Dienstag, 20. Mai 2008

Wilder Hasenritt




Der kleine Muck hat etwas neues Altes im Haus entdeckt.
Ein wurmstichiger Holzhase auf roten Rädern steht schon ein
paar Tage einsam in der Ecke. Einsam, damit die Holzwürmer
nicht doch noch auf die Idee kommen, sich Frischholz in den
Möbeln
zu suchen. Aber so, wie der Hase mit seinen
Nagelkopfaugen
guckt, hat er sicher nur auf den kleinen
Bären gewartet.

Auch wenn der Holzmümmler schon einige Jahre auf
dem gespannten Buckel hat, war er immer schon ein
rasanter Renner. Der Hosenbär ist begeistert von
der tollen Linienführung und dem schnittigen Profil.

Der kleine Petz hat den Räderrammler zur großen Betonfläche
im Garten getragen und ist immer noch ganz aufgeregt
von seinem Hausfund. Er greift das Zugband und plötzlich
hat der Bär eine Idee.

Es wäre doch noch viel großartiger, wenn er auf
dem Hasen reiten würde. Wenn das Rädertier dann
pfeilschnell über die Betonpiste schießt. Er könnte
sich an den hölzernen Löffeln festhalten. Ein mutiger
Jungbär und ein rasender Räderrammler wären eins
im beißenden Fahrtwind.

Ein kleiner Bär reitet auf einem Hasen im Garten und
hat ein großes Problem. Wenn er auf dem Holztier sitzt,
kann er es nicht ziehen. Und dann steht der schnittige
Renner nur auf der Stelle. Wenn er aber versucht hin
und her zu ruckeln, dann wackelt es nur. Dem Hasen fehlt
der richtige Antrieb
.

Der kleine Muck schaut angestrengt zurück zu Haus, ob von
da nicht Hilfe kommt. „Das ist aber ein schicker Holzrenner“
Überrascht dreht sich der Bär wieder nach vorn und plötzlich
steht da ein richtiges Langohr im Matrosenanzug.

Hasenmaus braucht unbedingt eine Pause vom Wasser und
den anstrengenden Vorbereitungen für die Seebärenprüfung.
Er ist durch den Garten gewandert und auf dem Rückweg
zum Teich hat er mitten auf der Steinfläche einen einsamen
Hosenpetz auf einem langen Rädertier gesehen.
Natürlich hat er sofort den kleinen Muck wiedererkannt,
der den Hasen zu Ostern erst die Ohren vermessen hat und
ihnen dann beim Verstecken der Eier geholfen hat.

Stolz führt der kleine Bär sein Reittier vor. Er hat offensichtlich
einen Kenner vor sich. Denn wer sollte einen Hasen besser beurteilen
können als ein anderes Langohr. Der kleine Matrose beugt sich
zurück, um die lang gestreckte Rückenlinie zu bewundern. Und
wie tief geduckt und gleichzeitig gespannt der Holzhase auf seinen
Rädern hockt. Das ist wirklich ein ganz schneller Rennlöffler aus
Großvaters Tagen. Und trotz der paar Holzwurmlöcher scheint er
noch immer die Kilometer fressen zu wollen.

Da entdeckt der junge Hase die ‚Hoppel-o-matic’.
Der alte Rammlerrenner saust nicht einfach tiefer
gelegt über die Piste. Wenn die Räder sich drehen,
hebt und senkt sich der ganze Hasenkörper im Takt
der Geschwindigkeit
.

„Hier! Jetzt ist die Hasenpfote oben.“ Hasenmaus zeigt
dem kleinen Bären die geschwindigkeitsabhängige Hoppelhilfe.
Der kleine Muck ist begeistert, dass sein Reittier schon über so
fortschrittliche Technik verfügt. Auf dem Weg in den Garten
hatte er noch gedacht, dass die Wackelbewegungen doch schon
ein Zeichen von Altersschwäche wären.

„Das war sicher mal ein ‚Zugfix Hurtig’-Band im vorigen
Jahrhundert“ Der kleine Muck
hält dem Hasenjungen das
grob geschlungene Hanfseil hin. „Einen eigenen Motor hat
der Hasenopa trotz aller modernen Extras noch nicht.
Kannst du uns beide ziehen?“

Natürlich kann der blaue Löffelträger das. Schließlich
hat der kleine Bär ihm auch beim Ohrenvergleich geholfen.
Und wer, wenn nicht ein echtes Langohr, kann einen
Holzhasen richtig bewegen? Schnell sprintet der flinke
Hosenpetz zum Hasen und schwingt sich auf den Rücken.

Hasenmaus hebt die Pfote. Er hat das Zugband straff
gespannt und wartet auf den Start. Der Bär ruckelt
sich noch mal auf dem gewölbten Hasenrücken zurecht.
Er greift nach dem Halteohr und dann ist auch er bereit.

Das kleine Langohr am Seil sprintet los. Und das
antike Renntier setzt sich knarrend in Bewegung.
Vielleicht hätten sie die Radlager noch mal
abschmieren sollen. Aber dafür hat der kleine Muck
jetzt keine Zeit. Er muss sich gut festhalten, weil
der Holzhoppler auf and ab schwingt, während
er Fahrt aufnimmt.

