Mittwoch, 31. Oktober 2012

Die Geister, die niemand rief



Die Spinnenschrecke wuselt eiligen Schritts durch den Garten. Der grüne Mausemann mit der Katzenmaske muss schnell zum Treffpunkt.

Die Nagegeister kommen unter der gebuckelten Blechkatze zusammen, um die Halloween-Nacht gewinnbringend zu nutzen: Die Angsthasen und Panikbären in den umliegenden Häusern verteilen reichlich Süßkram, wenn man nur ein wenig unheimlich tut.

Die kleine weiße Maus hat sich den Sternenumhang umgeworfen und schwingt jetzt den selbstgemachten Zauberstab. Denn sonst würden Katzenmaus, das leuchtende Klappergestell mit Piratentuch oder die Fledermaus wohl kaum auf den naseweisen Nager hören. Dabei kennt sie aus den letzten Jahren die besten Naschvorräte in den Nachbarhäusern. 

Jetzt wird es Zeit für die Schlickersammeltour. Die weiße Magiermaus sammelt die kleinen Erschrecker. Sie müssen noch ein wichtiges Rekwisiit holen, bevor es losgeht. Vorher muss der blitzgescheite Nager den rastlosen Mausegeistern noch erklären, was so ein Rekwisiit überhaupt ist.

Diesmal ist das Rekwisiit eine große rote Einsacktasche. Die muss für die vielen süßen Dinge, die sie sich jetzt überall erschrecken und ergruseln wollen, unbedingt dabei sein. Sie haben schon vorab etwas Wegzehrung für die ersten Etappen hineingestopft.

Außerdem ist die weiße Maus davon überzeugt, dass es viel einfacher sein wird, Süßigkeiten einzusammeln, wenn schon welche in der Tasche sind. Bei einer leeren Tasche könnten die ersten Nachbarn glauben, dass sie keine erfolgreichen Erschrecker seien und sich gruseln nicht lohne. Und dann gäbe es nur Mitleid ... aber keinen leckeren Schlickerkram. 

Die Kleine im Kostüm des abgenagten Hasen beobachtet die wuseligen Tätigkeiten der eifrigen Mäusegeister mit gemischten Gefühlen. Sie wartet noch auf Anna mit der großen Umhängetasche, bevor sie selbst die Nachbarn heimsuchen will.

Die winzige Kürbiskatze sitzt der kleinen Bärin im Nacken. Sie wispert: "Sieh nur die große rote Tasche. Da passen jede Menge Schokoriegel, Karamellbonbons und Marzipanherzen rein. Und es sind so viele hungrige Mäuler zu stopfen. Geistermäuse futtern maßlos, denn sie haben keinen Magen, der sie satt macht." Dazu sollte man wissen, dass die Kürbiskatze auch nur an gruseligen Tagen erscheint und dabei die Geistermäuse überhaupt nicht mag. Vielleicht weil so kleine Katzen nicht gut mausen können. 

Die Motzmiez hat sich mit einem zufriedenen Schnurren längst verflüchtigt, aber jetzt ist die Kleine wirklich beunruhigt. Es gibt Halloween-Nager und sie sind sehr, sehr hungrig. 

Inzwischen wuchten die Nager zu viert an der großen Tasche. Endlich bewegt sich schlurfend und schnarzend die rote Sammelfalle für die süßen Opfergaben. Wenn sie erst einmal in Tritt kommen, wird es für die kleinen spitzen Pelznäschen immer leichter, voran zu kommen. Dennoch schimpft die lila Hexe, dass sie keinen Katzenmaskenträger bräuchten, der den Weg zeigt. Der soll lieber mit am Riemen zerren und zergeln.

Die weiße Maus hat die schnelle Spinnenschrecke geentert und hat sich an die Spitze des Zuges gesetzt. Sie lässt den bunten Achtfüssler aufgeregt hin und her trippeln. Das dauert alles so lange, denn die Mausegeister sind doch zu klein für große Sprünge mit massigen Beuteln. Gibt es eigentlich auch Halloween-Kängeruhs und wie kann man die finden und als Beuteträger ... äh ... Beutehüpfer anwerben? 

Die weiße Spinnenreiterin überlegt, ob sie nicht den grünen Mäuserich vorausschicken soll? Er kann mit seiner Katzenmaske schon mal vorschrecken und sie kommen dann hinterher zum Einsammeln. Oder wenn sie sich aufteilen, können sie an vielen Türen gleichzeitig Furcht verbreiten und Ablass verlangen. Dann könnte sie mit der schnellfüßigen Schrecke die Beute zusammentragen, wenn sie die Tasche mitten auf die Straße stellen. Sie treibt die anderen Mäuse an, damit sie endlich aus dem Garten kommen. Hier gibt es außer gefallenen, wurmstichigen Äpfeln nichts zu holen. 

