Sonntag, 20. Januar 2013

Sommergäste



Sie geben diesem Winter noch eine Chance. Den Bauch voller heißer Milch mit Honig sind die fünf Einwanderer in die kalte Landschaft gestapft. Sie müssen aber feststellen, dass die innere Wärme dabei kaum bis zu den Pfoten reicht. Die Kälte zieht schnell die Tatzen, Läufe und Hufe hinauf, da könnten die festen Schuhe und wollenen Socken wohl noch viel dicker sein. 

Dabei haben Samuel und die anderen Hamptons sie im Haus extra mit Mänteln, Pullovern und Winterstiefeln dick eingemummelt, weil sie sonst vor lauter Bibbern, Zittern und Zetern wohl überhaupt nichts vom Garten sehen würden. Die anderen hätten ihnen aber auch noch sagen können, dass der Boden so rutschig ist, dass sie nur vorsichtig vorantapsen können.

Ewan wundert sich nur, was diese Bewohner der nördlichen Halbkugel an diesem Wetter finden. Es macht doch das normale Bärenleben unnötig schwierig. Starbuck, der schon seinen zweiten Winter hier erlebt, hätte ihm schon vorher sagen müssen, dass jetzt im Garten nichts blüht. Weil sich fast alle Pflanzen unter die weiße Schneedecke verzogen oder rechtzeitig Blüten und Blätter abgeworfen haben. Bienen und Hummeln halten dann natürlich auch Winterschlaf, da sie ohne Blumen ja keinen Honig für Bären machen können. Aber immerhin gibt es hier Nektarsammler, er hat da schon Fotos gesehen.

Auf jeden Fall hat sie das schwere Schicksal nicht allein getroffen. Denn Lottie und Ewan haben sich bis jetzt genau umgeschaut. Das sieht hier überall so frostig aus. Auch die kleine Giraffe reckt enttäuscht den langen Hals, um vielleicht trotzdem noch irgendwo eine sonnige Oase zu sichten.

Gerome will endlich wieder ins Haus. Das bleibt hier so eine Tiefkühltruhe, die zarten Huftieren nur Eisbeine schenkt. Und darauf kann er verzichten, denn eigentlich leben Giraffen in der schneefreien Savanne und geben sich gerade noch mit einem mild gestimmten Wetter für Südkontinente ab.

Die Hasendame Bu hatte sich zwar schon einen Fellüberwurf für die Einreise mitgebracht, aber nun ist das Langohr froh, dass sie im Haus noch einen ganzen Fusselfell-Mantel dazu bekommen hat. Eigentlich ist sie für einen Schneehasen noch viel zu braun gebrannt und wäre jetzt auch gern wieder ein langweiliger Stubenhocker.

Da patscht plötzlich dieser eisige Knirschkram Ewan mitten ins Gesicht. Er schüttelt sich heftig, um die nasskalte Ladung aus den Ohren zu schleudern. Doch die Eiskristalle verkleben sofort im zotteligen Fell. Inzwischen sieht auch Lottie ein kühles Unglück auf sich zukommen.

Finn hat entdeckt, dass dieser Schnee doch Vorteile hat. Man kann daraus Kugeln zusammen pappen und auf andere Bären werfen.

Man kann mit Schnee aber auch freche Petze gründlich einseifen. Ewan und Lottie lassen keinen Zweifel daran, dass sie sich dafür auch Eispfötchen holen würden.

Da geht Finn doch lieber mit den anderen wieder schnell ins warme Haus. Das ist jetzt genug Winter für australische Einwanderer, die vor einigen Tagen noch in der Sommerfrische gesessen haben. Gerome trippelt aufgeregt von einem Huf auf den anderen. Das hat er doch schon längst gesagt.

Fotos: SchneiderHein


Lottie, Finn und Ewan sind sonnenverwöhnte Hampton Bears von Kangeroo Island, einer Insel im Südwesten Australiens. Die Hasendame Bu und Langhals Gerome kommen als Hamptons zwar auch daher, bestehen aber darauf, dass sie streng genommen keine Bären sind.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ui, das sind ja wiedermal spannende Nachrichten von den Haus-und Garten-Bären.
Da können wir uns vorstellen, daß das erst mal ein Kultur-und Kälteschock für die Australier war, im europäischen Winter auszuwandern. So was ist für sonnenverwöhnte Australier sicher sehr aufregend.
Aber sie sind ja mittlerweile gut eingemummelt und werden sicher feststellen, daß so ein ordentlicher Winter auch was für sich hat. Denn einen Schneemann kann man auch im Kühlschrank nicht bauen, den kriegt man nur an den Originalschauplätzen richtig hin.

Wir wünschen den neu Zugereisten erst mal viel Spaß beim Entdecken ihres neuen Zuhauses.
Selma unsere Kuschelgiraffe grüßt ganz besonders die hübsche Giraffe. Sozusagen ein Gruß von Giraffe zu Giraffe :-)

Herzlichst
die Kuschelbären

Nicola Hinz hat gesagt…

Oh, da sind sie ja! Wie hübsch - und Gerome gefällt mir tatsächlich besonders gut mit dem langen Hals(eigentlich bräuchte er ja eine extralangen Schal ; )), der da aus dem schicken Mantel hervorragt!

Herzliche Grüße
Nicola

SchneiderHein hat gesagt…

@ Die Kuschelbären
Heute weht ein so eisiger Wind, dass die Truppe sich ins Bett verkrümelt hat. Schneemänner müssten dann die abgehärteteren Bären bauen. Aber dafür ist der Schnee inzwischen schon zu sehr gefrostet. Doch morgen soll es angeblich wieder schneien. Da sollte ich wohl schon mal warme Winterklamotten bereitlegen. Aber ich vermute die Australier schauen sich das Treiben dann lieber von drinnen an ...

Gerome grüßt zurück und demnächst sieht er sich Eure internetten Grüße ganz bestimmt noch genauer an!

@ Nicola
Ja, Gerome hatte es mir auch schon lange angetan. Und nun wurde ich vor ein paar Wochen schwach.
Die Idee mit dem extralangen Schal ist gut! Für den nächsten Spaziergang könnte er sich bestimmt den hellblauen Schal von Sputnik leihen - bis ich ihm einen ganz langen Rollkragen gestrickt habe. Aber ich vermute Gerome geht erst im Frühjahr - wenn das erste Gras sprießt - in den Garten ...

Brigitte hat gesagt…

Dann braucht Gerome auch eine dazu passende Mütze! Da bin ich dann ja mal gespannt!

SchneiderHein hat gesagt…

@ Brigitte
Nun bin ich aber mächtig im Zwiespalt: Freunde ich mich jetzt mit meinem neuen Bildbearbeitungsprogramm an, um endlich wieder selbst posten zu können? Oder bekommt Gerome jetzt Langhalsschal und Mütze? Beides kostet Zeit. Ob Gerome die Winterausstattung dann auch zu schätzen weiß und mit den anderen in den Wintergarten geht? Vielleicht ist er bei dem Wetter ja lieber noch ein Stubenhocker? Auf der Bettkante sieht er eben ganz glücklich aus ...