Das wird ja ein richtiges Hasenrodeo, so sehr bockt
das alte Holztier. Schnell verliert ein Bär den sicheren
Halt am Langohr und schon die nächste Hoppelattacke
hebelt jeden Versuch aus, die brenzlige Situation wieder
in den Griff zu kriegen. Der kleine Muck kann sich gerade
noch über eine weitere Anhebung des Hinterteils retten.

Als es mit dem Stummelschwanz wieder abwärts geht,
gibt es überhaupt kein Halten mehr und der Bär rutscht
vom quietschenden Hoppelhasen. Sein blauer Hasenmotor
stoppt sofort, aber es ist zu spät. Der stolze Reiter
liegt im Dreck.

„Noch mal!“ Schnell springt der kleine Muck
wieder auf sein Räderreittier. „Ich bin nur überrascht
worden vom Rumgeho
pse,“ erklärt der Fallbär schnell.
„Aber jetzt weiß ich über den alten Holzbock Bescheid!“

Hasenmaus zieht wieder an. Der gedrehte Hanffaden
spannt sich und der Rennrammler setzt plötzlich zum
kleinen Sprung an. Der kleine Hosenbär muss beherzt
zufassen und gleichzeitig mit dem freien Arm heftig
in der Luft rudern, um nicht gleich wieder nicht
ganz freiwillig abzusteigen.

Als der Hasenjunge am Zugband das Tempo anzieht,
hüpft der kleine Muck heftig auf und ab im schnellen
Takt der Bocksprünge. Auf diesem glatten Hasenrücken
kann sich ein Bär nur schwer festhalten.

Der alte Hase hat ihn schon wieder abgeworfen.
So eine ‚Hoppel-o-matic’ ist doch ein richtiges
Teufelswerk.

Der kleine Muck hat genug: Hoppelige Hasensprünge
sind nichts für kleine Bären! Wahrscheinlich ist das
Rädertier sogar hier in den Garten abgeschoben worden.
Jemand hatte es satt, seine Nase beim Hasenritt immer in
den Dreck zu stecken und hat den alten Räderrammler
einfach verhökert. Genau!

Aber Fachhasen kennen sich doch aus. Der kleine Matrose
behauptet, so ein Hüpfer ist eben nur ein Zugding. Und
er nimmt wieder die Ziehschnur, um den nächsten Lauf
zu beginnen.

Und ein kleiner Bär schaut zu, wie der Hase hüpft
und springt. Und er kann sich ein Grinsen nicht
verkneifen, so steckt das freudige Hoppeln an.

Die beiden lassen den Räderhüpfer noch lange über
die Betonfläche tanzen. Immer wieder ändern sie
die Richtung und der Leichtmatrose muss, so schnell
er kann, Land gewinnen. Am Ende hört sogar das
Quietschen und Knarzen der Räder auf.

Doch wenig später werden alle ruhiger. Denn wenn
einem Hasenmotor langsam die Puste ausgeht, hoppelt
auch das Rädertier nur noch gemächlich hintendrein.

„Siehst du, dein alter Hase ist doch kein Restholz,
das hierher entsorgt wurde.“ Hasenmaus zeigt auf
das Rädertier. „Er ist zwar nur schwer zu bändigen
und unmöglich zu reiten. Aber ein schneller,
schicker Renner ist immer noch. Wenn er den
richtigen Antrieb hat...“

Fotos: W.Hein

Hasenmaus hat ja eigentlich keine Zeit, da er
auf dem SchneiderHein Blog endlich Seebär
werden will. Er kommt ursprünglich aus den
Niederlanden von
Bell Bear Designs.

Der kleine Muck ist ein Fohmann Bär von der
Teddybär Total in Münster. Er war damals
"der letzte große“ Bär von Anja Fohmann.
Denn offensichtlich lassen sich Minibären leichter
zu Ausstellungen mitnehmen.

Der Hase ist tatsächlich ein Scheunenfund,
der über
Ebay in unser Haus kam. Aber eben
nur fast, da er wegen seiner Wurmlöcher
vor der Tür bleiben muss.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine herrliche Samstagmorgen - Frühstückslektüre, die wir da gerade entdeckt haben! Wir fanden`s ziemlich lustig :-))))) Und am lustigsten die "Hoppel-o-Matic". Diese Wortkreation muß man sich merken!
Fröhliches Weiterrennen wünschen die Kuschelbären mit Mini, Ebba, Klein-Ida und der Karo-Ente

HaBseligkeiten hat gesagt…

"Hoppel-o-matic" hat mein kleiner Smart auch!! Gut dass ich mich da anschnallen kann :)
Danke für die schöne Geschichte und liebe Grüße an alle "Felle" und den "Spannbuckel",
Heidi

Unscha(r)f hat gesagt…

Tolle Geschichten, super nette Fotos. Da steckt viel Liebe in dem Post´s. Haben den Bären durch Schmusibu entdeckt. Wir sind alle sehr begeistert.
Liebe Grüße aus Wien

Anonym hat gesagt…

...durch zufall bin ich auf diese seite gestoßen und bin ganz begeistert, wieviele abenteuer so ein bär und ein hase draußen zusammen erleben können.

da hat mein bär ein zuhause gefunden, wie man es sich nicht besser wünschen kann...viele grüsse an die ganze bärenbande und weiter so...ein toller blog...

anja fohmann

otti hat gesagt…

was für eine süße Geschichte
ich schau bestimmt bald mal wieder rein.
lg otti