Eine kleine Bärin bleibt entgeistert zurück. Wo bleibt nur Anna? Sonst bleibt ihre Papptüte heute am Ende noch leer.


Fotos: W.Hein

Die Kleine ist eine Rica-Bärin in einem VanderBear-Kostüm, und die Halloween-Geister wurden immer wieder von Deb Canham entsandt.


Montag, 29. Oktober 2012

Vor dem großen Einsacken



Anna ist vorbereitet. Wenn in den nächsten Tagen zu Halloween wieder das große Einsacken in der Nachbarschaft losgeht, ist sie dabei. In den letzten Jahren hat sie die kleinen Bärenmädchen immer allein losziehen lassen. Und jedes Mal kamen die kleinen Erschreckerinnen ganz matt spät in der Nacht mit großem Bauchweh angeschlichen.

Offensichtlich sind die Schlickervorratsspeicher in der Nachbarschaft immer gut gefüllt und bevor kleine Bärenmonster und niedliche Hexenpetze unangenehm werden wollen, wird reichlich gegeben. Und die kleinen Süßmonster fangen an, auf halben Wege alles zu verschlingen, damit sie nicht so schwer tragen müssen. Deshalb geht sie diesmal mit und packt einen Großteil der Gespensterbeute in die große Umhängetasche.

Und obwohl sie sich bei den unersättlichen Horrorminis im Hintergrund halten wird, hat sie sogar die passende Weste mit einen breitgrinsenden Glitzermonster aus dem Kleiderschrank gefischt. Das wird doch wohl reichen, um für Halloween optimal vorbereitet zu sein.

Ein Minimonster auf der großen Weste ist die perfekte Verkleidung für Halloween? Das sehen die echten Schlickerunholde aber ganz anders. Da muss eine Vollmaske her: Die Kleine kann es gar nicht erwarten, wie sie als Klappergestellhase im Dunkeln leuchten wird. Deshalb tankt sie schon jetzt jeden Tag im Garten Sonne, damit der Anzug nachts länger leuchtet. Aber sie ist dennoch froh, dass Anna mitkommt. Sonst wäre die Hexenpapiertüte am Ende doch noch viel zu mickrig.


Fotos: W.Hein

Anna ist eine Kathleen Wallace-Bärin aus Amerika, die es bis Hannover in die Bärenhöhle geschafft hatte, bevor sie in unserem Haushalt gekommen ist. Seither hat sie immer ein waches Auge auf den Flohzirkus auf flinken Bärentatzen. Die Kleine ist ein Rica-Bärin aus Detmold mit einem Deb Canham Schiebepinguin und einem Skelett-Hasen-Overall von VanderBear.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Gefiederte Drachen



 "Groar!"
"Riuargl-Grumpf."
          "Roooahuuuhuu ..."
(Hier fehlt die Tafel 150)

Denn dann klingt es so: "Oh, Frau Türano de Bärjerack, das ich Sie hier treffe!" Die grüne Reptilin beugt sich weit nach vorn, um noch dichter ans Ohrloch der Freifrau von der Teerkuhle zu kommen. Die blinzelt nur träge unter dem großen Sonnenhut hervor: "Ich führe gerade nur schnell meine neue Tasche aus." "Die ist aber auch zu schön," schmeichelt die devote Reptilin. Frau Türano winkt ab: "Ach, nur was Kleines für die Sonnencreme, das Ermesstuch und ein paar Schmackhappen zwischendurch."

Unterdessen tuschelt die Kroko Schanell mit Fräulein Bajo-o-nix: "Ich lass mir die Krallen passend zur Farbe meiner Tasche machen." Die wird richtig neidisch: "Hach, das wird ja giftig!" "Ich würde ja auch Verlängerungen nehmen, aber wenn die beim Beutereißen dann abbrechen, sieht es immer so ungepflegt aus." 

Rexi steht wieder mal im Mittelpunkt: "Ich habe immer ein Schnuffeltuch dabei." Der Spinotusse klappt der Kiefer runter. Also linst die Rexi unter der Sonnenbrille hervor und erklärt den andächtig lauschenden Damen: "Sie fragen wofür? Na für den Spuckefaden, wenn ich so einen leckeren Sauropodenschnuckel sehe."

Wenn Frau Türano kommt, macht sogar die Rexi Platz. Die große Dame ist eine anerkannte Expertin für Stilfragen, wenn sie verkündet: Sie würde ja nie ein Discotäschchen nehmen. "Die Raptorin hat aber eine," wirft die Spinotusse ein, noch bevor Frau Türano ihre himmelblaue Schrumpftasche am Handgelenk zu genau betrachten kann. Die hochaufgewachsene Hutträgerin macht eine abfällige Armbewegung: "Da passt doch gar nichts rein und Glitzer ist doch nun völlig aus der Mode." "Eine Kulturschande," pflichtet ihr sofort die Rexi bei und auch die Reptilin versucht sich einzuschmeicheln: "Die Raptorin hat doch keine Kultur! Was will sie denn da auch in den Beutel stecken?"

