Sonntag, 29. April 2012

Sommertagstraum



Mit stolz geschwellter Brust rollt der kleine Pinguin durch den Garten. Er hat keine Angst, denn er hat ja eine starke Stütze im Rücken, die ihm Halt gibt, wenn er über die Fugen rattert.

Die kleine weiße Bärin hat sowieso keine Angst, denn wer sollte sich schon mit einem furchterregenden Hasen-Gerippe anlegen, das sogar Knochen in den Ohren hat?

Doch ist so ein Klappergestell-Kostüm für den Sommer doch etwas unpraktisch. Die pralle Sommersonne frisst sich in den schwarzen Stoff und drinnen brutzelt bald die Kleine im eigenen Fell.

Schon bald fühlt sich die Bärin ganz matt, der Schweiß beginnt in den Augen zu brennen und am Liebsten würde sie sich einen kurzen Moment in den Schatten setzen. Sie fährt sich über die Knopfaugen und blinzelt heftig, weil sie ihren Guckis nicht mehr traut.  

Da tanzen plötzlich bunte Gestalten über den heißen Beton. Noch kleinere grüne Mäuse mit Katzenköpfen und grinsende Gerippe-Nager hüpfen in der Sonne, und im Rücken läuft eine gruselige Fusselspinne, die fast schon wieder verschwunden ist, als die Bärin sich entsetzt wieder über die Augen fährt.

Auch auf der anderen Seite geht es gruselig zu. "Du musst versteh'n, aus Eins mach' Zehn, die Zwei lass gehn, ..." Drei spitzhütige Hexen singen fröhlich das Hexeneinmaleins. "... die Drei mach' gleich, so bist du reich, verlier' die Vier, ..." Was soll das bloß alles bedeuten?

Gibt es Geister in der hellen Mittagssonne? Es scheinen ja immer mehr zu werden. "... aus Fünf und Sechs, so sagt die Hex' mach' Sieben und Acht, so ist's vollbracht ..." singen ungerührt die kleinen Hexen.

Aufgeregt blickt sich das Klappergestell umher. Was ist vollbracht? Und ist das überhaupt was Gutes? Da sind diese Mäusegeister. Die Kleine sieht nur, dass da wirklich eine Spinnen-Schrecke mit buntberingten Beinen hinter ihrem Rücken läuft. "... und Neun ist Eins und Zehn ist keins ..."

Und damit ist der ganze Spuk genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen ist. Das kleine Gerippe blickt jetzt hellwach in die Runde. Doch da sind keine Hexen, keine grünen Mäuse, keine Fusselspinne ...

War es nun ein Traum? Oder gibt es diese Gruselmäuse wirklich? Muss sie jetzt bis zu den Gespensterstunden im Herbst warten? Weil dann endlich die Wahrheit ans funzelige Wind-Licht kommt?

Bis dahin sollte sie das Klappergestell-Kostüm vielleicht selber in den Schrank hängen. Denn für die Sommerzeit ist es auf jeden Fall viel zu heiß.


Fotos: W.Hein

Die Kleine ist eine forsche Rica-Bärin, die immer einen Schiebepinguin von Deb Canham bei der Stange hält. Heute trägt sie wieder einen Halloween-Anzug aus der Muffy-Kollektion, da sie die einzige ist, die sich in den Knochenanzug zwängen kann. Obwohl, die Pfoten mussten dafür aufgetrennt werden, denn sie hat die langen Arme der klassischen Bären. Und die ganzen wilden Mäuse von Deb Canham hätten eigentlich auch bis Halloween warten sollen, sind aber genauso ungeduldig wie kleine Bärinnen.


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