Müde schleppen sich zwei Petzinnen durch die Sommerhitze. Selbst das dichte Grün am Teich spendet über Mittag keine Kühle. Nelleke und Marie kommen gerade vom Bärenbrutzeln im Strandkorb. Das machen die beiden schon seit Tagen. Damit sie etwas erzählen können, wenn endlich die Postkarten mit Gartengrüßen geschrieben werden. Aber bis jetzt ist beim Sonnenbaden noch gar nichts passiert. Auch eine kleine weiße Maus fühlt sich viel zu matt für tolldreiste Geschichten. Was schreiben bloß die anderen im Sommer auf ihre Karten?
Dabei müssen sich die beiden Mädchen ranhalten. Das Bild auf dem Kalender zeigt den Strandkorb-Monat für kleine Bären. Und Nelleke behauptet, der ist jetzt bald vorbei. Sie haben sich schon so viele Tage das Foto angesehen und sich dabei das Hirn zermartert, welche Aufregungen das Hocken im geflochtenen Küstenmöbel bietet. Wenn sie nun einen knatternden Korb-Motor hätten und natürlich breite Räder unterm Sitz. Auf jeden Fall auch eine laute Hupe und Stoßstangen aus Glitzersilber. Dann könnten sie mit dem Strandkorb über die Betonfläche pesen und Marie könnte dazu ihr Dreirad holen. Im Moment ist dieser Holzhort für Faulenzer eigentlich nur Steh-im-Weg im Grünen.
Die Viererbande hat erst einmal genug vom Sonnenbaden und ist auf dem Weg zum Eisfach im Kühlschrank. Mit einem klirrekalten Orangenwassereis am Stiel in der Pfote kann man sicher viel besser nachdenken. Raff Raff ist schon mal voraus gelaufen und hat auf dem Steg noch einen weiteren Kalender entdeckt. Da sind auch Nelleke und die kleine Maus zu sehen ... aber eben kein Strandkorb. Wie soll ein Kuscheltier wissen, ob das nicht ein wichtiger Hinweis ist? Wenn die Mädchen doch nicht immer so trödeln würden ...
Als Zweitentdeckerin kommt die kleine weiße Maus. Diese Aufstellkalender sind doch ideal für flinke Nager, denn es gibt da immer einen Schattenplatz für eine kurze Verschnaufpause. Oder eben eine längere bei schleichenden Trödelinchen.
Endlich sind die beiden Bärenmädchen träge heran getrottet. Die kleine weiße Maus und Raff Raff können es kaum noch erwarten, ihren Fund zu zeigen. Die vorlaute Nagerin trippelt aufgeregt von einer Pfote auf die andere: "Ihr werdet es nicht glauben, aber Nelleke ist verrückt geworden."
Die kleine Bärin staunt nicht schlecht, als sie den neuen Kalender ansieht, den das rote Langhalstier gefunden hat. Er sieht zwar fast genauso aus wie ihr Strandkorb-Kalender, aber hier trägt sie ein dickes Strickkleid, eine wollene Kappe und lange Socken. Die vorlaute Petzmaus hat recht: Das ist verrückt! So etwas würde Nelleke jetzt doch nie anziehen. Da fließt der Schweiß doch so in Strömen, die kleine Maus könnte auf der Pfütze Boot fahren.
Auf dem nächsten Blatt saust Lena durch das Bild. Aber sie hat dabei so eine lange Fließweste an. Dabei reicht der Fahrtwind doch gar nicht aus, um bei dieser Hitze zu kühlen. Vielleicht ist das jetzt Saunafahren für Wollnaturträger oder ein Schwitzeschnuckenrennen?
Marie beschattet die Augen mit der Pfote. Eigentlich klebt heute selbst das dünne Hemdchen auf dem Fell. Deshalb hat sie sich im Strandkorb schon gar nicht mehr anlehnen wollen, der Stoff auf dem Rücken wäre sofort durchgeweicht. Und sie schwitzt sogar noch viel mehr, wenn sie nur an mollige Fusselkleider denkt.
"Da ist doch der Wurm drin." Nelleke schüttelt den Kopf. Wohin sie auch blättert: Auch dieser Bär trägt einen dicken Pullover und verkriecht sich in einer Filzfrucht. Der geht doch bei der Hitze in der grünen Stoffschale ein wie eine Priemel im Mixer. "Wer macht denn einen Kalender mitten im Sommer mit lauter schweren Wollsachen?"
"Das ist ein Kalender für Fehlzeiten!" Die kleine weiße Maus hat auf dem Titel die Zahl "2013" entdeckt. "Die dicken Wollpullover sind ja erst für das nächste Jahr" Da ist jemand noch viel ungeduldiger als kleine Bären und der macht schon jetzt viel zu frühe Kalender. "Den braucht doch noch keiner," mault Marie."Das bringt ja alles durcheinander." Denn für sie ist immer noch dieser schwierige Strandkorb-Monat. Und kleine Bärinnen müssen weiter überlegen, was sie denn so Aufregendes erleben können. Aber das ist bei der Hitze eigentlich viel zu anstrengend.
"Komm Raff Raff, wir holen uns endlich Schlabberwassereis!" Marie winkt dem orangeroten Frotteetier. Es ist soo heiß, dass kleine Sommerpetze davon fließen, wenn sie jetzt kein Eis am Stiel bekommen. Und da ist es doch viel besser, dass das Eis fließt und tropft. Statt kleiner Bärenmädchen ... das wird doch auch Anna einsehen. Die klebrigen Pfoten sind dabei ein notwendiges Opfer an den Sommer. Und dann haben sie vielleicht auch endlich eine Idee, worüber sie auf den Strandkorb-Postkarten berichten können.
Nelleke hat schon jetzt einen tollen Einfall: "Wie wäre denn eine Eiszählung?" Sie werden ganz viel gefrorenes Orangenwasser schlickern und dabei die Holzstäbe zählen. "Das ist eine Eis-Statistik," murmelt ein naseweiser Nager. Die Mützenbärin lässt sich davon nicht beirren: Wer die meisten Kleckereis am Stiel verdrücken kann, hat gewonnen. Und dann testen sie, wie klebrig die Pfoten vom Eishalten werden. Vielleicht kann Nelleke dann die weiße Maus mit der Pfote hoch heben, ohne sie dabei festzuhalten. Nur mit Zucker-Klebkraft. Raff Raff ist wahrscheinlich doch zu schwer. Aber das sollten sie ausprobieren. Hoffentlich hat Anna auch genügend Eisvorräte ...
Fotos: W.Hein
Kleine Bärinnen leben im Hier und im Jetzt. Deshalb haben sie auch keinen Sinn dafür, dass der neue Bärenkalender "Teddy & Co 2013" aus dem Kawohl-Verlag gerade frisch erschienen ist und nicht nur dort, sondern auch bei Amazon erhältlich ist. Neben dem Postkartenkalender gibt es auch wieder einen Wandkalender und einen Aufkleberkalender. Und wenn Nelleke meint, dass in dem Kalender schon jetzt der Wurm drin ist, hat sie noch nicht einmal das Bild von der Apfelernte entdeckt.