Samstag, 17. Oktober 2009

Hausmusik



"squiieeeerk" - Pause - "ssssquiiiiierk - krak"
Mit klagend lang-gezogenem Stöhnen schiebt sich das
schwarze Flügelbein über das Parkett. Und nach einer
kurzen Pause geht es weiter. "sssquiieerrchhh"

Am Ende des schweren Tasteninstruments drückt, presst und
ächzt eine kleine weiße Maus. Sie hat sich ganz fest vorgenommen,
eine 'Meisterklimperin am Flügelkasten' zu werden. Deshalb muss
der kleine Nager auch immer wieder eifrig üben. Das Klimpern am
Klavier selbst, das Ruckeln auf der Klavierbank, das Verbeugen vor
den begeisterten Klavierfreunden. Diese Schöngeister denkt sich die
Maus im Moment zwar noch aus, aber schon bald werden sicher
die echten Fans Schlange stehen. Komisch, überlegt eine kleine
Maus, dass Schlangen stehen, wo sie noch nicht einmal Beine haben.
Aber eigentlich denkt sie über diese Schlängeldinger nicht gern
nach. Denn die gefrässigen Ringelräuber sollen besonders gern
niedliche Nager verspeisen. Igitt! Und noch mal Igitt!

Für Freiluftkonzerte ist es inzwischen auf jeden Fall im Garten
viel zu kalt und unbeständig geworden. Zwar kann die kleine
Klimpermaus bei einem Platzregen sich schnell unter dem Flügel
unterstellen. Aber dem Holzkasten tut die Nässe sicher nicht gut.

Nach der schweren Klavierverschiebung kommt das
leichte Teil. Mit leisen schnellen Pfoten trippelt
die weiße Maus zurück und holt den Klavierhocker.
Den braucht jede Klavierspielerin, um beim Spielen
mit den Füßen an das Pedal 'extra-laut' zu kommen.

Der Klang fliegt natürlich viel besser durch den Raum,
wenn maus ein Konzert von der Anhöhe aus gibt.
Deswegen hat sie sich einen Klavierhügel gesucht,
von dem die Töne nur so runterperlen können. Sie hat
den Flügel bis an die Kante geschoben. Und wenn sie
auf ihr Instrument steigt, ist es auch ganz einfach,
den Mausehocker auf die Kissenkuppe zu wuchten.

Dann trägt sie den Klaviersitz in ihre Villa Hügel. Einen besseren
Platz für Hausmusik kann es doch nicht geben. Irgendsoein 'Elfinchen'
hat sie dafür schnell vor die Tür gesetzt und wenig später ist diese
Flügelschnepfe mit den anderen Puppen in den Osten abgereist.
Raff-Raff, Maries Langhals-Frottee-Tier, hat daraufhin eine leere
bunte Bärenhöhle entdeckt und kriegt seitdem den Po nicht
mehr raus. Mehr passt ja auch nicht rein. Die kleine Maus hat aber
sofort krakelt: "Die grüne Villa nehme ich!" Die Bären haben sich
zwar gewundert, aber hatten auch nichts dagegen. Was kann die
Maus in so einem kleinen Haus schon Großes anstellen?

Nun, Großes anstellen? Vielleicht. Großes einstellen? Auf jeden Fall!
Die kleine Klavierkünstlerin hat jetzt den kleinsten Konzertsaal der
Welt. Der Hocker steht schon. Sie muss jetzt nur noch den schwarzen
Flügel reinwuchten. Leider wartet der noch tief unten im Parkett-Tal ...

Da hat die weiße Maus aber Schwein oder besser Ferkel.
Denn der Nachbarjunge kommt gerade vorbei, als der kleine Nager
schon verzweifeln will. So ein Mauseklavier ist schon sauschwer.

"Vielen Dank, den Rest schaffe ich dann schon."
Die Kleine ist überglücklich, wie schnell so ein
starkes Schwein ihren Flügel auf das Kissen hebt.

Das Schieben über den Holzboden war für eifrige Nager
viel einfacher. Irgendjemand hat auch noch fiese grüne
Schnüre quer über den Weg gespannt. Hier verheddern
sich die Klavierbeine immer wieder. Zum Glück hat so ein
Musikkasten nur drei davon.

Aber eine kleine Maus gibt nicht auf und zerrt den Flügel
über das Hindernis. Auf diesem weichen Boden ist Rumrollen
die beste Art und Weise für einen guten Klaviertransport.