"Also meine Tasche ist von Luiwoitong." Die Prädatorin neigt sich verschwörerisch zu den beiden Nachbarinnen herunter. "Was ist denn das?" will die Terrorpodine wissen, sie kennt nur ihr Apfel-Lacktäschchen. Gern erklärt ihr das modebewusste Beissreptil: "Na, was ganz Feines aus Flugsaurierflügelhaut." "Stellen Sie sich mal vor: Und da hat die Türano immer gesagt," mischt sich die Allo ein, "so was wird sie nie tragen ..." "Das steht auch nicht jedem," schnepft die Prädotorin, bevor sie davon rauscht. "Ihr rotes Lacktäschchen, liebste Terrorpodin, ist übrigens für die Freifrau nur schlimmster Schlampenstil," fügt die Allo hinzu und steht plötzlich allein da.

"Wo ich Ihre Falten um die Augen sehe, meine Gute, ich nehm‘ ja nur Botoks." Die Spinotusse ist um die grüne Reptildame wirklich besorgt. "Das werde ich mir merken, wenn ich in Ihr Alter komme," säuselt da die Raptorin, als die Reptilin noch nach Luft schnappt. "Aber huch, das sind ja noch Jahrzehnte. Sie haben sich ja so gut gehalten."

"Dabei hat sich die neureiche Pute sogar Federn unter die Arme machen lassen," giftet auch die Giganoto aus Südamerika über die Reptilin. "Ich sag' nur: Stummelkrallen, die im Haushalt nichts machen. Aber Hauptsache, sie wedelt bei jedem Schritt mit ihren bunten Staubfängern ..." "Sie sagt, das trägt man zur Zeit in Biarizz," wirft die schicke Veloci ein. "Die will wissen, was man heute trägt? Dabei ist die ja noch nicht mal in der Steinzeit angekommen," widerspricht ihre bissige Freundin. "Übrigens Steinzeit? Habt Ihr diese protzigen Silber-Klunker am Hals gesehen?" Die schlanke Veloci flötet sanft mit einem kecken Augenaufschlag: "Ihr meint das schwere Absperrband für ihre Faltensteilhänge unterm Kinn?"

Die jungen Damen haben noch etwas unter sich zu besprechen: "Wo ich Sie beide hier gerade sehe: Das Raptorenkränzchen mit Fleischpflanzerl, Leberkäsekuchen und Augapfeltorte steht doch? Ich habe schon die Kühltruhe geplündert und frische Bontoburger gebrutzelt." Das geht klar, das Jungvolk wird dann noch etwas vorglühen, bevor es zum Meteoriteneinschlag in die Großraumdisco geht. 

Die Rexi kann es immer noch nicht fassen: Wie sich die grüne Reptilin immer bei Frau Türano einschleimt. Dabei hat die Giganoto wirklich recht: Bunte Federn unter den Spüddelarmen sind doch nur geschmacklose Staubwedel für Emporkömmlinge.

Vielleicht ist es auch besser, dass die gefiederte Reptilin im Moment nicht hören kann, wie es hinter ihrem Rücken brodelt: "So einen Staubwedel trägt die grüne Raffke doch auch auf dem Kopf." Die Spinotusse nickt: "Ja, ja wer‘s nötig hat ..." " Psst, sie kommt!" Rexi winkt ab: "Keine Angst, die hechelt gerade dem roten Frotteebraten hinterher."

"Wenn man von ihr spricht ... da ist ja auch die Alloschnepfe. Die hat sich vielleicht aufgefiedert," ätzt die vorlaute Raptorenbrut über Kroko Schanell. Die ärgert sich maßlos, wie das vorlaute Jungvolk mal wieder die große Klappe aufreißt. 'Benimm' ist offensichtlich ein Fremdwort in der heutigen Jugend: "Äh... wie die Zeit vergeht. Ich muss dann mal wieder weiter."

 Das ist wieder ein gelungener Nachmittag für ein paar gute Sauriergespräche. Es fehlt nur an einer Sitzlandschaft. "Wir sollten ein Sofa haben," stellt Marie fest: "Im Sitzen kann man viel besser ratschen."

Die kleine Bärin spielt mit Nelleke und Larissa 'Sooop-Opa'! "Waass?" hat zuerst die helle Fusselbärin gefragt. "Na, das tägliche Seifensingspiel wie in der Glotze," hat ihr Nelleke erklärt: "Mit einem Tyrannosaurus im Tütü." Und dann haben sie erst einmal die Dinos aufgerüscht, bevor sie in den Garten gezogen sind.

