicht!" Jetzt hat Joris den nächsten Glockenblumentuff gerammt. Und der Gehilfe hat viel zu spät den Bremsschirm geöffnet. Sie müssen sich mehr konzentrieren und nicht die ganze Zeit so schwere Extra-Gedanken mitwälzen.

Beim nächsten Versuch rollt der rote Renner die Rampe still herunter. Man hört nur das Rumpeln der Räder auf dem Karton, das Rauschen des Fahrwindes und den angespannten Atem der Besatzung.

Am Knick nimmt die Beschleunigung noch einmal rasant zu und der Renngehilfe muss bei der Pilotenjacke schon fest zupacken, um an Bord zu bleiben.

Dann kommt schon der Übergang zur flachen Betonfläche. Das ist jetzt die maximale Geschwindigkeit. Und davon müssen sie jetzt so viel möglich mit ins Ziel nehmen.

Sie fliegen auf die erste Schikane zu. Diesmal nimmt Joris die Glockenblumen gleich mit einer scharfen LInkskurve. Und schon saust die Fuhre wohlbehalten vorbei.

Die Ratte beginnt sofort wieder gegenzusteuern, damit sie knackig die Spur halten und ja keine Rollkraft verlieren.

Knapp schießt der rote Renner an der nächsten Fugenpflanze vorbei. Die hat der Pilot extra eng angesteuert, um in direkter LInie zum letzten Hindernis zu kommen.

Mit einem kräftigen Schirmschlag schiebt Naseweis noch das letzte Pflanzendickicht beiseite, bevor Joris auf die freie Pläne fährt. Jetzt können sie den ganzen Restschwung ausnutzen und versuchen, diesmal bis zum Aluteich zu kommen.

Da stoppt sie die erhobene Pfote eines kleinen Bären im Straßenkartenhemd und blinkendem blauen Licht unter dem Kopftuch. Verwundert lässt die Ratte den Wagen ausrollen. Es könnte ... das ist doch ... nein nicht ... oder ... ist es wirklich ... es ist in der Tat das 'Weihnachts-Navi', dieses Wunder der Technik ...

Dem Navi ist das schwere Rentier-Kostüm endgültig zu warm geworden. Deshalb hat es eine Umstellung zur 'Sommer-Ausgabe" vorgenommen. Also hat es den Winterpelz mit Geweih in den Schrank gehängt und dafür ein leichtes Sommerhemd und Piratentuch angelegt. Dann hat es sich noch die Termine für Sommerferien gemerkt und zur Sicherheit noch einmal einige Reiseprospekte für beliebte Urlaubsziele durchgeblättert. Am Ende hat das Navi noch alle Ziele aussortiert, die auf einer Insel liegen oder wo man sowieso einen Flieger braucht.

Jetzt ist das Sommernavi bereit, dem fixen Nagerteam im roten Blechrenner den Weg zur zeigen. Das ist im Garten vielleicht noch nicht so spannend, hier kennen sich ja alle fast noch aus. Aber wenn Joris und Naseweis wieder auf die offene Straßen wollen, sind sie so zwei oder drei Querstraßen weiter ohne ein Navi verloren! ("Wie die Sekunden?" murmelt Naseweis "Pst! Nicht jetzt!")

Doch es kommt für die beiden Fernreisenden sogar noch besser. Erst pfeift das Navi ganz laut mit einer Pfote zwischen den Zähnen und dann winkt es eifrig zwei etwas verschlafenen, noch saumseligen Gestalten zu.

Auch beim Näherkommen bleiben es zwei kleine Bären, die träge heran trotten. Das Navi kann es gar nicht erwarten, bis sie endlich ankommen. Der sommerliche Wegweiser will sie unbedingt Joris und seinem Renngehilfen vorstellen.

"Das sind 'Kurzer-Umweg zweipunktnull und 'Stau-Ohne-Mich achteinhalb'," erklärt das Sommernavi. "Es sind die aktuellen Navi-Hilfsprogramme und quasi alternativlos für die schnelle Fahrt. Denn wenn unvorhergesehene Hindernisse auftauchen, wissen die beiden immer noch, wo es auch lang geht. Die müssen mit mir im Renner sitzen." Die beiden Rennfahrer staunen: "Ihr wollt alle mitfahren?" Jetzt kann es das Navi nicht fassen: "Das ist doch wohl klar."

Joris ist noch unsicher: "Und ein Navi muss immer mit an Bord sein?" Das Navigationsgerät hinter ihm nickt: "Absolut." Sonst kennt ja keiner den Weg. Und die beiden kleinen Hilfsprogramme wollen auch noch mit reingequetscht werden. Aber dann ist doch kein Platz mehr für den Renngehilfen, der die Schirmbremse bedienen muss.


Fotos: W.Hein

Aus den Niederlanden kommen die Nager. Joris ist ein rattiger Tonni Bear und Naseweis ein mausiges Bell Bears Design. Das Navi stammt von den Bären aus dem Fleckerwald. Und die beiden Navi-Hilfsprogramme hat Deb Canham in Amerika 'programmiert'.