Der Nachbarsjunge schaut nur noch, ob es die
kleine Maus auch wirklich allein schafft, das
sperrige Tasteninstrument ins Haus zu kullern.
Denn eigentlich muss er weg, bevor das Konzert
beginnt. Er hört eben lieber schweren erdigen
Schweinerock mit saugeilen elektrischen Gitarren
als solche piepsige Klimperklassik.

Gleich ist es geschafft. Noch einmal muss der musikvernarrte
Nager das Klavier hochkant kippen - dann ist es endlich bei
der Stoffvilla angekommen. Noch ein Schubs ... blöd ist nur,
dass bei jedem Mal der Deckel aufspringt und drinnen diese
Drahtdinger entsetzt scheppern und erschreckt aufjammern,
wenn der Flügel wieder abrollt und hilflos wie ein Käfer mit
den Beinen nach oben liegen bleibt.

Als sie ihr Musikhaus für Hausmusik entdeckt hat, erschien
der kleinen Maus die Tür noch riesig. Jetzt passt das schwarze
Musikmonstrum kaum rein. Dazu kommt noch diese nervige
Schwelle, über die sie alles heben muss. Es ist eben ein
beschwerlicher Weg zur Kunst.

Die letzte Ecke muss auch ins Haus. Das ist jetzt
schon ganz schön voll. Aber so kurz vor dem Ziel
wird eine echte Klavinistin - oder wie das heißt -
doch nicht aufgeben.

Das kleine Nagetier presst sich mit Mühe auf den Hocker.
Vielleicht ist der kleinste Konzertsaal der Welt doch etwas
zu klein für eine große Künstlerin mit einem noch größeren
Klavier. Doch für weitere Hausplanungen ist jetzt keine Zeit.
Schließlich muss eine Maus spielen, um eine überall gefeierte
Großmeisterin des Tastendrückens zu werden. Bis jetzt hat
sie immer den Flohwalzer vorgeführt. Als Anna ihr irgendwelche
Fingerübungen von schon toten Kompostisten zeigen wollte, hat
die Mausespielerin nur naseweis angemerkt: "Etühden ermüden!"
Sie will gleich etwas Größeres spielen. Eine Elefantenpolka oder
eine Nilpferdsumpfonie. Und wenn sie die erfinden muss! Damit
es gleich gewaltig wird, versucht sie, so viele Tasten wie es nur
geht auf einmal zu drücken. Den Fuß hat sie natürlich auf dem
'extra-laut'-Pedal. Und wer sie bisher Piepsmaus genannt hat, hat
noch nicht ihre Stimme gehört, die durchdringend schrill fast
eine Melodie trifft.

"Das ist ja schrecklich! Schrecklich laut und schrecklich schief!"
Die kleine Bärin hält sich die Ohren zu. Nelleke hat ja gar nicht
geahnt, was sie angerichtet hat, als sie vor ein paar Wochen ihrer
kleinen Mausefreundin einen Klavierhocker geschenkt hat.

So lange die Maus im Garten geübt hat, konnte eine kleine Bärin
sie noch besser überhören. Da hat der Wind auch die Wirkung
des 'extra-laut'-Pedals weggeweht. Der ständige Flohwalzer war
schon etwas anstrengend, aber jetzt hat ihre kleine Freundin
wohl wilde Hottentottenmusik entdeckt.

"Tür zu!" ruft Nelleke und knallt sicherheitshalber die Tür
gleich selbst zu. Sonst macht es am Ende keiner und der
Mauselärm würde ungedämmt weiter die Kissenanhöhe
runterperlen.

Zufrieden reibt sch die kleine Bärin die Pfoten, als sie
davon stapft. So hört sich das Ganze schon viel besser an.
Weil man viel weniger hört.

Eine kleine Maus kompostiert noch eifrig an der Nilpferdsumphonie.
Wenn sie die Unterarme nimmt, kann sie noch viel mehr Tasten auf
einmal drücken. Schade, dass so ein Klavier keine Pauken hat. Aber
die haben im Musikhaus auch keinen Platz. Es gibt für einen großen
Klang ja so viel zu bedenken. Wie klingt denn so ein Platschen,
wenn die Nilpferde im Fluss umherspringen und dann mit voller
Wucht aufs Wasser klatschen. Padumm! Padusch! ist da doch viel
zu zart. Sie braucht auch noch viele furiose Schlussakkorde, wenn
die wilde Elefantenherde ans Wasserloch stürmt. Wenn sie dazu
singt, ist das sicher schon keine Sumpfonie mehr sondern gleich
eine ganze Oper. Es gibt auf jeden Fall noch so viel zu bedenken,
dass die große Klangerfinderin und Musikzauberin noch nicht
einmal gemerkt hat, dass sie inzwischen hinter verschlossener Tür
den großen Flusspferd-Aufstand probt.