 Gerade sind sie in der Folge 571: 'Spaziergang im Jurassic-Park' und gerade trifft die Prädatorin auf die Spinotusse. Die hat ihr immer noch nicht verziehen, wie sie ihr beim letzten Schlussverkauf einen fliederfarbenen Schopper am Wühltisch weggeschnappt hat.

 Weiter kommen die beiden Streithühner nicht, denn Linus sucht seine Raubsaurier. Im Haus sind alle verschwunden. Kein Wunder, wenn sie im Garten Klatsch, Tratsch und die großen Modefragen klären können.

"Menno, diese Saurierexperten sind richtige Müffelmopse," mault Nelleke. "Du meinst Muffelköppe!" murmelt Marie. Ist doch egal, denn kaum ist Linus angekommen, ist er nur am Schimpfen. Was die Bärenmädels mit seinen Fressmaschinen gemacht hätten. Dabei sehen die Dinos mit Kopfputz viel schicker aus. "Außerdem haben die großen Bären gesagt, die Urzeitechsen haben früher auch schon Federn gehabt," haut die kleine Mützenbärin trotzig raus.

 "Aber doch nicht solche!" Der Saurierexperte ist entgeistert: " Meine Raubsaurier sind doch keine Flauschfresser mit Federn."

Linus klemmt sich die ersten gefiederten Zickenreptile unter den Arm. Er hat noch viel Arbeit vor sich: "Ich muss Saurier rupfen!"


Fotos: W. Hein

Lisa, Larissa und Marie sind Rica-Bären aus Detmold. Der große Saurierexperte Linus auch. Die kleine weiße Maus kennt Deb Canham persönlich ... oder vielleicht doch eher umgekehrt. Die Saurier aus dem führenden Internethandel tragen buntgemachte Hutfedern von echten Fasanen.

Übrigens die 'Tafel 150' - für alle die nicht mehr öffentlichrechtlich gucken - sind im Videotext die Untertitel für Hörgeschädigte. Manchmal auch hilfreich bei 'extrem-mundarting'.

Auf der Pirsch



An diesen Tagen fliegen die Pteranodone wieder besonders tief über die grüne Hölle.

Die Diplodocusherde zieht über die weiten Steinebenen. Die schlanken Hälse schwingen sanft im Takt der schweren Tritte. Einige Saurier schnalzen immer wieder mit ihren langen Peitschenschwänze in der Luft. Das hält die Tiere auf den langen Wanderungen zusammen und erschwert den Raubsauriern einen Überfall aus dem Hinterhalt.

Der weltbeste Dinoexperte wird das noch genau untersuchen. Und schleicht sich unter der Tarnung einer coolen Saurierriesenjacke an die Herde heran. So kommt er unerkannt ganz dicht zu den Bollerechsen, denn bei den Pinguinen hat das mit einem Vogelanzug auch so geklappt. Da war er natürlich der allergrößte Vogelforscher und großartigste Gartenexpeditionsmacher überhaupt.

Wenn er sich so ranpirscht, werden die dicken Herdenreptilien nur blinzeln und auf der Jacke die anderen Dinos sehen. Dann denken sie ganz langsam: Da sind ... noch ... mehr von uns. Und den unsichtbarsten Saurierkundler, der darunter hockt, sehen sie nicht. Da ist es sogar gut, dass die Jacke eigentlich viel zu groß für kleine Bären ist. So guckt keine pelzige Pfote und der Saum schlufft blickdicht über den Beton.

Erst wollte er wieder ein Papierkostüm bauen lassen, aber dann konnte er sich beim Urzeit-Look nicht entscheiden. Als Pappraubsaurier hätte er die Pflanzenfresser erschreckt und als dicker Pummelsauropode hätten die Fleischfresser sicher einen dicken Happen in ihm gesehen. Und so ist er doch unerkannt schon fast mitten in der Herde ...

Autsch und Doppelmist! Kurz vorm Ziel platscht der weltbeste Dinoexperte nun mitten auf den Beton. Er ist auf den blöden Schlabbersaum getreten und konnte mit den pfotenlosen schlaffen Monsterärmeln da nur noch hilflos rudern.

So wird das heute nichts mit der Tarnung!


Fotos: W.Hein

Linus, der weltbeste Eigentlich-Alles und deshalb wohl auch hochberühmte Auf-die-eigene-Klappe-Leger ist ein Rica-Bär mit besonders großen Flausen im kleinen Dickkopf. Aber da heute der Dino-Experte andere Sorgen hat, wird er auch kaum bemerken, dass sich unter die Diplodocusherde ein Cetiosaurier und ein Mamenchi-Langhals gemogelt haben.