Montag, 30. April 2012

Knautschnase


Erhaben schaut der Gartenkönig vom hohen Petz. Von hier hat er einen guten Blick über die hohen Blütenwiesen und dichten Schonungen von Waldmeister.

Schon einige Zeit sitzt Luis auf dem großen Räderbären, der stocksteif auf der Betonfläche steht. Ein perfekter Platz um zu warten, denn der kleine König ist auf der Jagd.

Doch plötzlich steht da wieder eine flinker Hosenbär und ruft: "Na du alter Zackenträger, was hockst du auf so einem trägen Mottenfänger?"

"Mottenfänger?" Der himmelblaue Elefant ist entrüstet: "Das ist Knautschnase und ein sehr erfahrener Räderbär." Doch der Gartenkönig ist heute milde gestimmt.

"Wenn Du willst, kannst Du auch mal aufsteigen und auf dem Räderpetz durch den Garten reiten. Knautschnase saust wie ein Kugelblitz ... da muss man sich gut festhalten." Der Elefant deutet auf den Kopf: "Leider hat er keine Halteohren, du krallst dich am Besten fest ins Fell." Und wenn das jetzt kein Beweis ist für die ungeheure Bärenbeschleunigung, die auf den mutigen Reiter wartet: "Deshalb hat er überall auch schon kahle Stellen."

"Eigentlich habe ich ja keine Zeit für das Bärenreiten." Lars hält versonnen seine Zwille ins Licht. "Ich muss noch ein paar Zapfen verschießen. Und das ist gar nicht mehr so einfach. Die meisten liegen schon in den Rabatten."

"Aber du hockst ja lieber auf so'nen ollen Kullerkloß." Der Bär kreist um das rüstige Reittier für Rüsselträger. Luis widerspricht heftig: "Der ist so schnell, der hat ja noch nicht einmal Ohren, weil das so noch viel windschnittiger ist."

"Aber das Rolltier hat auch keinen Motor." Lars zeigt auf die leere Zugöse: "Nicht mal ein Zugseil für einen Fremdbeweger." Der Junge schüttelt den Kopf: "Der Bär schnippelt doch keinen Wind ... der rostet im Stand."

"Du kannst da ja gern drauf sitzen bleiben, aber ich hab noch was zu tun." Lars zeigt auf die Zwille, winkt hastig zum Abschied und verschwindet geschwind danach im Garten.

Das Jagdglück hat den Gartenkönig verlassen. Luis seufzt schwer als er allein auf Knautschnase zurückbleibt.

Dabei war der Plan doch so gut. Er sitzt auf dem tollsten Räderbären, den man sich als kleiner Elefant nur vorstellen kann. Und diesen Logenplatz würde er sogar tauschen. Wenn er dafür nur ...

Weiter kommt der blaue Ränkeschmied nicht. Lauter Jubel stört das dumpfe Brüten über verpasste Gelegenheiten. Der kleine Hosenbär hat wieder einen Tannenzapfen gefunden. Nachschub für die edle Blumenschießkunst, die Lars immer wieder übt. Er zielt auf die hohen Blütenrispen der Akeleien, die sich hoch über den dichten Grünteppich erheben. Aber bis jetzt verzieht der selbsternannte Meisterschütze immer noch im entscheidenden Moment.

Luis hört das Freudengeheul, als der Zapfen ins Grün schlägt, die Akelei endlich wackelt und dabei eine honigselige Hummel abschüttelt, die wütend davon brummt. Das ist so gemein. Der Elefant lässt sich in das struppige Fell fallen. Das wäre seine Hummel gewesen, wenn der Lars ihm endlich mal die Zwille überlassen würde.

Es muss noch einen besseren Plan geben, um an diese verdammte Schleuder zu kommen. Da kann er Knautschnase auch wieder ins Haus rollen. Wenn der Lars bloß nicht recht gehabt hätte, so sehr ächzt der kleine Elefant, als er sich gegen das träge Hinterteil stemmt: Dieser Räderbär könnte einen Motor brauchen. Und ganz viel Schmieröl auf den rostigen Rädern.


Fotos: W.Hein

König Luis ist ein Stepi-Bär, obwohl eigentlich doch ein Elefant ist.
Lars mit der Zwille ist als Bellabim Bär natürlich auch ein Bär.
Knautschnase, der abgeliebte Räderbär war mal ein Ebayangebot
 und hat offensichtlich schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich.


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