Wenig später schwingt die Tür wieder auf. Eine Meisterklimperin
schaut fassungslos heraus. Woher sollen denn all die begeisterten
Klavierbewunderer kommen, wenn sie im Verborgenen ihre
neue Dickhäuter-Oper spielt. "So hört mich doch keiner!"


Fotos: W.Hein


Freitag, 16. Oktober 2009

Nicht so berühmt wie Pu ...


... aber auch Hundertdrei will hoch hinaus:

Ach, hätte er für seinen Ballonflug besser nicht
die Straßenbahnkarte für die Rückfahrt eingespart!
Erst jetzt ist der leichte Ballonfahrer wieder zu
Hause angekommen. Ganz stolz zeigt ihm seine
Freundin, die Rollente, nun die Geschichte in der
'Teddybär und seine Freunde'.

Foto: S.Schneider

"Teddybär und seine Freunde" - diese spezielle Zeitschrift für Bärenfreunde,
gibt es meist im Fachhandel - wie in der
Bärenhöhle in Hannover. Hier
wird demnächst noch eine Fotostory mit unseren Helden veröffentlicht.
Es beginnt mit "Hoch hinaus" im aktuellen Heft 3/09.


Sonntag, 4. Oktober 2009

Neues von Ebay



"Kaninchen, pass auf, dass Du nicht reinfällst!"
Lisa blickt das kleine Schlappohr scharf an.
"Oder bist etwa Du schuld?"

Ein neues Paket von Ebay hat die Post gebracht und es
war schon wieder voller bunter Klamotten. Lisa hat sich
ein rotes Kleid rausgezogen und will es gleich auf dem
Laufsteg ausführen. Doch inzwischen hat jemand ein großes
Loch mitten reingehauen. Und wenn es nicht ihr Kuscheltier
mit ganz schweren Tritten gewesen ist, dann ist das ganz
schön unheimlich . . .

Die kleine Bärin ist viel zu beschäftigt über große Lochmacher
nachzudenken. So bemerkt sie nicht, dass sich ein aufgeregter
Schafshund erst in die Büsche und dann in die Wiese geschlagen
hat. Inzwischen schnüffelt Speick unter dem Holzsteg herum.
Da entdeckt er einen hellen Lichtklecks mitten im Schatten.
Wuff, das kommt doch von oben!

Die kleine Bärin muss Kaninchen gut festhalten,
als sie zwei Schritte nach hinten taumelt. Sonst würde

es vor Schreck doch noch ins Loch purzeln. Sie hat sich
jedenfalls richtig verjagt. Plötzlich taucht vor ihr etwas
Schwarzes auf, das dabei auch noch ganz doll schnauft.

"Wuff! Ich habe ein Himmelsdurchgucker gefunden."

"Annaaaa! Aaannnnaaaaaa! Eine pechdunkle Töhle
kommt aus dem Laufdings" Jetzt ist aber mehr ein
Rennsteg, so schnell ist Lisa weg.

Am Ende des Holzstegs wartet zum Glück eine große Bärin.
Lisa fällt ihr erleichtert in die Arme. Erst macht jemand riesige
Karnickelfallgruben in ihren Weg. Dann kommen aus dem Nichts
Kläfferentdecker daraus hervor. Oder können Hunde Löcher
in Holz graben? Das nächste Paketkleid wird auf jeden Fall im
Haus vorgeführt.


Fotos: W.Hein



Lisa kommt direkt aus Detmold aus dem Elternhaus aller Rica-Bären.
Anna ist als Kathleen Wallace-Bärin über den großen Teich gekommen.
Sie hat vorher aber Zwischenstation in Bärenhöhle Hannover gemacht.
Speick als Steiner-Hund ist dort Jahre später angekommen. Und als
Kanninchen in einem Kaufhaus saß, waren seine Frottee-Ohren schon
genauso lang wie heute. Sagt jedenfalls eine kleine Bärin, die immer
daran zieht. Damit das Schlappohr besser aufpasst.

Die schweren Tritte hatte natürlich jemand anders, der schlaftrunken
mitten in
der Nacht graue Katzen nach Hause eskortieren musste und
dabei
den morschen Balken erwischte.

Das neue Paket von Ebay, aus dem sich Lisa das Next Strickleid und
die M&Co Kurzjacke rausgezogen hat, kommt aus
diesem Baby-Shop.
Und Anna hat in dem Karton sogleich das weinrote Monsoon Cordkleid
für sich entdeckt.